Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Europa und Nordamerika fanden die großen Rodungen während des Frühkapitalismus statt und hörten auf, als die Industriegesellschaffen voll entwickelt waren.
1 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. 3. 1997. 2 Die Woche vom 22. 11. 1996. 3 New Scientist vom 21. 3. 1998. 4 Gate Nr. 2/1997. 5 Der Spiegel, Nr. 7/1997.
Weltbevölkerung
Oft gehört, gern geglaubt
»Die Weltbevölkerung wächst unaufhörlich weiter“
»Hunger und Elend nehmen immer mehr zu“
»Die Entwicklungsländer kümmern sich nicht um den Umweltschutz“
»Wachsender Wohlstand führt zu mehr Umweltbelastung«
Perspektiven
Oft gehört, gern geglaubt
»Malthus hatte recht mit der Vorhersage, daß die Weltbevölkerung in geometrischer Progression wachsen würde«, schreibt US-Vizepräsident Al Gore in seinem Buch »Wege zum Gleichgewicht«. Al muß es wissen, schließlich ist er Vater von vier Kindern. 1
Das Titelblatt des »Greenpeace-Magazins« zeigt eine Menschenmenge aus der Vogelperspektive. Ein Wort ist in großen Lettern über die Gesichter gedruckt: »ZUVIEL«. 2 Der »Stern« wählte für ein Extra-Heft den Titel »Zeitbombe Mensch« und warnte darin vor einem »Untergang im Menschenmeer«. 3
Es gilt heute als völlig normal, die Menschheit als eine Art Seuche darzustellen, die den armen Planeten Erde plagt. Der Verhaltensforscher und Umweltaktivist Konrad Lorenz bekannte in einem seiner letzten Interviews: »Gegen Überbevölkerung hat die Menschheit nichts Vernünftiges unternommen. Man könnte daher eine gewisse Sympathie für Aids bekommen.« 4
Zuviel sind natürlich immer die anderen. Niemand kam bisher auf den Gedanken, daß es vielleicht einen Überschuß an moralisch korrekten, sauberen und umweltbewußten Mittelstandsfamilien in Baden-Württemberg geben könnte. »Es zeigt sich«, so Lorenz, »daß die ethischen Menschen nicht so viele Kinder haben und die Gangster sich unbegrenzt und sorglos weiterreproduzieren.« 5 Dem internationalen Vergleich der Geburtenraten ist zu entnehmen, daß in Tansania und in Burkina Faso folglich viel mehr »Gangster« leben müssen als im schönen Österreich, der Heimat des seligen Konrad Lorenz.
Haß auf die Massen zieht sich als Leitmotiv durch die Weltanschauung elitärer Naturfreunde. Menschenverachtende (und im Kern völkische) Rhetorik gehört in der Ökoprosa zum guten Ton - doch kaum jemand empört sich darüber. Einige Vordenker fordern unverblümt, die lästige Menschheit endlich auf ein in ihren Augen verträgliches Maß zu vermindern. So schlagen die beiden amerikanischen Öko-Theoretiker Bill Deval und George Sessions ernsthaft vor, der Natur zuliebe die Zahl der Menschen auf der Welt auf etwa hundert Millionen zu reduzieren. 6
Vermutlich sind die beiden fest davon überzeugt, daß sie zu den Auserwählten gehören, die in perfekter Harmonie mit Tieren und Pflanzen weiterleben dürfen. Wir sind dagegen fest davon überzeugt, daß in Tansania, Burkina Faso und auch im extrem dicht besiedelten Deutschland eine Menge netter Leute leben, die genauso wertvoll sind wie die allergescheitesten Öko-Theoretiker.
1 P. J. O'Rourke, Alle Sorgen dieser Welt, 1994. 2 Greenpeace-Magazin Nr. 2/1994. 3 Stern 14. 4. 1994. 4 Natur Nr. 11/1988. 5 ebd. 6 J. Friedrichs, Die gewaltsame Legitimierung sozialer Normen, 1997.
»Die Weltbevölkerung wächst unaufhörlich weiter«
Im Jahr 1999 wuchs die Weltbevölkerung auf sechs Milliarden Menschen an. 1 Nach den neuesten UN-Prognosen kommt es nicht - wie lange Zeit befürchtet - zu einer Verdoppelung der derzeitigen Weltbevölkerung. Der Höchststand wird demnach im Jahre 2050 erreicht sein. Dann soll die Zahl der Erdenbürger wieder sinken. 2
Jährliche Zuwachsrate der Weltbevölkerung
Die Zuwachsrate der Weltbevölkerung sinkt seit Ende der achtziger Jahre. Zwar steigt die absolute Zahl der Menschen auf der Erde weiterhin an, doch das Wachstum ist gebremst. Der tiefe Knick gegen Ende der fünfziger Jahre dokumentiert die schrecklichen Folgen der Kollektivierung von Chinas Landwirtschaft. Von den Anhängern Maos wurde dieser Terror gegen die Bevölkerung »Großer Sprung nach vorn« genannt. (Quelle: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung 1997/US Bureau of the Census)
Kinder je Frau in Entwicklungsländern
Noch nie in der Geschichte der Menschheit war die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau so niedrig wie heute. In den Entwicklungsländern lag sie Mitte
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