Lexikon der Oeko-Irrtuemer
sich in Bauchkrämpfen und blutigem Durchfall äußert. In schweren Fällen führt sie zum Nierenversagen. Ehec-Bakterien können durch rohes Fleisch und Rohmilch übertragen werden. Ein viel häufigerer Infektionsweg ist jedoch ungenügend gewaschenes Gemüse, das mit Mist oder Gülle gedüngt wurde (dabei spielt es keine Rolle, ob konventionell oder biologisch). 9 Wer Gemüse für Salate und Rohkost zubereitet, sollte es also stets gründlich waschen, selbst wenn es aus Öko-Anbau stammt.
1 Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Ernährungsbericht, 1992. 2 ebd. 3 K. Woese u. a., Bio-Lebensmittel auf dem Prüfstand, 1995. 4 ebd. 5 M. Hoffmann, Lebensmittelqualität, 1997. 6 Zeitschrift für Ökologie und Landwirtschaft Nr. 4/1996. 7 Die Bergbauern Nr. 11/1996. 8 Thema, Ernährung, März 1995. 9 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. 9. 1997.
»Mit Bioware wird oft gemogelt«
Nichts Menschliches ist perfekt. Deshalb kommt es leider immer wieder vor, daß konventionelle Ware als Biolebensmittel verkauft wird (Hinweise darauf gibt es etwa bei Eiern). Doch die Reaktion »dann kauf ich lieber gleich bei Aldi« ist unsinnig. Zu Ende gedacht bedeutet dies, die herkömmlichen Erzeuger mit allen ihren Nachteilen zu unterstützen, um einen winzigen Anteil betrügerischer Bioware zu vermeiden.
Heute können sich Verbraucher sehr sicher sein, nicht mit Pseudo-
Bioware hinters Licht geführt zu werden. Die Zeiten für Bio-Schummel sind schlechter geworden, seit die EG-Verordnung für den ökologischen Landbau in Kraft getreten ist (EG-VO 2092/91). Lebensmittel, die den Eindruck erwecken, aus Bio-Erzeugung zu stammen, und auf dem Etikett Begriffe wie »ökologisch« oder »Bio-« benutzen, müssen seit 1993 ein staatliches Kontrollverfahren durchlaufen. 1
EU-weit wachen zirka 230 staatlich zugelassene neutrale Kontrollstellen (in Deutschland sind es etwa 50) darüber, daß wirklich auch »Bio« drin ist, wo »Bio« draufsteht. Neben umfangreichen Dokumentationen zum Produktionsablauf sind angemeldete und unangemeldete Betriebsbesichtigungen Pflicht. 2
Eine einheitliche Verordnung zur ökologischen Tierhaltung wurde von den EU-Agrarministern erst 1999 auf den Weg gebracht. Daher sollten Verbraucher bei Fleisch, Wurst, Milch, Käse und Eiern auf die Markenzeichen des Dachverbandes AGÖL (Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau) achten. Dies sind: Biopark, Bioland, demeter, Naturland, Gäa, ANOG, Biokreis, Ökosiegel und Eco Vin. Seit 1999 gibt es auch ein gemeinsames Siegel mit der Aufschrift »Öko-Prüfzeichen«.
Darüber hinaus garantieren die Bio-Marken der großen Handelsketten Produktsicherheit, z. B. die Marke »Füllhorn« bei der Rewe-Gruppe (HL, miniMAL, Toom u.a.) oder »Naturkind« bei Tengelmann. Diese Lebensmittel erfüllen ebenfalls AGÖL-Standards. Die Bezeichnungen »integrierter Anbau«, »kontrollierter Anbau« oder »extensiver Anbau« sind dagegen keine klar definierten Produktbezeichnungen, sondern benennen nur unterschiedliche Formen der konventionellen Landwirtschaft. 3
Mißbräuchliche Bio-Bezeichnungen müssen sich Verbraucher übrigens nicht gefallen lassen. Seit die EG-Verordnung für den ökologischen Landbau verabschiedet ist, gab es mehrere Gerichtsentscheide, die Irreführungen auf dem Etikett untersagten. 4
1 Ökomarkt Verbraucher- und Agrarberatung e.V., Broschüre, Zukunft leben, 1995. 2 M. Hoffmann, Lebensmittelgualität, 1997. 3 Bio-Nachrichten Nr. 42, Juni 1993. 4 Ökomarkt Verbraucher- und Agrarberatung e.V., Broschüre, Zukunft leben, 1995.
»Vor den größten Gefahren fürchten sich die Menschen am meisten«
Gesundheitlich müßten wir eigentlich das Rauchen, den Alkohol und die Völlerei fürchten, denn hierauf sind in den reichen Ländern die meisten tödlichen Erkrankungen zurückzuführen. Und das größte Risiko, einen tödlichen Unfall zu erleiden, lauert im eigenen Haushalt sowie bei Freizeit, Sport und Spiel auf uns. Die Furcht der Menschen richtet sich jedoch meist nicht nach dem tatsächlichen Risiko, sondern nach den »Schockfaktoren«. Dabei spielen vor allem psychologische Faktoren eine Rolle.
Der Chemie-Nobelpreisträger Roald Hoffmann hat dies mit folgenden Beispielen veranschaulicht 1 :
› Freiwilligkeit: Ein freiwilliges Risiko akzeptieren die Menschen eher als ein von außen aufgezwungenes, dem sie passiv ausgeliefert sind. Skilaufen macht Spaß, auf einem glatten Brett den Berg hinuntergestoßen zu werden, erzeugt
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