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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

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Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Yakutak, Northway, über Internet ( http://www.vision. net.au. /-daly/stations.htm ). 7 H. Miller, Hörfunkinterview, WDR 5, 27. 3. 1995. 8 New Scientist vom 15. 2. 1997. 9 Spektrum der Wissenschaft Nr. 6/1997. 10 New Scientist vom 16. 8. 1999.

»Der Meeresspiegel steigt ungewöhnlich an«
      
    Noch 1983 warnte der amerikanische Klimaforscher Stephen Schneider vor einem Kollaps des westantarktischen Eisschildes und einem Meeresspiegel-Anstieg von 5 bis 8 Metern. 1 Die Forscher des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) der UNO haben diese Voraussagen inzwischen drastisch nach unten korrigiert. Sie sprechen in ihrem Bericht von einem Anstieg, der in den nächsten 100 Jahren wegen der globalen Erwärmung etwa einen halben Meter betragen wird.
    Tatsächlich steigt der Meeresspiegel derzeit in einer Größenordnung am untersten Ende der Schätzungen. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Geoforschungszentrums Potsdam, die Satellitendaten von 1992 bis 1995 ausgewertet haben. 2 Der Pegel der Weltmeere hat sich im globalen Durchschnitt jährlich um etwa 2 Millimeter erhöht, wobei die Wassermassen der Ozeane keineswegs gleichmäßig steigen. Während im Zentralpazifik und im Golf von Bengalen der Meeresspiegel pro Jahr um bis zu 1 Zentimeter stieg, gibt es im indischen Ozean und im Südwestpazifik große Bereiche, in denen der Pegel gleichzeitig um 1 Zentimeter abnahm. Die Ozeane unterliegen dabei einem natürlichen Rhythmus von etwa 14 Jahren, der erst einmal vollständig beobachtet werden muß.
      
Durchschnittlicher Anstieg des Meeresspiegels
      

      
    Der Anstieg des Meeresspiegels erfolgte - wie der globale Temperaturanstieg -größtenteils in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts und kann deshalb nicht auf den Treibhauseffekt zurückgeführt werden. Derzeit steigt der Pegel erheblich langsamer an, als noch vor einigen Jahren prognostiziert. (Quelle: Nach IPCC 1990)
      
    Physiker der Universität von Toronto kamen sogar zu dem Schluß, daß die starken Schwankungen des Meeresspiegels in den vergangenen Jahrmillionen zum Teil eine Illusion seien. Ihrer Meinung nach führen Änderungen im Neigungswinkel der Erdrotationsachse dazu, daß die Meere im Langzeittrend umherschwappen wie in einer Schüssel. Während der Pegel in einer Region der Erde stark ansteige, sinke er andernorts ebenso drastisch. 3 Unklar ist nach Meinung der Wissenschaftler, ob der Meeresspiegel langfristig im gleichen Maß weiter steigt wie bisher. In den letzten 100 Jahren erhöhte er sich gängigen Schätzungen zufolge um 10 bis 25 Zentimeter. [Grafik siehe oben]
    Auch der Meeresspiegel wird von vielfältigen - und sich teilweise überlagernden - Faktoren bestimmt. Einerseits dehnt sich Wasser durch Erwärmung aus. Andererseits führt eine Erwärmung zu mehr Verdunstung und Niederschlägen. Die Polkappen können durch den Schneefall sogar erheblich dicker werden. Tatsächlich nahm nach Messungen von Ellen Mosley Thompson vom Byrd-Polar-Forschungszentrum der Ohio State University die Schneedecke in der Nähe des Südpols in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zu. Auch sollte sich der Packeissaum eher ausdehnen als schrumpfen. 4 »Dies führt eher zu abnehmenden Meeresspiegeln«, sagt der kalifornische Ozeanograph Robert E. Stevenson.
    Offensichtlich schwankt der Meeresspiegel von Natur aus viel stärker als bisher angenommen. Wobei es ohnehin die laienhafte Vorstellung einer topfebenen Meeresoberfläche zu korrigieren gilt. Als Ganzes betrachtet, sind die Weltmeere von sanften Hügeln, Tälern und regelrechten Gebirgen durchzogen. Aufgrund der regional schwankenden Anziehungskraft der Erde liegt die Meereshöhe bei Indien 105 Meter unter dem Durchschnitt und nördlich von Australien 90 Meter darüber.
    Das Bild von Paradiesen in der Südsee oder im indischen Ozean, die von steigenden Meeresfluten verschlungen werden, gehört zu den populären Mythen der Klimadiskussion. Doch die Atolle bestehen aus Korallen und wuchsen in der allerjüngsten Erdgeschichte recht flott aus dem Meer. Auch heute streben sie ständig weiter in die Höhe. Jörn Thiede vom Geoforschungszentrum Potsdam erklärt: »Die Atolle basieren auf Korallenriffen und wachsen problemlos um einige Millimeter pro Jahr.« 5 Damit erheben sie sich schneller als der derzeit gemessene durchschnittliche Meeresspiegelanstieg von etwa zwei Millimetern pro Jahr. Die Malediven sind also keineswegs verloren, und sogar niedrig gelegene Küstengebiete wie Bangladesh sind nicht

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