Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
Vom Netzwerk:
modischen knie- und ärmellangen Badeanzügen geschützt.
    Dabei darf nicht vergessen werden, daß schon die normale UV-B-Strahlung ein Hautkrebsrisiko birgt, und auch die UV-A-Strahlung spielt nach Ansicht vieler Mediziner eine Rolle. Sonnencremes schirmen zwar UV-B ab, nicht aber die UV-A-Strahlung. Da damit das natürliche Alarmsignal Sonnenbrand ausgeschaltet ist, bleiben die Menschen zehn- bis fünfzehnmal länger in der Sonne. In dieser Überdosierung wird UV-A möglicherweise zum erheblichen Risikofaktor. Eine Verhaltensänderung in Richtung vernünftigerem Umgang mit dem Sonnenlicht war also ohnehin überfällig.
    Das gleiche sollten sich Mitteleuropäer ganz unabhängig vom Ozonloch hinter die Ohren schreiben. Auf der Nordhalbkugel hat sich die UV-B Strahlung seit den siebziger Jahren im Schnitt um etwa zehn Prozent erhöht. Am ehesten ist davon etwas in großen Höhen zu spüren. Ansonsten überlagern natürliche Faktoren meist den eventuell auf den Ozonschwund zurückzuführenden zusätzlichen UV-B-Effekt.
    Hinzu kommen zivilisatorische Einflüsse: Über Städten und Ballungsgebieten beispielsweise sorgen die Abgase für eine höchst effektive UV-B-Abschirmung - die Werte sinken. Das gleiche bewirkt das aus anderen Gründen äußerst unbeliebte Bodenozon: Es gibt UV-B keine Chance (an der vierspurigen Strandpromenade von Nizza sind die Sonnenanbeter zumindest vor Strahlung relativ sicher). Nun kann es natürlich keine Lösung sein, die Luft gleichsam aus Gesundheitsgründen ordentlich zu verpesten.
    Grundsätzlich gilt: In Mitteleuropa ist die Sorge, allein aufgrund der Ausdünnung der Ozonschicht an Hautkrebs zu erkranken, übertrieben. Die Angst, diesen Hautkrebs ganz herkömmlich mit einem Sieben-Tage-rundum-nahtlos-braun-Urlaub auszulösen, ist hingegen begründet. Aufgrund der langen Zeit, die zwischen der Einwirkung der Sonnenstrahlen und dem Ausbruch von Hautkrebs besteht, kommt diese Einsicht für viele Menschen jedoch zu spät. Aus dem gleichen Grund ist auch eine künftige Krankheitshäufung durch die gestiegene UV-B-Strahlung nicht auszuschließen. Wissenschaftler rechnen derzeit mit einem weiteren Anstieg der Hautkrebsfälle in USA und Europa um etwa zehn Prozent. 5
    Die langfristige Entwicklung der Krankheit hängt jedoch von uns selbst ab. Sollte sich unser Schönheitsideal wieder zur vornehmen Blässe hinbewegen, dann dürfte sich die Zahl der Hautkrebsfälle trotz der angegriffenen Ozonschicht früher oder später reduzieren.
      
    1 GSF-Forschungszentrum, Hintergrundinformation »UVB-Strahlung - Wirkung auf Pflanzen«, 1995. 2 G. Easterbrook, A Moment on the Earth, 1995. 3 A. Wildawsky, Butis it True? 1995. 4 Journal of the American Medical Association vom 21. 7. 1989. 5 Welt am Sonntag vom 22. 11. 1996.

»Durch das wachsende Ozonloch werden Pflanzen und Tiere geschädigt«
      
    Befürchtungen, Pflanzen und andere Organismen könnten durch die zusätzliche UV-B-Einstrahlung in größerem Umfang geschädigt werden, sind inzwischen einer zurückhaltenderen Betrachtungsweise gewichen. Die meisten Pflanzen und Kleinlebewesen haben offenbar relativ gut funktionierende Schutzmechanismen gegen UV-B Strahlung - zumindest im Bereich der heute auftretenden Veränderungen. Dies ergaben zahlreiche Versuche und Beobachtungen, beispielsweise in hochgelegenen Gebirgsseen in Europa und Südamerika. Erstaunlicherweise reagieren etwa Algen auf die normale (unveränderte) UV-A-Strahlung mitunter empfindlicher als auf zusätzliches UV-B. Wie Organismen ohne Schutzpigmente mit der Strahlung zurechtkommen, weiß die Wissenschaft noch nicht.
    Ähnlich wie beim Einfluß auf die menschliche Gesundheit rückt die Rolle der durch die Ozonausdünnung eigentlich nicht betroffenen UV-A-Strahlung verstärkt ins Blickfeld der Forschung. Biologen und Limnologen (diese befassen sich mit Süßgewässern und den darin lebenden Organismen) sind von der derzeitigen Entwicklung in der Forschung etwas überrascht. Roland Psenner vom Institut für Zoologie und Limnologie der Universität Innsbruck rät dennoch dazu, vorsichtig zu bleiben: »Wir wissen natürlich nicht, inwieweit der zusätzliche Streß die Lebewesen indirekt beeinträchtigt.«

Perspektiven
      
    Die sommerliche Ozonbelastung am Boden erreicht in Deutschland nur sehr selten Werte, die von Medizinern für den Gesunden als bedenklich eingestuft werden. Technische Verbesserungen wie Katalysatoren und gesetzliche Regelungen wie die Sommersmog-Verordnung lassen

Weitere Kostenlose Bücher