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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Zeit Afrika heimsuchten, etwa in Somalia und dem Sudan, waren die Folge von Bürgerkriegen und nicht von Nahrungsmangel auf dem afrikanischen Kontinent.
    Auch die Entwicklungsländer produzieren heute genügend Nahrung für jeden Bürger. Wenn dennoch in einigen Gebieten der Welt Hunger ausbricht, so liegt das nicht daran, daß die Welt zu wenig Lebensmittel hat. Manchmal gibt es sogar dort genug zu essen, wo die Menschen hungern. Doch sie werden durch Staatsterror, Krieg oder Bürgerkrieg daran gehindert, Nahrung anzubauen, zu produzieren oder zu kaufen. Dies ist das Fazit offizieller WHO-Untersuchungen über die Ursachen von Hunger. 1
    Die politischen Ursachen des Hungers lassen sich an den drei größten Hungerkatastrophen des 20. Jahrhunderts deutlich zeigen. Die Hungersnot von 1934 in der Sowjetunion war von Stalin organisiert, der den Widerstand der Bauern gegen die Kollektivierung brechen wollte. Die Hungerkatastrophe von 1943 in Bengalen entstand, weil die britischen Kolonialherren alle Vorräte beschlagnahmten, da sie eine Invasion der Japaner aus dem benachbarten Burma erwarteten. Das Massensterben in China Ende der fünfziger Jahre war die Folge der chaotischen Zustände während der Kollektivierungskampagne, die als »Großer Sprung nach vorn« in die Geschichte einging. 2
    Immer weniger Menschen werden heute Opfer von Hungersnöten. In den neunziger Jahren sank die Zahl der Unterernährten in den Entwicklungsländern laut FAO um jährlich acht Millionen Menschen. 3
    Zirka 790 Millionen Menschen in den Entwicklungsländern litten Ende der neunziger Jahre unter Nahrungsmangel. Von Unterernährung spricht man - nach einer Definition der Welternährungsorganisation FAO -, wenn ein Mensch nicht genug zu essen bekommt, um eine leichte Arbeit auszuüben (dies sind je nach Körpergröße 1720 bis 1960 Kalorien am Tag). Niemand müßte unterernährt sein, denn der Mangel hat keine natürlichen Ursachen: Die durchschnittliche Nahrungsversorgung pro Kopf wird in den Entwicklungsländern seit Jahrzehnten immer besser. 4 Doch zu viele Menschen bleiben von diesem Fortschritt ausgeschlossen. In zahlreichen Staaten geben schmarotzende Herrschaftscliquen den Armen keine ökonomischen Chancen (zum Beispiel kein Land, um etwas anzubauen).
    Durch Fortschritte in Landwirtschaft und Medizin konnten große Erfolge erzielt werden. Obwohl sich die Weltbevölkerung in diesem Jahrhundert nahezu verdreifacht hat, »leben heutige Menschen länger und haben mehr zu essen als jemals sonst in der Geschichte«, schreibt Nicholas Eberstadt vom Harvard Zentrum für Bevölkerungsstudien. Der Weltmarktpreis für Getreide ist (trotz dramatischer Preisschwankungen) im Laufe des 20. Jahrhunderts um über 40 Prozent gesunken. 5 Die globale Erntemenge von Reis und Getreide stieg von 1,3 Milliarden Tonnen in den siebziger Jahren auf 1,9 Milliarden im Jahre 1995. Asien konnte in dieser Zeit seine Reisproduktion von 303 auf 505 Millionen Tonnen steigern. 6 [Grafik siehe nächste]
    Die durchschnittliche Pro-Kopf-Versorgung mit Kalorien stieg von 1930 bis 1980 weltweit um 30 Prozent; in den ärmeren Ländern sogar um 40 Prozent. Damit nähert sich die durchschnittliche Lebensmittelversorgung in den Entwicklungsländern einem Niveau, das in Europa vor dem Zweiten Weltkrieg herrschte. [Grafik siehe übernächste]
    Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich im Laufe dieses Jahrhunderts von 30 auf 64 Jahre verdoppelt. Damit liegt sie weltweit nur noch um drei Jahre unter der Lebenserwartung, die 1950 in den Vereinigten Staaten ermittelt wurde. 7 Der dramatische Anstieg der Weltbevölkerung ist also weniger darauf zurückzuführen, daß sich die Menschen vermehren wie die Kaninchen, sondern vielmehr darauf, daß sie nicht mehr sterben wie die Fliegen.
    Impfungen, Hygienemaßnahmen und erste Ansätze medizinischer Versorgung führten dazu, daß - besonders in den armen Ländern - die Lebenserwartung deutlich zunahm. In Asien stieg sie zwischen den fünfziger und den neunziger Jahren um 23 Jahre, in Afrika immerhin um 15 Jahre. 1950 starben im globalen Durchschnitt 170 von tausend Kindern im ersten Lebensjahr. Anfang der neunziger Jahre waren es noch 60. Sogar in Afrika sank die Kindersterblichkeitsrate um die Hälfte. 8
      
Getreideproduktion verschiedener Weltregionen
      

      
    Die Getreideerträge haben sich seit 1950 weltweit um 144 Prozent erhöht. Die größten landwirtschaftlichen Fortschritte wurden in Asien erzielt. Diese Erfolge wären

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