Lex Warren E-Book
gequält die Augen und stöhnte. Das Stimmengewirr wurde lauter, sie konnte eine einzelne Stimme ausmachen, die ihr vertraut erschien. Vertraut, aber nicht erwünscht.
„Wir sind so froh, dass du zur Vernunft gekommen bist, Benahra. Es war nicht leicht, sich immer Ausreden auszudenken, warum du so lange auf der Erde geblieben bist. Die anderen Frauen haben sich Sorgen gemacht, du könntest eine Menschenhure geworden sein. Wir hören schlimme Dinge über die Bewohner der Erde. Die Männer sollen dort frei herumlaufen und einen eigenen Willen haben. Nicht auszudenken, wo das enden kann! Wir sind froh, dich in unserer Obhut zu wissen!“
Benahra öffnete die Augen und sah ihre Mutter, die sich über sie gebeugt hatte. Mühsam formte sie Worte mit ihren trockenen Lippen. „Ich will … nach Hause.“
„Das bist du, mein Schatz. Du bist auf Dolex.“
„Die Erde.“
„Die Erde ist ab jetzt nur noch ein böser Traum. Hier ist alles für dein neues Leben vorbereitet. Wir haben dir ein Haus oben auf dem Hügel direkt am Waldrand besorgt. Dein zukünftiger Mann wartet auf dich. Er sieht gut aus, ist absolut gehorsam und sehr aufmerksam. Du wirst ihn kennenlernen, sobald es dir besser geht. Die Reise war anstrengend. Ruh dich aus, mein Kind.“
Das grünliche Gesicht verschwand aus Benahras Blickfeld und sie hörte, wie die Tür geschlossen wurde. Man hatte sie allein gelassen. Das war ein guter Moment, um zu fliehen, aber Benahra war unfähig, sich aufzurichten. Sie versuchte, ihre Gedanken auf das zu fokussieren, was zuletzt passiert war, bevor ihre Erinnerungen aussetzten. Sie war in Kellims Büro gewesen. Er hatte ihr ein Schriftstück gezeigt. Als sie das Dokument las, war Panik in ihr aufgestiegen. Es besiegelte ihre Rückführung nach Dolex und das Verbot einer erneuten Einreise auf die Erde. Kellim hatte davon geschwafelt, wie froh er wäre, ihr die Möglichkeit zu geben, das zu sein, was sie sich immer ersehnt hatte. Sie hatte widersprochen, er hatte ihr nicht zugehört. Kellim hatte Lex Schuld gegeben, dass sie wie eine Abtrünnige ihres Volkes auf der Erde lebte und sich von einem schwulen Mann befehligen ließe, der am allerwenigsten anerkannte, welche Rolle Frauen spielten. Die Behauptung war grotesk. Dass so ein arroganter Mistkerl wie Kellim Lex schlecht machte, war jedoch schon bald Benahras geringstes Problem gewesen. Plötzlich hatten drei Männer den Raum betreten. Obwohl Benahra sich mit Erfolg gegen zwei von ihnen gewehrt hatte, war sie überwältigt worden und man hatte ihr ein Mittel verabreicht. Sie erinnerte sich an das Grinsen von einem der Männer, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte.
Man hatte sie nach Dolex gebracht – gegen ihren Willen. Doch das würde niemanden interessieren. Weder auf ihrem Heimatplaneten noch auf der Erde. Sie war kein Erdling, und nachdem das Einreiseverbot bestand, durfte sie nicht die Hoffnung hegen, jemals dorthin zurückzukehren.
Eine Welle der Verzweiflung ergriff von ihr Besitz. Übelkeit kroch ihre Kehle hinauf und raubte ihr den Atem. Lex … er würde herausfinden, was mit ihr geschehen war. Benahra wollte gerne hoffen, dass er ihre Rettung sein könnte. Aber sie wusste, dass es ihm niemals gelingen würde, die Abwehrsysteme von Dolex zu umgehen. Er würde nicht einmal ansatzweise in ihre Nähe gelangen können … und sie nicht in seine.
Benahras Magen krampfte sich bei der Erkenntnis zusammen und sie begriff, dass es kein Entkommen mehr gab. Ihr Schicksal hatte sie gefunden und schloss unerbittlich seine Faust um sie.
*
Die Triebwerke ließen Lex’ Shuttle leicht vibrieren. „Das wird ein ganz besonderer Ausflug, BC. Ich hoffe, es wird nicht unser letzter sein, sonst hatten wir beide nur ein kurzes Vergnügen an unserer Bekanntschaft.“
Lex beobachtete die Anzeigen und wartete auf die Startfreigabe. Es tat ihm leid, dass er sie nicht von Miles Frazer bekommen würde, aber vielleicht war es besser, dass der Operator keinen Dienst hatte. Es war schwer genug gewesen, ihm zu erklären, dass der Flug nach Dolex notwendig war; erneut den verständnislosen Ausdruck in Frazers Augen zu sehen, hätte Lex einen zusätzlichen Stich versetzt. Die ganze Geschichte brachte seine Pläne völlig durcheinander. Obwohl er nun wusste, wo er Denver finden konnte, jagte er stattdessen dem völlig unsinnigen Ziel nach, Benahra auf eigene Faust zu befreien.
„Es ist dumm … so dumm“, murmelte er vor sich hin, während er die Koordinaten in den
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