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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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gefördert (siehe auch »Was heißt eigentlich ›krebsverdächtig‹?«). Für den Elektrosmog-Experten des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Bernd-Rainer Müller, war dennoch klar: »Die Studie ist ein ernst zu nehmender Beleg, daß durch elektromagnetische Strahlung schwere Krankheiten begünstigt werden können.« 5 Eine Münchner Anti-Handy-Initiative will den Gebrauch der Handys längst ganz verbieten. Die beiden Autoren dieses Buches schließen sich dieser Forderung an - allerdings nicht aus gesundheitlichen Gründen.
      
    1 Der Spiegel vom 25. 9. 1995. 2 ebd. 3 Süddeutsche Zeitung Nr. 88/1997. 4 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. 7. 1997. 5 Die Tageszeitung vom 7. 5. 1997.

»Omas Küche war gesünder«
      
    Moderne Konservierungsstoffe und strenge Hygienevorschriften bei der Herstellung von Lebensmitteln haben in den Industrieländern die Gefahr von Erkrankungen und Vergiftungen gegenüber der »guten alten Zeit« drastisch reduziert. Durch das Gift von Mutterkornpilzen, mit denen das Getreide verunreinigt war, wurden in vergangenen Jahrhunderten ganze Landstriche entvölkert. Noch in den Jahren 1943 bis 1947 starben in Rußland über 5000 Menschen an einer Vergiftung mit diesen sogenannten Mykotoxinen (Pilzgifte); einige von ihnen sind bis zu 30000mal giftiger als Pflanzenschutzmittel.
    Eine der segensreichsten Erfindungen der Menschheit ist der Kühlschrank. Verursachten doch alte Konservierungsmethoden, wie Pökeln und Räuchern, bis in unsere Zeit hinein häufig Magenkrebs. Die langjährige Nutzung eines Kühlschrankes geht nach internationalen Vergleichen auffällig mit einem Rückgang der Magenkrebshäufigkeit einher. Frische Lebensmittel verdrängen heute das problematische Räuchern und Pökeln. Fachleute sprechen laut »Die Zeit« von einem »ungeplanten Triumph«. 1
      
    1 Die Zeit vom 31. 10. 1997.

»Körner essen ist gesund«
      
    Mit der Öko-Welle fanden auch verschiedene »natürliche« Ernährungsweisen eine breite Anhängerschaft. Die erfolgreichste war die Vollwertkost, eine Ernährungsform, die außer auf frisches Obst und Gemüse auf die heilsame Wirkung naturbelassener Getreidekörner baut. Kern der Theorie ist die Ansicht, daß Lebensmittel gesünder sind, wenn sie nicht verarbeitet werden - je voller das Korn, desto besser also.
    Weit über den engen Kreis der Vollwert-Anhänger hinaus sind Vollkornbrot, Frischkornmüsli und Getreidebratlinge bis heute in Mode. Als Elemente einer insgesamt abwechslungsreichen Kost sind Vollkornspeisen gesund und werden von vielen Ernährungsexperten empfohlen. Doch eine einseitige Vollkornernährung kann durchaus zu Problemen führen.
    Alle Kulturen haben Methoden entwickelt, um ihre Nahrungsmittel zu verarbeiten: Kochen, Braten, Backen, Fermentieren und anderes mehr. Dies mag nicht viel bedeuten, denn auch Krieg und andere soziale Fehlentwicklungen lassen sich in allen Kulturen beobachten. Doch es gibt eine ganz handfeste biologische Begründung dafür, warum Bäcker und Köche einem gesundheitsfördernden Handwerk nachgehen.
    Da Pflanzen nicht davonlaufen können, haben sie im Laufe der Evolution chemische Abwehrstoffe gegen ihre Freßfeinde entwickelt. Durchschnittlich etwa fünf Prozent der Trockenmasse einer Pflanze bestehen aus solchen Abwehrstoffen. Einige davon sind gegen Säugetiere gerichtet, zu denen auch der Mensch gehört. Sie hemmen das Wachstum, stören die Verdauung oder bremsen die Aufnahme von Mineralstoffen. Die Randschichten des Weizens enthalten beispielsweise Enzymblocker, die die Verdauungssäfte außer Gefecht setzen, so daß die Nahrung teilweise unverdaut in den Dickdarm gelangt, was zu heftigen Blähungen, aber auch zu Getreideallergien führen kann. 1 Viele Ärzte raten davon ab, Kinder vor dem ersten Lebensjahr mit den schwerverdaulichen Vollkornspeisen zu füttern. Auch Menschen mit einer Allergie auf Gräserpollen (»Heuschnupfen«) können beim Verzehr von ungekochtem Getreide Probleme bekommen, da Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Dinkel (Grünkern) und Hirse ebenfalls zur Gräserfamilie gehören. Durch Kochen, Backen oder Braten werden die allergieauslösenden Eiweißstoffe dieser Pflanzen zerstört.
    Experten halten daher eine langfristige Ernährung mit unverarbeiteten Körnern für gesundheitsschädlich. Sie schädige die Darmwand und führe zur Bildung von toxischen Gasen im Verdaungstrakt, erklärt der Mediziner Karl Pirlet, emeritierter Professor der Universität Frankfurt. Wer sich

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