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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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(»Grünland«). Aber selbst bei einer Erwärmung von einigen Graden herrscht an den Polen nicht gleich Tauwetter: Schließlich werden in der Arktis bis zu minus 68 Grad, in der Antarktis bis zu minus 89 Grad gemessen!
    Dennoch wurde das Abbrechen des riesigen Bering-Gletschers 1997 in Alaska von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace als Beleg für eine Erwärmung angeführt. 5 Dies ist in hohem Maße irreführend: Die drei Wetterstationen, die dem Gletscher am nächsten liegen, können keine Erwärmung nachweisen. 6 Eismassen wie der Bering-Gletscher bauen sich in periodischen Abständen auf und brechen dann ab -wobei sie in zwei Wochen schon mal bis zu 750 Meter zurücklegen. Die Gesetze hinter diesem Vorgang sind noch weitgehend ungeklärt und in jedem Fall sehr komplex. Aus einem regelmäßig »kalbenden« Gletscher Rückschlüsse auf die Globaltemperaturen zu ziehen, ist jedenfalls nicht möglich. Es käme ja auch niemand auf die Idee, den mittleren Meerespiegel in den riesigen Surfwellen vor Hawaii zu bestimmen.
    »Die vielfach zitierte Aussage, es wird wärmer, die Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt dramatisch, ist falsch«, resümiert Professor Heinz Miller vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. 7 »Das Gegenteil ist der Fall.« Selbst höhere Temperaturen würden daran zunächst nichts ändern. Professor Miller: »Wenn es in den Polargebieten, insbesondere der Antarktis, wärmer werden sollte, dann wird dort zunächst mehr Niederschlag in fester Form - als Schnee - fallen.«
    In der Antarktis läßt sich ein widersprüchlicher Temperaturtrend feststellen. Das Abbrechen des Eisschildes »Larsen A« im Jahr 1995 und Abbruche am benachbarten Larsen B-Gletscher 1998 deuten auf der schmalen und exponierten antarktischen Halbinsel auf eine Erwärmung hin. Chris Doake vom British Antarctic Survey (zu deutsch etwa: »Britischer Antarktis-Beobachtungsdienst«) ist seit vielen Jahren mit der Region vertraut. Er sieht steigende Temperaturen als lokales Phänomen dieser speziellen antarktischen Region: »Auf der östlichen Seite des Weddel-Meeres gibt es keinen Erwärmungstrend.« 8 Zu einer Meeresspiegel-Erhöhung können solche Abbruche im schwimmenden Schelfeis übrigens kaum beitragen, da ein großer Teil der Eismassen sich unter dem Meeresspiegel befindet.
    Die sich auf dem Festland stapelnden Eismassen würden den Meeresspiegel bei einem Abschmelzen jedoch sehr wohl ansteigen lassen. Die riesigen Eismassen der Westantarktis sind jedoch von kurzfristigen Schwankungen offenbar nicht betroffen. Noch in den achtziger Jahren hatten Wissenschaftler geglaubt, daß der Kollaps des westantarktischen Eisschildes unmittelbar bevorstünde. Als Alarmsignale werteten sie vor allem fünf aktive Strömungen, die Gletschereis aus dem Inneren ziemlich rasch in das nahegelegene Rossmeer zu befördern schienen. Doch inzwischen hat sich die Aufregung wieder etwas gelegt. Wie »Spektrum der Wissenschaft« 1997 in einer Bestandsaufnahme berichtete, sehen die Experten die Situation heute gelassener.' Beispielsweise hat sich gezeigt, daß die fünf Eisströme ihre Fracht keineswegs gleichmäßig ins Rossmeer abliefern. Einer der größten stellte sogar schon vor 130 Jahren die Wanderung ganz ein. Die Eisströme sind mehr als einen Kilometer dick. Eis leitet Wärme aber so langsam, daß eine Änderung der Lufttemperatur viele Tausende von Jahren braucht, um bis hinunter ins Strombett zu klettern. Und genau dies scheint bei Betrachtung eines größeren Zeitfensters auch der Fall zu sein.
    Eine 1999 in dem Wissenschaftsmagazin »Science« veröffentlichte Studie amerikanischer Geowissenschaftler kommt zu dem Schluß, daß sich die Gletscher seit dem Temperaturanstieg am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10000 Jahren ganz langsam, aber sicher zurückziehen. Diese natürliche Entwicklung werde vermutlich noch etwa 7000 Jahre bis zu einem völligen Verschwinden der Eismassen anhalten. »Was auch immer der Mensch tut, es wird keinen Effekt darauf haben«, meint Brenda Hall von dem Forscherteam. Nur eines, so sagt die Forscherin, könne diese Entwicklung stoppen: »Eine neue Eiszeit.« 10
      
    1 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. 11. 1997. 2 R. Bailey, The True State of the Planet, 1995. 3 Der Spiegel Nr. 34/1997. 4 G. Patzelt, Institut für Hochgebirgsforschung, Innsbruck, Hörfunkinterview, WDR 5, 27. 3. 1995. 5 Der Spiegel Nr. 34/1997. 6 Daten: Alaska Climate Center, Stationen Cordova,

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