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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Mensch und Tier im biologischen Sinne stehen. Das Bild vom Tier als Maschine, das noch Descartes zeichnete, ist überholt. Es ist zu befürchten, daß im Zuge dieser Entwicklung auch die Tierrechtsideologie weiter um sich greift. Ende der neunziger Jahre war ihr Aufstieg immer noch ungebrochen. Neuseeland nahm 1999 die »Rechte der Menschenaffen« in die nationale Gesetzgebung auf. In England und USA häuften sich Proteste und Terroranschläge militanter Tierrechtler. Der Siegeszug dieser antihumanen Gesinnung könnte nur aufgehalten werden, wenn vernünftige Tierschützer und Wissenschaftler ein konstruktives Bündnis eingehen.
    Das ungerechte Pauschalurteil gegen Zoos erledigt sich von selbst, dadurch daß Zoos für Besucher und Tiere zu immer schöneren Orten werden. Vermutlich wandeln sich die meisten seriösen Tierparks in den nächsten Jahren zu Naturschutzzentren, Botschaften der Wildnis im Herzen der Zivilisation.
    Tierversuche wird es leider wohl noch lange geben müssen. Zur Zeit sind keine wissenschaftlichen Modelle in Sicht, die ein Erproben neuer Operationsmethoden oder Arzneien am lebenden Organismus völlig überflüssig machen könnten. Je verantwortungsvoller die Forscher mit den ihnen anvertrauten Lebewesen umgehen, desto mehr Menschen werden die traurige Notwendigkeit von Tierversuchen akzeptieren.
    Die Pelzwirtschaft könnte eine Renaissance erleben, und zwar nicht mit den Produkten aus trostlosen Käfigfarmen, sondern mit Wildtierfellen. Schon heute erproben Artenschützer von IUCN und WWF Modelle für eine nachhaltige Nutzung von Wildtierbeständen. Besonders in armen Entwicklungsländern versuchen sie, Naturschutz mit ökonomischen Anreizen zu verbinden. Ein solcher Ansatz könnte die kontrollierte Vermarktung von Fellen sein. Wildnisgebiete werden in erster Linie von der Landwirtschaft bedroht. Arme Bauern roden und wildern, um Ackerland und Weideflächen für Haustiere zu gewinnen. Wenn die Nutzung von Wild mit der Landwirtschaft konkurrieren könnte, ist eine Wildtier-Ökonomie vorstellbar, die Schützen und Nützen vereint. Erfahrungen in afrikanischen Ländern haben gezeigt: Sobald Wildtiere wirtschaftlich nutzbar gemacht werden, hören die Bauern damit auf, sie als Schädlinge zu vernichten. Damit Raubbau vermieden wird und ein sinnvolles Verhältnis von Jagd und Hege entsteht, ist das Fachwissen von Naturschutzexperten gefragt. Wenn die Pelzwirtschaft diese Signale erkennt, könnte sie ein völlig neues Image erhalten. Vielleicht schmücken sich ökologisch bewußte Käufer in Zukunft mit Pelzen aus nachhaltiger Nutzung, immerhin ein biologisch abbaubares und stets nachwachsendes Naturprodukt.
    Am schwierigsten wird es sein, die Tierquälerei in den Fabrikställen abzuschaffen. Auf diesem Feld haben Tierschützer bisher am wenigsten erreicht. Die Mehrheit der Bevölkerung zieht leider die gemütliche Doppelmoral vor. Ihre Empörung über Tiertransporte und Hühnerkäfige hört beim Sonderangebot an der Fleischtheke auf. Kein deutscher Landwirtschaffsminister hat bisher den Mut besessen, sich mit den Nutznießern der Tierquälerei (zu denen eben nicht nur die Bauern, sondern auch die Konsumenten zählen) ernsthaft anzulegen. Hoffnungsschimmer gibt es im Ausland, etwa in der Schweiz und in Schweden, wo die schlimmsten Erscheinungsformen der industriellen Tierhaltung mittlerweile verboten sind.
    Im Sommer 1999 wurde endlich das Ende der Käfigbatterien eingeläutet. Die Landwirtschaffsminister der Europäischen Union beschlossen, daß ab 2003 nur noch verbesserte Käfige zugelassen werden, die den Verhaltensimpulsen der Hennen entgegenkommen (also etwa das Scharren und Nisten ermöglichen). Das Bundesverfassungsgericht entschied kurze Zeit später, daß die alte Hennenhaltungsverordnung dem Tierschutzgesetz widerspricht und geändert werden muß. Diese Rechtsverordnung des Bonner Landwirtschaftsministeriums aus dem Jahre 1987 legalisiert die Schinderei in den Eierproduktionsstätten. 1 Erfreulicherweise sind die Supermärkte in Sachen Tierschutz aktiv geworden. Einzelhandelsketten wie Rewe, Edeka und Tengelmann bieten seit einiger Zeit Bio-Fleisch und Freilandeier an. Sollten sie gute Geschäfte damit machen, entsteht für viele Bauern auf diese Weise ein Ansporn, die Tierhaltung umzustellen.
    Diese Entwicklung wird leider von ideologisch kleinkarierten Öko-Funktionären gebremst. Sie pochen auf die reine Lehre und bekämpfen Bauern, die ihre Tiere frei laufen lassen, jedoch nicht die

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