Lexikon der Oeko-Irrtuemer
irre machen und empfiehlt als beste Krebsvorsorge nach wie vor den Genuß von reichlich frischem Obst und Gemüse. Darin enthalten sind die Vitamine C und E, die Oxidationsprozesse im Körper hemmen. Solche Prozesse seien im wesentlichen für die Krebsentstehung verantwortlich. Eine Unterversorgung mit Antioxidantien ist laut Arnes für das Erbgut genauso riskant wie eine direkte radioaktive Bestrahlung.
1 GSF-Forschungszentrum, Bioaktive Naturstoffe und Xenobiotika, Tagungsbericht ecomed 1997. 2 Focus Nr. 21/1996. 3 GSF-Forschungszentrum, Bioaktive Naturstoffe und Xenobiotika, Tagungsbericht ecomed 1997. 4 Science Vol. 249, 1990, Seite 970. 5 Thema, Ernährung, März 1995. 6 Die Zeit vom 28. 2. 1997. 7 Thema, Ernährung, März 1995.
»Hollandtomaten sind besonders stark mit Agrargiften belastet«
Die Tomaten aus den großen Gewächshäusern Hollands und Belgiens haben in vielerlei Hinsicht einen schlechten Ruf. Sie gelten als geschmacklich fad. Auch stammen sie aus einer ökologisch fragwürdigen Produktionsweise, die große Mengen Energie verbraucht. Doch besonders giftbelastet sind sie nicht. Im Gegenteil: In den Mittelmeerländern (Spanien, Marokko, Israel beispielsweise) wird beim Anbau von Tomaten und anderem Gemüse wesentlich mehr Gift eingesetzt.
Nach einer vergleichenden Studie des Forschungsinstituts für Agrarwirtschaft in Den Haag (die übrigens nicht schönfärberisch ist, denn in anderen Feldern kommt der holländische Gemüseanbau nicht gut weg) setzen die Tomatengärtner in unserem Nachbarland weniger als ein Drittel der Wirkstoffmenge ein, die ihre Konkurrenten im Süden versprühen. Bei den Insektengiften liegen die Holländer mit durchschnittlich 1,8 Kilogramm Wirkstoff pro Hektar bei einem Zehntel dessen, was in den mediterranen Tomatenländern auf die Pflanzen gespritzt wird (je nach Land ist es das Fünf- bis Dreizehnfache). 1
Der Grund: Nahezu alle holländischen und belgischen Gewächshausbetriebe haben auf biologische Schädlingsbekämpfung umgestellt. Die Gärtner setzen Marienkäfer, Raubmilben, Gallmücken, Blumenwanzen, Schlupfwespen und anderes Getier in ihren Glashäusern aus, damit sie Blattläuse, Weiße Fliegen und sonstige unerwünschte Insekten vertilgen. So kommt die Giftspritze nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz. Unternehmen, wie die Firma Biobest im belgischen Westerlo, züchten und verschicken die Feinde der kleinen Tomatenfresser. Diese biologischen Systeme eroberten Anfang der neunziger Jahre die Glaspaläste der Großgärtner, weil sie effizienter und billiger sind als Insektengift. Sowohl im Norden als auch im Süden werden Fungizide (Antipilzmittel) eingesetzt. Doch auch bei diesen Wirkstoffen spritzen die Holländer weniger als die Hälfte der Menge, die in südeuropäischen und nordafrikanischen Ländern zum Einsatz kommt. Für die Bekämpfung von Pilzerkrankungen des Gewächshausgemüses gibt es noch keine erfolgreiche biologische Lösung. 2
Auch wenn der Gifteinsatz in den neunziger Jahren drastisch zurückgegangen ist, so sind die gängigen Anbaumethoden in Holland (und in den anderen Gemüseländern) dennoch kein ökologischer Landbau. Tomatenpflanzen wachsen auf Steinwollequadern, die über Rohrsysteme mit Wasser, Nährstoffen und Düngemitteln versorgt werden.
Energetisch stehen die Holländer schlechter da als ihre südlichen Konkurrenten. Denn der längere Transport wiegt den hohen Energieaufwand für Heizung nicht auf. In Spanien, Marokko und Israel findet der Gemüseanbau in ungeheizten oder nur zeitweise beheizten Gewächshäusern statt. So wird für das Kilo Hollandtomaten durchschnittlich zehnmal soviel Energie aufgewendet, wie für die südliche Ware. 3
1 A. P. Verhaegh, Efficientie van Energie en Gewasbeschermingsmiddelen Tomaten en Rozen in Kassen, 1996. 2 ebd. 3 ebd.
»Das Verbot des Pestizids DDT hat Menschenleben gerettet«
1962 veröffentliche Rachel Carson ihr aufsehenerregendes Buch »Der stumme Frühling«. Der Bestseller warnte vor einer Welt, in der keine Vögel mehr singen. Carson machte die Menschen darauf aufmerksam, daß sie durch den Einsatz von Chemikalien die Welt und auch sich selbst irreversibel schädigen könnten. Im Mittelpunkt ihrer Besorgnis standen chlorhaltige Verbindungen wie das Pestizid DDT. Dieser Stoff ist äußerst langlebig und reichert sich im Boden, aber auch im tierischen und menschlichen Fettgewebe über Jahrzehnte an. Besonders See- und Greifvögeln, die sich von stark belasteten
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