Lexikon der Oeko-Irrtuemer
akut vom Untergang bedroht. Dazu der Meeresforscher Thiede: »Ein Mündungsdelta hebt sich, dank der angeschwemmten Sedimente, mit vergleichbarer Geschwindigkeit wie der Meeresspiegel.«
Auch die Landmassen sind überraschenderweise einem Auf und Ab unterworfen. So bewegt sich beispielsweise Berlin im Rhythmus von Ebbe und Flut um etwa 40 Zentimeter (!) nach oben und nach unten. »Dieser Wert beschreibt den Tidenhub der Erdkruste hier bei uns«, erklärt Jörg Negendank vom Geoforschungszentrum Potsdam. 6
Illustrationen, die den Kölner Dom unter Wasser zeigen, sind nach heutigem Erkenntnisstand auf absehbare Zeit pure Fiktion. Selbst Bewohner flacher Küstenregionen müssen sich keine allzu großen Sorgen machen. John G. de Ronde, der für das holländische Verkehrsministerium den Meeresspiegel im Auge behält, hat sich bereits auf alle Eventualitäten eingestellt. Sicherheitshalber nahm er die, nach derzeitigem Stand erheblich zu hohe IPCC-Prognose von etwa einem halben Meter als Grundlage. Sodann errechnete er, welche Investitionen eine Anpassung der Deiche an diesen momentan schlimmsten anzunehmenden Fall erfordern. Ergebnis: Insgesamt seien die Kosten dafür nicht höher als etwa die derzeitigen Ausgaben für den Unterhalt der landesweiten Radwege. 7
1 St. Schneider, Annual Review of Energie, 1980. 2 M. Anzenhofer, Global Sea Level Analyses, Geoforschungszentrum Potsdam, 1997. 3 New Scientist vom 31. 1. 1998. 4 R. E. Stevenson, Vortrag »Die Treibhaus-Story aus der Sicht eines Ozeanographen«, Del Mar, 1997. 5 Die Zeit vom 28. 11. 1997. 6 ebd. 7 Spektrum der Wissenschaft Nr. 6/1997.
»Die Alpengletscher schmelzen stärker ab«
Die Alpengletscher rückten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts über 40 Jahre lang stark vor. Seither nahmen Gletscherflächen und -masse im Alpenraum wieder um etwa 50 Prozent ab - zwischendurch ist ihre Masse aber wieder angewachsen. Der Rückzug erfolgte somit nicht kontinuierlich, sondern in Schüben. In Skandinavien dringen die Gletscher derzeit teilweise stark vor.
Die Untersuchung von Gletschern und Vegetationsfunden zeigen überdies, daß es in prähistorischer Zeit mehrfach lang andauernde Perioden gab, in denen die Gletscher kleiner waren als heute, und die Waldgrenze höher lag. So sind in den Ötztaler Alpen gut erhaltene Baumstämme aus dem Eis aufgetaucht, die zwischen 50 und 370 n. Chr. in 2300 Meter Höhe wuchsen, bevor sie der vorrückende Gletscher umgestoßen hat. Dieser römerzeitliche Baumbestand ist ein guter Beleg dafür, daß damals über 300 Jahre lang Klimaverhältnisse herrschten, die den heutigen ähnlich oder noch »gletscherfeindlicher« waren. Auch »Ötzi«, die freigeschmolzene Mumie eines Alpenbewohners, zeigt, daß der Fundort zu seinen Lebzeiten, 5200 v. Chr., eisfrei war. Gletscherforscher Georg Patzelt resümiert: »Die Klimagegenwart ist durchschnittlich, das heißt, normalen Verhältnissen näher als einer extremen Abweichung.« 1
1 Institut für Hochgebirgsforschung, Innsbruck, Jahresbericht 1996.
Zahl der beobachteten Wirbelstürme im Atlantik
Die Zahl der Wirbelstürme im Atlantik zeigt im Verlauf der letzten 100 Jahre keinen steigenden Trend. Eine Häufung extremer Witterungsereignisse aufgrund des Treibhauseffektes wird zwar häufig behauptet, kann aber wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. (Quelle: Nach IPCC 1990)
»Weltweit nehmen die Unwetter zu«
Es hat sich vielfach eingebürgert, Unwetter oder Überschwemmungen sogleich dem Treibhauseffekt zuzuschreiben. Doch selbst der Vorsitzende des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), unter dessen Dach sich bei der UN die Klimawarner der Welt versammelt haben, tritt dem entgegen. Der Schwede Dr. Bert Bolin sagte, es sei Unsinn, derzeit jegliche Überflutungen, Dürren, Wirbelstürme oder andere extreme Wetterereignisse steigenden Temperaturen anzulasten. »Ein solcher Zusammenhang kann nicht hergestellt werden«, meinte Bolin auf einer Diskussion 1997 in Stockholm und fügte hinzu: »Umweltaktivisten, die dies dennoch tun, traue ich deshalb nicht.« 1 Auch der deutsche Treibhauswarner und Klimaforscher Klaus Hasselmann sagt: »Es erscheint fraglich, ob diese Ereignisse, falls eine Zunahme der Häufigkeit wirklich statistisch belegbar ist, auf eine anthropogene Klimaänderung zurückzuführen sind.« 2 Eine Gruppe von IPCC-Forschern berichtet darüber hinaus, daß bei Hurrikanen und Wirbelstürmen derzeit eher eine
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