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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

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Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Kieferheilkunde - bei Trägern von Amalgamfüllungen weit unter den von der WHO angegebenen Grenzwerten. 4
    Dennoch ist natürlich nicht auszuschließen, daß Amalgam in manchen Fällen unverträglich sein kann und Allergien oder andere Erkrankungen hervorruft. Dies gilt freilich genauso für die als Alternative empfohlenen Kunststoffüllungen.
      
    1 Frankfurter Rundschau vom 17. 5. 1996. 2 0. Strubelt, Gifte in Umwelt und Natur, 1997. 3 Der Spiegel Nr. 39/1995. 4 Augsburger Allgemeine vom 18. 5. 1996.

»Asbestsanierung dient dem Gesundheitsschutz«
      
    Der Name »Asbest« gilt als Sammelbezeichnung für fasrige Minerale aus der Gruppe der Magnesiumsilikate. Es handelt sich um einen Naturstoff. Er ist in Felsgestein enthalten und wird schon seit dem Altertum abgebaut. Bereits vor 2 000 Jahren webten die Römer das Material in Kleidungsstücke ein, um sie unbrennbar zu machen. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Berichte über Gesundheitsprobleme in Zusammenhang mit Asbest: Plinius der Jüngere (61 -113 n. Chr.) berichtet vom bedauernswerten Gesundheitszustand der Sklaven, die in den Asbestgruben schuften mußten.
    Asbestfasern sind äußerst reißfest und isolieren stark. Besonders zwischen 1940 und 1980 wurde Asbest in großem Stil für Textilien, Bremsbeläge, Baustoffe und als Brandschutzmaterial verwendet. Erste fundierte medizinische Warnungen über Lungenkrankheiten durch den direkten Umgang mit Asbest stammen aus dem Jahre 1924. 1 Ein britischer Arzt hatte bei Textilarbeitern, die Asbeststaub direkt ausgesetzt waren, eine auffällige Häufung von unheilbaren Lungenkrankheiten festgestellt. Er gab der Krankheit den Namen »Asbestose«.
    Die Maßnahmen zum Schutz von Arbeitern wurden bis in die siebziger Jahre hinein sträflich vernachlässigt. Erst 1978 schlugen die Gesundheitsbehörden in den USA Alarm. Daraufhin wurden die Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz verbessert. Während in Deutschland in den siebziger Jahren 1,5 Millionen Arbeitnehmer direkt oder indirekt mit Asbest zu tun hatten, sind es heute nach Schätzungen der Berufsgenossenschaften noch 30 000. 2 Als Spätfolge sterben derzeit nach Auskunft der Berufsgenossenschaften jährlich etwa 1000 ehemalige Arbeitnehmer aufgrund des damals gedankenlosen Umgangs mit dem Faserstoff an Krebs.
    Asbest wurde inzwischen in vielen Produkten durch andere Stoffe ersetzt. In amerikanischen Turnhallen hatten entsetzte Eltern festgestellt, daß beim Basketballspielen Asbeststaub von den Decken rieselte. Der Skandal war da. Daraufhin brach besonders in den USA und in Deutschland eine regelrechte Asbesthysterie aus. Die allzu lange praktizierte Sorglosigkeit schlug ins Gegenteil um.
    Mit riesigem Aufwand wurden asbesthaltige Baustoffe aus öffentlichen Gebäuden und Schulen gerissen. Diese Vorgehensweise wird schätzungsweise alleine in Deutschland 20 Milliarden Mark kosten. 3 Leider dürfte ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser Gelder kontraproduktiv eingesetzt sein. Fest hinter Wandverkleidungen oder in Zwischendecken eingebaut, gelangen Asbestfasern praktisch nicht in die Raumluft. Insbesondere dann nicht, wenn sie beispielsweise in Beton fest gebunden sind.
    Ein Bericht der American Health Foundation konstatiert, daß vor der Sanierung vieler Gebäude hinsichtlich der Asbestbelastung praktisch kein Unterschied zur Außenluft bestand. 4 Danach ist er häufig um so größer: Die Fasern werden bei der Sanierung oft überhaupt erst freigesetzt und bleiben dann Monate und Jahre in der Luft. Die Arbeiter sind während der Sanierungsarbeiten womöglich erheblich stärkeren Gefährdungen ausgesetzt, als die vermeintliche ökologische Entlastung gut machen kann. Doch Asbestsanierung ist inzwischen zu einem florierenden Geschäft geworden - das sich nicht selten vom realen Gesundheitsproblem gelöst und verselbständigt hat. Die amerikanischen Wissenschaftler Richard Wilson und Ralph D'Agostino kalkulierten die Asbestbelastung verschiedener Bevölkerungsgruppen in den achtziger Jahren so: 5
      
    Person
Asbestfasern pro Milliliter Raumluft
Arbeiter im Dämmstoffbereich
50-500
Textilarbeiter
30
Asbestminenarbeiter
10
Asbestzementarbeiter
6-60
Büroarbeiter
0,003
Schulkind
0,0005
      
    Die hypothetische Gefahr, beim Schulsport ums Leben zu kommen, ist rein statistisch 2000mal höher, als sich in Schulräumen durch Asbest Lungenkrebs zu holen. In den USA quantifizierten Mediziner das Risiko im Verhältnis zum Rauchen: So gehen sie davon aus, daß von heute 100000

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