Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Rauchern 21000 im Alter von 65 Jahren an Lungenkrebs durch Rauchen sterben könnten. Durch Asbest wird statistisch vermutlich nur ein Schüler von 100000 an Lungenkrebs sterben.
Der Präsident des Bundesverwaltungsgerichts Dr. Everhardt Franßen, juristisch mit Auseinandersetzungen um die Bewertung von Risiken vertraut, sagt: »Anti-Raucherkampagnen erreichen ihre Zielgruppe, besonders Jugendliche, kaum noch; sie haben in ihrer Wirkung nachgelassen, nachdem die Diskussion um das im Verhältnis zum Rauchen praktisch belanglose Asbest als Verursacher von Lungenkrebs die allgemeine Aufmerksamkeit und damit die der Politik in Anspruch genommen hat.« 6 »Der Spiegel« resümiert kurz und bündig: »Für die Gesundheit der Bevölkerung bringt eine Asbestsanierung keinen Nutzen.«
1 A. Wüdawsky, But is it True?, 1995. 2 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. 11. 1979. 3 Der Spiegel vom 25. 9. 1995. 4 ebd. 5 A. Wüdawsky, But is it True? 1995. 6 Gesellschaft für Umweltrecht, Dokumentation, 16. Fachtagung 1992.
»Elektrosmog gefährdet die Gesundheit«
Elektromagnetische Strahlung ist allgegenwärtig. Und zwar schon immer: Die Sonne sendet solche Strahlen beispielsweise in Form von Licht zu uns. Und das statische Magnetfeld der Erde wirkt sogar mit noch weit höherer Feldstärke auf Menschen ein als jede Starkstromleitung. Damit sind wir beim Thema: Seit der Entdeckung der Elektrizität sind wir zusätzlich elektromagnetischer Strahlung durch Glühbirnen, Heizdecken, Toaster, Stereoanlagen, Hochspannungsleitungen oder Fernsehtürme ausgesetzt. Der moderne Mensch spricht von »Elektrosmog«. Der ist menschengemacht, unsichtbar und deshalb besonders bedrohlich.
Allein 800000 Deutsche, so behauptet ein Münchner »Selbsthilfeverein für Elektrosensible«, leiden als Folge an Schlaf- und Gedächtnisstörungen. 1 Und das sind nur die harmloseren Symptome: Das elektrische Wabern soll auch grauen Star, Allergien, Bluthochdruck und Leukämie auslösen. Die mittlerweile über 10000 wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema konnten solches bislang nicht ernsthaft bestätigen. Der Medizinprofessor Eduard David von der Universität Witten-Herdecke sieht hinsichtlich der angeblichen Gesundheitsgefahren »keine einzige glaubhafte Darstellung«. 2
Die Amerikanische Physikalische Gesellschaft kritisierte 1995 den Aufwand für die Elektrosmog-Forschung, weil sie lediglich dazu geführt habe, daß »weit ernsthaftere Umweltprobleme« zu wenig Beachtung fänden. Das amerikanische Energieministerium zog sich 1997 dann ganz aus der Erforschung der angeblichen Gesundheitsgefahren zurück. 3 Das Ministerium bezog sich dabei auf einen entsprechenden Bericht der National Academy of Science, der amerikanischen Akademie der Wissenschaften.
Das National Cancer Institute und Leukämie-Experten der renommiertesten amerikanischen Kliniken wollten es 1997 noch einmal ganz genau wissen und kamen in einer besonders sorgfältig geplanten und ausgewerteten Studie zu dem Ergebnis: Ein Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern von Stromleitungen und Leukämie ist nicht zu erkennen. 4 Sie widersprachen damit vorausgegangenen Studien in Schweden und den USA, denen jeweils schwere methodische Mängel nachzuweisen waren. In Schweden war die Zahl der erfaßten Krebsfälle so gering, daß die jeweilige Abweichung von der Norm den natürlichen Schwankungen entsprach. Auch in der ersten US-Studie war die Zahl der beobachteten Personen gering, und die elektromagnetische Belastung wurde nicht gemessen, sondern im nachhinein geschätzt.
Eine aufsehenerregende amerikanische Studie, die 1992 die Angst vor Elektrosmog so richtig in Schwung gebracht hatte, wurde 1999 als folgenschwere Fälschung entlarvt. Der Autor Dr. Robert Liburdy »hat wissenschaftliches Fehlverhalten gezeigt, er hat offensichtlich Daten gefälscht und fabriziert«, urteilt das »Office of Research Integrity« des US-Gesundheitsministeriums.
Das Thema wird uns aber erhalten bleiben: Die Ausbreitung des Handys sorgt für neuen Stoff und neue Befürchtungen. So wollen australische Forscher 1997 bei Mäusen ein erhöhtes Krebsrisiko festgestellt haben, nachdem diese einer Strahlung ausgesetzt worden waren, die der von Mobiltelefonen ausgesandten vergleichbar ist. Ein Nachweis für ein Krebsrisiko beim Menschen sei dies nicht, betonen die Australier, auch werde der Krebs bei den Mäusen nicht ausgelöst, sondern lediglich bei einer Gruppe von bereits an Krebs erkrankten Tieren
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