Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
Vom Netzwerk:
maßgeblich verantwortlich für den Ozonabbau gelten die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die beispielsweise als Treibmittel in Spraydosen und als Kühlmittel verwendet wurden. In Verbindung mit Sonneneinstrahlung und extremen Wintertemperaturen über den Polen lösen sie verschiedene ozonzerstörende Kettenreaktionen aus.
      
Herstellung und Verbrauch von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) in Deutschland
      

      
    Die Herstellung und der Verbrauch von Fluorchlorkohlenwasserstoffen wurden seit 1989 mit großer Entschlossenheit heruntergefahren und schließlich eingestellt. Nur etwa 1000 Tonnen FCKW werden noch in medizinischen Spraydosen eingesetzt. (Quelle: Bundesumweltministerium 1996)
      
    Weitere Verbindungen stehen im Verdacht, dasselbe zu tun, etwa Methylbromid, wie es in Pflanzenschutzmitteln Verwendung findet. Der Stoff wird allerdings auch in großen Mengen von der Natur freigesetzt, so durch Seetang, Algen, Waldbrände oder Vulkanausbrüche. 4 Das gleiche gilt für Jodverbindungen, die aus den Weltmeeren aufsteigen und die für beobachtete Ozonverluste auch außerhalb der Polarbereiche verantwortlich sein könnten. 5
    Im Jahre 1987 einigte sich die Völkergemeinschaft, die Produktion der FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) einzuschränken und stufenweise ganz auslaufen zu lassen. Inzwischen haben über 150 Staaten das Abkommen ratifiziert. Im Rahmen des sogenannten »Montrealer Protokolls« beschlossen die Industrieländer einen Ausstieg aus der Produktion zum 1. Januar 1996, die weniger FCKW-verbrauchenden Entwicklungsländer sollen bis spätestens 2010 folgen. 6 [Grafik siehe oben] (Ein Problem stellt derzeit freilich die illegale Herstellung und der Schmuggel von FCKW beispielsweise in Rußland dar.) Ein vorgezogenes Verbot von Methylbromid wird angestrebt, in Deutschland ist die Produktion bereits eingestellt. 7
    Experten gehen davon aus, daß derzeit noch nicht alle FCKW-Moleküle in der Stratosphäre angekommen sind. Ihre Konzentration wird erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung nach dem Verbot wieder abnehmen. Allgemein rechnet man bis zum Jahr 2003 mit einer Trendumkehr beim Ozonabbau. Derzeit beträgt der Schwund an Ozon etwa 0,6 Prozent pro Jahr. Wenn der FCKW-Zustrom nachlasse, so glaubt der Nobelpreisträger und Atmosphärenforscher Paul Crutzen, werde sich die Ozonschicht wieder erholen und die Menschheit brauchte keine Angst vor einer weiteren Zerstörung ihres Schutzschildes zu haben. 8 Computersimulationen, die auf sogenannten »zweidimensionalen atmosphärischen Modellen« beruhen, gehen davon aus, daß sich die Ozonschicht bis Mitte des nächsten Jahrhunderts wiederherstellt.
    Doch diese Berechnungen gelten mittlerweile als fragwürdig. Wissenschaftler der Universität Wuppertal haben die Computermodelle der Vorgänge in der Atmosphäre jüngst mit Hilfe neuentwickelter Satelliteninstrumente und Messungen überprüft (Projekte MAHRSI/ CHRISTA). 9 Das Ergebnis: Die Berechnungen der Computer weichen um den Faktor 2 - in die eine wie in die andere Richtung - von den beobachteten Daten ab. Dies deutet auf einen grundsätzlichen, konzeptionellen Fehler im Verständnis der photochemischen Vorgänge in der Atmosphäre hin. Hinzu kommen neue Erkenntnisse über die komplexen natürlichen Strömungssysteme in der Atmosphäre, die von den Computern nicht richtig berücksichtigt werden. Die künftige Entwicklung der Ozonschicht ist deshalb für Überraschungen gut: Eine Erholung der Ozonschicht kann erheblich länger dauern als angenommen, sie kann aber auch schneller vonstatten gehen. Bei den Vorgängen um das stratosphärische Ozon tappt die Wissenschaft - trotz aller Fortschritte - vielfach noch im Dunkeln. Politisch wurde das Problem nach dem heutigen Stand der Kenntnisse gelöst.
      
    1 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. 11. 1997. 2 A. Wildawsky, But is it True? 1995. 3 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. 11. 1997. 4 GSF-Forschungszentrum, Information »Stratosphärische Ozonschicht und Ozonloch«, April 1995. 5 Der Spiegel Nr. 6/1996. 6 GSF-Forschungszentrum, Information »Stratosphärische Ozonschicht und Ozonloch«, April 1995. 7 Bundesumweltministerium, Pressemitteilung, 17. 7. 1997. 8 Der Spiegel Nr. 42/1995. 9 Science, Vol. 277, 1997, Seite 1967.

»Wegen des Ozonlochs gibt es bereits mehr Fälle von Hautkrebs«
      
    Prinzipiell hängt die Wirkung der ultravioletten Strahlung, die von der Sonne zu uns gesandt wird, von der Dosierung ab. In einem gewissen

Weitere Kostenlose Bücher