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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

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Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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einheitlicheren Materialien führen, die man in vielen Bereichen anwenden kann. So würde das Sortieren weniger problematisch«, sagt Dr. Alexandra Jacobs, Laborleiterin einer großen Frankfurter Chemiefirma. 3
    Ein anderer Trend geht zum kompostierbaren Kunststoff. So präsentierte die Münchner Danone GmbH im Herbst 1997 den »Öko-Cup«, einen kompostierbaren Joghurtbecher, dessen Grundstoff aus Zuckerrüben gewonnen wird. Danone zog den »Öko-Cup« zurück, denn bis heute (1999) gibt es leider immer noch kein Sammelsystem für biologisch abbaubare Werkstoffe. Sie gehen bisher im normalen Plastikmüll unter. Dabei ist das Bio-Plastik längst technisch ausgereift. Die »Interessengemeinschaft biologisch abbaubare Werkstoffe e.V.« (IBAW) zählt Ende der neunziger Jahre 33 Mitglieder, darunter die deutschen Chemieriesen BASF und Bayer. Auch US-Großkonzerne wie Monsanto produzieren und vertreiben bereits Kunstoffprodukte aus Pflanzen. 4
    Womit wir beim Biomüll wären. Ob der häuslichen Komposttonne in den Städten eine große Zukunft bevorsteht, ist fraglich. Denn feuchte Lebensmittelabfälle sind Flugplätze für alle möglichen Schimmelpilzsporen. Wenn im Zuge der Energie- und Klimadiskussion obendrein die Wohnhäuser immer besser isoliert werden, könnten auf diese Weise Schimmelbiotope entstehen, die zum gesundheitlichen Risiko werden, besonders für Allergiker. Ähnliche Risiken könnten in der Nähe von Groß-Kompostanlagen entstehen, die in vielen Gemeinden betrieben werden. Beim Umweltbundesamt (UBA) regte sich schon Kritik an diesen Verrottungsszentren. UBA-Mitarbeiter Rüdiger Hofmann erklärte, daß in zahlreichen Kompostierungsanlagen gesundheitlich bedenkliche Konzentrationen von Krankheitskeimen gefunden worden sind. 5
    In Deutschland wird die Mehrwegquote gern zum Öko-Dogma erhoben. Ob in Zukunft der Transport von Mineralwasser und Limonade in Pfandflaschen (die so schwer sind wie ihr Inhalt) noch ökologisch vernünftig sein wird, ist fraglich. Drei technische Entwicklungen sprechen gegen ein Überleben der alten Pfandflasche aus Glas: Erstens wurde 1997 auf einer Fachmesse erstmals eine PET-Flasche (Polyethylenterephtalat) vorgestellt, die nicht mehr den unangenehmen Plastikgeschmack aufweist, sondern, wie Glas, geschmacksneutral ist. Zweitens haben mehrere Firmen das Recycling so optimiert, daß aus PET-Flaschen wirklich wieder PET-Flaschen werden können. 6 Und drittens machen immer mehr Haushalte Sprudelwasser und Limonade selbst. Da in vielen Regionen Deutschlands das Trinkwasser gut schmeckt und Werte vorweisen kann, die die Qualität vieler Mineralquellen übertreffen, kommen Sodawasserbereitungsgeräte heftig in Mode. Das Fraunhofer-Institut in Stuttgart hat sogar ein Bauteil entwickelt, das direkt an den Wasserhahn montiert werden kann und das Wasser schon mit Kohlensäure versetzt, während es aus der Leitung läuft. 7 Aus solchen Entwicklungen könnte ein Niedergang der Mineralbrunnen-Unternehmen folgen. Doch für die Umwelt wäre es allemal gut, wenn Getränke nicht mehr per LKW durchs Land kutschiert werden müßten.
    Aber vielleicht kommt alles noch ganz anders. Neueste Forschungen aus England ziehen grundsätzlich in Zweifel, ob Recycling gut für die Umwelt ist. Matthew Leach, Energieexperte vom Zentrum für Umwelttechnologie am Imperial College in London, erstellte eine vergleichende Umweltbilanz von Verbrennen und Recyceln. Die Ergebnisse werfen die ganze Mülldiskussion der letzten 30 Jahre über den Haufen. Am Beispiel Recyclingpapier rechnete Leachs Team vor: Der wahre Umweltfreund läßt den Abfall verbrennen. Papierrecycling verbraucht dieser Studie zufolge wesentlich mehr Energie und verursacht mehr Umweltverschmutzung, besonders über den Lastwagenverkehr vom Sammelcontainer zu den oft weit entfernten Recyclingfabriken. Während bei der Wiederaufbereitung von Altpapier Tausende Tonnen Erdöl verbraucht werden, liefern moderne Verbrennungsanlagen Energie und Wärme. Der Verbrennungsprozeß sei CO 2 neutral, argumentieren die britischen Umweltforscher, denn die nachwachsenden Wälder Skandinaviens und Nordamerikas, die für die Papierherstellung gepflanzt werden, nehmen das freigesetzte Kohlendioxid wieder auf.
    Die recycling-kritischen Wissenschaftler glauben, daß Sammeln und Wiederverwerten ein pseudoökologisches Ablaßritual geworden sind, das der Umwelt eher schadet als nützt. »Das Reinigen von Mehrwegflaschen«, sagt Leach, »kann mehr Energie kosten als die

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