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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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geht meistens mit hoher Qualität und Exklusivität ... einher.« 3 Unter diesem Gesichtspunkt ist das System Porsche ökologisch durchaus bedenkenswert.
    Auch die Industrie selbst beginnt dieses Potential zu entdecken. Es gäbe da ja ganz hübsche Kombinationsmöglichkeiten: So werden bei den derzeitigen industriellen Pilotversuchen die Autowracks von hochbezahlten Kräften gefleddert. Man könnte natürlich auch einen sauberen und gut geführten Mercedes-, BMW- oder Audi-Schrottplatz vorschalten - nach Art des Hauses, also ohne Ghetto-Ambiente, und schon würde vieles mit großer Lust und Freude von Freiwilligen ausgebeint, abtransportiert und wiederverwertet.
    Daimler-Benz, man höre und staune, hat soeben tatsächlich einen Anfang gemacht. In Obertürkheim wurde ein »markeneigener Altfahrzeugverwertungsbetrieb« eröffnet, der dem Kunden für seinen alten Daimler preiswerte gebrauchte Ersatzteile liefern soll. 84 Prozent aller Mercedes-Kunden, so eine Umfrage, begrüßen dies unter Umweltgesichtspunkten aufs heftigste.
    Was lernen wir nun aus alledem? Erstens: Die Evolution hat den Menschen keineswegs zum Wegwerfwesen verdammt. Zweitens: Die Beschäftigung mit alten Dingen kann unbestreitbar Sinn stiften. Drittens: Bewahren und reparieren macht Spaß und spart Geld. Hier und da aufkommender Mangel spricht dafür, daß sich eher mehr als weniger Menschen einem solchen Ökohobby verschreiben. Für viele wird daraus sogar klammheimlich wieder ein Beruf. (In Wolfsburg klagen die Handwerker seit Einführung der Viertagewoche bei VW bereits über Auftragsschwund.) Fünftens: Der Finanzminister ahnt nichts davon. Folglich: Das alles macht Hoffnung.
      
    1 J. H. ReichhoLf, Das Rätsel der Menschwerdung, 1990. 2 H. Voigtländer, Der Sammler -Phänomen unserer Zeit?, 1993. 3 F. Schmidt-Bleek, Produktentwicklung (Broschüre), 1995.

Perspektiven
      
    Der Trend ist unübersehbar: Die Zeiten, in denen wertvolle Rohstoffe als Müll in Erdlöchern verbuddelt wurden, gehen zu Ende. Recycling wird wirtschaftlich immer sinnvoller und technisch perfekter. Wir werden also nicht im Müll ersticken, sondern aus Abfall Geld machen. Vielleicht sind die Mülldeponien von gestern die Rohstofflager von morgen. Möglich ist auch, daß bei neuen Industrieansiedlungen Vernetzungseffekte gleich mitbedacht werden. Manchmal ist der Abfall des einen die Ressource des anderen.
    Der Siegeszug des Recyclings ist ein schönes Beispiel dafür, wie politische Weichenstellungen kombiniert mit wirtschaftlichen Anreizen innerhalb kurzer Zeit viel bewirken können. Da alle Länder, in denen der Wohlstand steigt, früher oder später Müllprobleme bekommen, kann intelligente Recyclingtechnik zu einem deutschen Exportschlager werden.
    Zu Recht bemängeln Kritiker den schlechten energetischen Wirkungsgrad beim Kunststoffrecycling. Statt die im Kunststoff gespeicherte Energie zu nutzen und ihn zu verbrennen, so argumentieren sie, werden unter Hinzugabe weiterer Energie minderwertige Produkte geschaffen. Doch eine Festlegung auf die thermische Nutzung schafft keinen Anreiz für weitere technische Entwicklungen. Unsere Nachfahren werden über die Unzulänglichkeit des gegenwärtigen Plastikrecyclings lächeln. Besonders, weil es schon heute Methoden gibt, um unterschiedliche Kunststoffe automatisch zu trennen (was in der Praxis bisher immer noch in mühsamer Handarbeit geschieht).
    Es ist durchaus möglich, daß zukünftig aus Kunststoffabfall wieder hochwertige sortenreine Produkte entstehen können. Daran arbeiten Techniker, Ingenieure und Wissenschaftler. Zwei Beispiele: An der Technischen Universität Berlin entwickelten Forscher einen »Jungbrunnen für Kunststoffe«, in dem Plastikabfall in einer organischen Substanz gelöst wird. Die Apparatur separiert Bestandteile, die infolge unterschiedlicher Sinkgeschwindigkeit in einer Trennsäule einzeln abfließen. 1 Eine große Pilotanlage für ein anderes technisches Trennsystem wurde im Oktober 1997 in der Nähe von Aachen eröffnet. Auch sie verwandelt den buntgemischten und verdreckten Abfall aus den gelben Säcken in Kunststoffe sauberer Qualität. Diese KAKTUS genannte Anlage soll die Kosten der Kunststofftrennung erheblich senken. Das Duale System kündigte an, dieses Verfahren schon bald großtechnisch umzusetzen. 2
    Die Entwicklung besserer Kunststoffe kommt dem entgegen. Chemiker großer Unternehmen arbeiten daran, die Vielzahl der heute eingesetzten Stoffe zu reduzieren. »Unsere Forschung soll zu

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