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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Menschenaffen« erstmals Gesetzeskraft. Das neuseeländische Parlament übernahm Forderungen aus Singers »Great Ape Project« ins Tierschutzgesetz.
    Wer gegen Rassismus und Sexismus eintrete, muß, nach Singers Ansieht, auch gegen den Speziesismus, also die Diskriminierung anderer Arten, ankämpfen. »Wenn wir Mitglieder unserer eigenen Spezies betrachten, denen Charakteristika normaler Menschen fehlen«, schreibt er, »können wir nicht länger sagen, daß deren Leben stets dem anderer Tiere vorzuziehen sei.« Mit Sätzen wie diesem brachte Tierfreund Singer vor allem Behindertengruppen gegen sich auf. Mit ihren Protesten machten sie Diskussionen mit ihm zumindest in Deutschland unmöglich (was bedauerlich ist, denn in offener Debatte kann man solchen Irrlehren am besten entgegentreten).
    Tierrechtler wollen Tiere in die menschlichen Normen einbeziehen. Dabei vermischen sie zwei völlig gegensätzliche Bereiche: Die menschliche Gemeinschaft, mit ihren Möglichkeiten, moralische Entscheidungen zu treffen - und die Natur, die auf evolutionäre Effizienz angelegt ist und dabei keine Skrupel kennt.
    Menschen verursachen nur einen Bruchteil des alltäglichen Massensterbens von Lebewesen. Viele Arten sind mit ihren Geburtenraten geradezu darauf ausgerichtet, tausendfachen Tod in Kauf zu nehmen. Ein Feldhase beispielsweise kann im Zoo zwölf Jahre alt werden. Seine durchschnittliche Lebenserwartung in freier Natur liegt jedoch bei etwas über einem Jahr, denn 62 Prozent der Jungtiere sterben bereits in den ersten zwölf Monaten an Krankheiten, oder weil sie zur Beute anderer Tiere werden.
    Auch wenn eines Tages alle Menschen Vegetarier würden, der Futtermittelanbau also wegfiele, müßte weiterhin im großen Maßstab Getreide und Gemüse gepflanzt werden. Jeder bestellte Acker, jede Plantage war jedoch einmal Wildnis und damit Lebensraum für Tiere. Das Dilemma des »Töten, um zu überleben« fängt nicht erst im Schlachthof an. »In letzter Konsequenz ist die Tierrechtsidee nicht praktikabel«, folgert daher der amerikanische Philosoph Baird Callicot.
    Obwohl echte Tierrechtler nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Milch, Eier, Wolle, Leder und tiergetestete Arzneien verzichten, sitzen sie in der moralischen Klemme. Der Kautschuk, aus dem ihre Gummischuhe hergestellt wurden, stammt aus Plantagen. Dafür wurden Regenwälder gerodet und mit diesen verschwanden Tiere. Wo Baumwolle für Kleidung geerntet wird, waren früher Savannen, über die Wildtierherden zogen. Selbst die Bücher der Tierrechtsphilosophen sind blutbefleckt. Schließlich ist Papier ein Holzprodukt. Die Bäume, die dafür gefällt wurden, beherbergten Vögel, Käfer und Kleinsäuger.
    Der Ansatz führt in eine philosophische Sackgasse und birgt für die Tierschutzpraxis Gefahren. Erstens dreht sich die Diskussion dann nicht mehr um Tierquälerei (was viel wichtiger wäre), sondern um das Töten. Tiere haben jedoch keine Vorstellung vom Tod. Sie leiden unter Schmerzen, doch der Tod selbst bedeutet kein Leid für sie. Eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover widerlegte die These, daß Schlachttiere »den Tod ahnen«. Die Forscher untersuchten Herzfrequenz und Streßhormone im Blut von Schweinen auf Schlachthöfen. Dort, wo die Tiere geprügelt und mit Elektrotreibgeräten drangsaliert wurden, wo das Personal brutal war und die Stimmung hektisch, hatten die Tiere Angst. Auf vorbildlichen Schlachthöfen, wo sie bis zuletzt gut behandelt wurden, zeigten sie keine Streßsymptome. 2
    Zweitens diskreditiert die Forderung nach »Gleichberechtigung für Tiere« den Tierschutzgedanken. Viele Menschen, die eigentlich tierfreundlich eingestellt sind, fühlen sich durch solche Postulate abgeschreckt.
    Drittens werden militante Tierrechtler dazu verleitet, sich moralisch im Recht zu fühlen, wenn sie im Namen der unterdrückten Tiere Menschen bedrohen. Bereits mehrfach kam es in Nordamerika und Europa zu Anschlägen auf Wissenschaftler, Pelztierzüchter und andere, die ins Feindbild der Tierrechtler passen. Bei einigen dieser Attentate wurden Menschen verletzt. Auf die Frage eines Reporters, ob er Gewalt gegen Menschen befürworte, antwortete der Tierrechtsphilosoph Dr. Helmut F. Kaplan, wenn Gewalt gegen Sachen nichts nütze, »muß man die Verantwortlichen daran hindern, ihr blutiges Handwerk weiter auszuüben«. Der Reporter fragte nach, ob Kaplan allen Ernstes Mord befürworte. Antwort: »Unbeteiligte dürfen nicht zu Schaden kommen. Auch Kinder

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