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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Rodungen stattfinden, müssen die Regenwälder Kautschuk- und Ölpalmplantagen weichen. Die indonesische Regierung ermunterte die Plantagen-Unternehmen des Landes, den Anbau von Ölpalmen auf 5,5 Millionen Hektar zu verdoppeln. Dies geschieht durch Abbrennen der Urwälder: die Ursache für die gigantischen Waldbrände und die Rauchwolken, die 1997 und 1998 große Teile Südostasiens überzogen. 4
    Doch das Bild von der zerstörerischen Holzwirtschaff ist mittlerweile so fest in den Köpfen verankert, daß es gegen jede Logik verwendet wird. So berichtete die ARD-Tagesschau am 24. September 1997 über die verheerenden Waldbrände in Indonesien. Der Sprecher sagte, daß Holzfirmen den Wald anzünden würden. Aber warum sollte jemand, der Holz ernten und verkaufen will, Bäume anzünden? Diese naheliegende Frage hatte offenbar niemand in der Redaktion gestellt.
    Dennoch sind Holzfirmen keine Unschuldslämmer. Sie vernichten in der Regel weitaus mehr Wald, als nötig wäre, um die wertvollen Stämme herauszuschaffen. In Südostasien benutzen Waldarbeiter off Raupenschlepper und andere schwere Baumaschinen, die Schneisen der Zerstörung hinterlassen und die Böden so verdichten, daß kaum noch ein Same darin keimen kann. Oft haben die Holzfäller auch eine Pionierfunktion. Sie schlagen die Pfade in den Urwald, auf denen die Plantagenfarmer folgen. Aber eines ist gewiß: Wo Holzfäller abziehen, bleibt Wald zurück. Plantagenwirtschaft und Rinderzucht dagegen vernichten die Wälder.
    Wenn schon Boykott, dann wäre es viel schlüssiger, Produkte zu boykottieren, für die der Regenwald gerodet wird, etwa Kaffee, Tee, Bananen, Palmöl (ein Grundstoff für Naturkosmetik und Pflegemittel) oder Latex (Matratzen, Gummischuhe, Kondome, Schnuller).
    In Deutschland und anderen europäischen Staaten hatten die Boykottaufrufe Erfolg. Baumärkte wie Obi und Stinnes musterten ihre Tropenholzprodukte aus, mehrere hundert Städte stellen bei öffentlichen Bauaufträgen die Bedingung, daß kein Tropenholz verwendet wird. Immer weniger tropische Hölzer wurden in deutschen Häfen entladen.
    Auf dem Weltmarkt ging der Boykott unter. Die von Experten befürchtete Entwertung der Wälder trat nicht ein, da sich wichtige Holzimportländer, wie Japan, dem Verzicht nicht anschlössen. Malaysische und indonesische Holzkonzerne mußten keine Einbußen hinnehmen, denn ihre Hauptabnehmer sitzen ohnehin in Japan, Korea und Taiwan. Der deutsche Journalist Thomas Weidenbach befragte Holzfirmen am Amazonas und bekam zu hören, daß der Boykott auch in ihren Büchern keine Spuren hinterlassen habe. Die Tropenholz-Abstinenz der Deutschen, bestätigt der Leipziger Tropenbotaniker Wilfried Morawetz, »hat in all den Jahren nicht einen Baum gerettet«. In kleineren Holzexportstaaten, wie Gabun, bewirkte der Tropenholzboykott sogar das Gegenteil von dem, was die Umweltgruppen erreichen wollten. Als sich die Europäer zurückzogen, kamen asiatische Holzkonzerne ins Land und fällten wesentlich mehr Bäume als diese zuvor. 5
    Eine andere Initiative internationaler Umweltorganisationen zeigt jedoch Wirkung: Die Einführung von Gütesiegeln für Holz, das aus ökologisch verträglicher Forstwirtschaft stammt. Umweltgruppen, Sozialverbände der Entwicklungsländer und Verteter der Holzindustrie gründeten in Mexiko das Forest Stewardship Council (FSC). Dieser Weltforstrat setzt Standards für nachhaltige Forstwirtschaft fest. Firmen, die die Kriterien des FSC einhalten, bekommen ein Gütesiegel, das von Umweltverbänden wie dem WWF unterstützt wird. Im Amazonasgebiet von Brasilien arbeitet seit Mitte der neunziger Jahre ein großer Öko-Forstbetrieb, die Fazenda Dois Mil. Die Chefs der benachbarten Holzfirmen blicken mit großem Interesse auf den neuen Konkurrenten. Denn neben einem guten Image kann das FSC-geprüfte Sägewerk auch eine Absatzsteigerung zu guten Preisen vorweisen. Die Regierung des brasilianischen Bundesstaates Amazonas hat unterdessen vertraglich zugesichert, die Methoden der nachhaltigen Forstwirtschaft zum Standard für alle Unternehmen zu erklären.
    Im Frühjahr 1997 waren weltweit bereits 51 Waldgebiete in 17 Ländern, mit insgesamt 3,1 Millionen Hektar Wald zertifiziert worden. 6 Dazu kommen Wälder mit nationalem Zertifikat in Finnland und Kanada. Der WWF sprach von einem »Durchbruch« und kündigte an, gemeinsam mit der Weltbank bis zum Jahr 2005 die nachhaltige Bewirtschaftung von 200 Millionen Hektar Wald sicherzustellen. Führende

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