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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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besuchen jährlich die 1200 Tierparks der Welt. 1 Zoogegner wenden ein, daß Tierfilme im Fernsehen ein besseres Naturerlebnis vermitteln. John Hartley vom Zoo auf Jersey glaubt das nicht. Er sagt: »Es gibt keinen Ersatz dafür, Elefantenscheiße zu riechen.«
      
    1 IUDZG (World Zoo Organisation), The World Zoo Conservation Strategy, 1993.

»Die Pharmakonzerne sind die größten Tierquäler«
      
    Die emotionsgeladen geführte Tierschutzdiskussion ist meist meilenweit von der Realität des Tierelends in Deutschland entfernt. So erhitzt sich der Volkszorn an Tierversuchen und Pelzfarmen. Doch es gibt nur noch 37 Pelzfarmen in Deutschland. Und für jeden Bundesbürger werden im Laufe seines Lebens drei Nagetiere im Tierversuch getötet. In derselben Zeit verspeist dieser Durchschnittsbürger zirka 360 Tiere (Fische nicht mitgerechnet). 1 [Tabelle siehe unten] Damit wären wir beim wirklichen Skandal. Die Mehrzahl der über 460 Millionen Nutztiere 2 (inklusive Masthähnchen) muß immer noch ein erbärmliches Dasein in dunklen Stallgefängnissen fristen. Obwohl Bernhard Grzimek bereits vor 30 Jahren im Fernsehen darauf aufmerksam machte, ist erst seit kurzem eine Mehrheit bereit, das Problem wahrzunehmen. Der Durchbruch ins allgemeine Bewußtsein gelang mit den erschütternden Reportagen über die EU-subventionierten Tiertransporte. Der Grund für diese Doppelmoral liegt vermutlich darin, daß Tierexperimentatoren und Pelzträgerinnen grundsätzlich »die anderen« sind, während man selbst die Vorteile billiger Schnitzel genießen möchte, ohne daran zu denken, welche Formen der Landwirtschaft dadurch unterstützt werden.
    Die Zustände in den Mastfabriken sind nach wie vor entsetzlich. Für Kälber sind 1,5 Quadratmeter Stallfläche vorgeschrieben, für Schweine am Ende der Mastzeit weniger als ein Quadratmeter. Der nackte Beton ist von Abflußspalten durchzogen, so daß die Tiere nie festen Boden unter den Klauen haben, sondern immer auf einer Art Rost stehen. Darunter sammelt sich die Gülle. Stinkende und ätzende Ammoniakdämpfe steigen auf, für die geruchsempfindlichen Schweine eine Qual. Um die Körper der Tiere bis zum letzten auszunutzen, werden sie einseitig gezüchtet. Die Brüste vieler Puten sind so mit Fleisch bepackt, daß die Vögel vornüberfallen. Nicht nur Tierschützer, sondern auch viele Veterinäre und Verhaltensforscher halten solche Zustände für barbarisch. Doch bislang verbietet sie noch kein Gesetz. Im Gegenteil: Die Tierhalter mit den schlimmsten Methoden werden oft am höchsten subventioniert. 78 Milliarden Mark kostet die europäischen Steuerzahler die staatliche Hätschelei der fehlgeleiteten Agrarbranche. Bis heute gehören die deutschen Landwirtschaftsminister zu den entschiedensten Befürwortern dieses planwirtschaftlichen Systems, mit dem schlimmste Tierquälerei gefördert wird.
      
So viele Tiere essen wir
    (und so wenige werden für unsere Gesundheit geopfert)
      
    Unter Annahme einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 72,21 Jahren bei Männern und 78,68 Jahren bei Frauen nutzt jeder Bundesbürger im Laufe seines Lebens:
      
      
Mann
Frau
Rinder
6,5
7,1
Schafe
1,4
1,6
Schweine
43,3
47,2
Hühner
306,8
334,4
Versuchstiere
2,9
3,1
      
    Für jeden Deutschen müssen drei Versuchstiere ihr Leben lassen. Demgegenüber ißt der Durchschnittsbürger im Laufe seines Lebens fast 380 Tiere, Fische und Wild nicht mitgerechnet. (Quelle: G. Küsters 1993)
      
    Kenner der politischen Szene behaupten, das Landwirtschaftsministerium sei eine »untergeordnete Behörde des Bauernverbandes«.
    Das Kernproblem der massenhaften Tierquälerei in Deutschland läßt sich in einem Satz erklären: Tierprodukte sind zu billig! Gute Tierhaltung kostet Geld. Wer ernsthaft will, daß Rinder, Schweine und Hühner nicht gequält werden, muß bereit sein, für Fleisch, Wurst, Milch, Käse und Eier mehr Geld auszugeben. Schon heute bieten Biometzger, Naturkostläden und sogar Supermärkte gekennzeichnete Produkte aus tiergerechter Haltung an.
    Das statistisch zweitgrößte Tierschutzproblem in Deutschland geht ebenfalls nicht auf das Konto von bösen Weißkitteln in den Labors der Pharmakonzerne. Die Dimensionen dieser Tierquälerei sind unbekannt, denn sie spielt sich im Schutz der Privatsphäre ab. Über 22 Millionen Tiere 3 (ohne Aquarienfische) leben in bundesdeutschen Haushalten. Es ist überaus fraglich, ob Meerschweinchen, Hamster, Mäuse, Sittiche und Schildkröten in Kinderzimmern

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