Lexikon der Oeko-Irrtuemer
abnehmende Tendenz zu beobachten sei. 3 Auch in der Nordsee konnte keine Zunahme der Sturmhäufigkeit festgestellt werden. Dürren oder Überschwemmungen sind auf Wetterlaunen oder Naturereignisse, wie die zyklisch auftretende Meereserwärmung El Nino, zurückzuführen - nicht aber auf einen Klimawandel. Wobei allerdings viele Menschen irrtümlich annehmen, El Nino und sein verstärktes Auftreten seien Folgen des Klimawandels.
Andere vermeintliche Indikatoren für häufigere Unwetter erweisen sich bei näherer Betrachtung ebenfalls als übertrieben. So diente eine spektakuläre Schadensmeldung der Münchner Rückversicherung vielfach als Beleg für den verhängnisvollen menschlichen Eingriff in das Klima. Danach war 1995 durch Naturkastrophen ein ungewöhnlich hoher volkswirtschaftlicher Schaden von 180 Milliarden Dollar entstanden. Was verschwiegen wurde: Alleine 100 Milliarden dieser Summe entfielen auf das Erdbeben in Kobe. 4 Das Versicherungsunternehmen äußert sich inzwischen zurückhaltender. Gerhard Berz, Leiter der Forschungsabteilung der Versicherung, führt die steigenden Schadenssummen in erster Linie auf die dichtere Besiedlung, den steigenden Lebensstandard und die wachsende Bevölkerung zurück. Einfach gesagt: Wo früher ein Hurrikan über unbesiedelte Klippen hinwegfegte, nimmt er heute womöglich eine Siedlung von Luxusferienhäusern huckepack. Der Meteorologe Berz glaubt dennoch, daß ein Teil der Klimaänderung anzulasten sei. 5 Andere große Rückversicherungs-Unternehmen mögen dies nicht bestätigen.
1 Öffentliche Diskussion vor Wissenschaftlern und Journalisten zum Thema »Klimawandel« in Stockholm, 2. Juni 1997. 2 K. Hasselmann, Deutsches Klima-Rechenzentrum, Internet-Homepage, Mitteilung vom 19. Juni 1995. 3 Scientific American, Mai 1997. 4 H. Hug, Der tägliche Öko-Horror, 1997. 5 Die Berliner Tageszeitung B.Z. vom 5. 11. 1997.
»Kohlendioxid (CO 2 ) ist der Hauptverursacher des Treibhauseffektes«
Vor allem anderen gilt es einen grundlegenden Irrtum auszuräumen: Der Treibhauseffekt ist nichts Unnatürliches, sondern Voraussetzung für das Leben auf der Erde. Ohne diesen Effekt würden hier statt im Schnitt etwa 15 Grad plus arktische 18 Grad minus herrschen.
Wie kommt der Treibhauseffekt zustande? Wasserdampf, aber auch Spurengase wie CO 2 lassen die kurzwellige Sonnenstrahlung fast vollständig durch die Atmosphäre zur Erdoberfläche dringen. Die von der Erde reflektierte, langwellige Strahlung wird hingegen nicht mehr vollständig hinaus gelassen und gleichsam eingefangen. Ergebnis ist ein für den Menschen wohltemperierter blauer Planet, der wahrscheinlich ziemlich einmalig ist. Die atmosphärische Hülle der Erde wirkt, kurz gesagt, wie die Scheiben eines Gewächshauses - daher der Ausdruck »Treibhaus«. Der Hauptteil dieses natürlichen Treibhauseffektes geht auf den Wasserdampf in der Atmosphäre zurück. Wenn die Erde also statt minus 18 Grad (ohne Treibhauseffekt) plus 15 Grad warm ist, ergibt sich durch den Treibhauseffekt insgesamt eine Erwärmung von 33 Grad. Der Wasserdampf und die verschiedenen Spurengase sind daran wie folgt beteiligt: 1
Substanzen
Anteil am
Treibhauseffekt
Wasserdampf
20,6 Grad
Kohlendioxid (CO 2 )
7,2 Grad
Ozon
2,4 Grad
N 2 0 (Lachgas)
1,4 Grad
Methan
0,8 Grad
andere Spurengase
0,6 Grad
zusammen
33,0 Grad
Wie kann aber unter diesen Umständen CO 2 zum »Hauptverursacher des Treibhauseffekts« werden? Der »volkspädagogische Trick«, so der Chemiker und Buchautor Dr. Heinz Hug, besteht nun darin, daß man in der Klimadiskussion den Effekt des Wasserdampfes einfach mit Null(!) ansetzt und von einem zusätzlichen Treibhauseffekt spricht. Das sieht in Zahlen dann so aus:
Spurengas
allgemeiner
zusätzlicher
Treibhauseffekt
Treibhauseffekt
Wasserdampf
62,0%
0 (!)%
Kohlendioxid
22,0 %
57,9 %
Ozon
7,0 %
18,4 %
N 2 0 (Lachgas)
4,0 %
10,5%
Methan
2,5 %
6,6%
andere Spurengase
2,5%
6,6%
Die separate Betrachtung eines zusätzlichen Treibhauseffektes läßt den Einfluß des CO 2 optisch von 22 auf 57,9 Prozent steigen (dabei wird der Hinweis »zusätzlich« nicht selten einfach weggelassen). Der entscheidende Einfluß des Wasserdampfes wird von den Klima-Modellierern oft unter dem Begriff »Wolken-Rückkoppelungs-Mechanismus« geführt. Und dahinter steckt eine der großen Fragen der Klimadiskussion: Verstärkt er die Wirkung des CO 2 , oder schwächt er sie ab? Der Zusammenhang ist bis heute weder richtig
Weitere Kostenlose Bücher