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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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die der Temperatur, im Bereich der natürlichen Klimavariabilität. 10
    Nun stehen heute auch Satellitendaten zur Verfügung, die den ganzen Globus umfassen. Professor John Christi von der Universität von Alabama und Dr. Roy Spencer von der NASA haben diese Meßreihen seit 1979 ausgewertet. Ihr Ergebnis nach einer aktuellen Revision im Sommer 1998: »Für die untere Troposphäre bis zu 5 Kilometern Höhe ergibt sich seit 1979 eine leichte Abkühlung von 0,01 Grad pro Jahrzehnt.« In dieser Zeit brachen allerdings Vulkane aus, die den Globus außer der Reihe abkühlten. Nur wenn die Wissenschaftler diese Naturereignisse »ungeschehen machen« (sprich: herausrechnen), dann ist die Welt theoretisch wärmer geworden. So wunderbar kann Wissenschaft sein: Es wird wärmer, obwohl es eigentlich kälter geworden ist.
    Die Messungen von genaustens geeichten Wetterballons stimmen übrigens mit den Beobachtungen der Satelliten auf frappierende Weise überein." [Grafik siehe oben] Möglicherweise zeigen nun sowohl die erdgebundenen als auch die Messungen in luftiger Höhe zwar gegenläufige, aber prinzipiell richtige Temperaturtrends. Es wäre dann also in Bodennähe geringfügig wärmer und in der unteren Troposphäre geringfügig kälter geworden. Doch das darf gemäß den Computermodellen, die eine künftige menschengemachte globale Erwärmung prophezeien, auf keinen Fall sein. Die Troposphäre müßte sich laut den Berechnungen auf jeden Fall erwärmen. Da sie es aber nicht tut, könnten die Computer in einem zentralen Punkt falsch programmiert sein. Möglicherweise enthalten die Modelle ein fundamentales Mißverständnis über den mit Abstand wichtigsten Steuerungsmechanismus des Klimas: den von Ozeanen, Wasserdampf und Wolken. 12
    Die gleichsam offizielle Klimaforschung des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) - zu deutsch etwa: »Zwischenstaatliche Abstimmungskommission zum Klimawandel« (siehe auch: »Die Mehrheit der Klima-Experten ist sich einig«) - traut derzeit lieber den mathematischen Rechenmodellen der Computer als den tatsächlichen physikalischen Messungen der Satelliten. Die große Frage lautet hier: Wirken die Wassermassen ausgleichend - sind sie möglicherweise eine Art selbstregulierende Kühlung - oder schaukeln sie die Temperaturen unter dem Strich sogar weiter hoch ? Verfeinerungen der Computermodelle durch Berücksichtigung von Wolkeneinflüssen werden vermutlich zu neuen Prognosen mit weiter reduzierten Temperaturerhöhungen führen.
    Grundsätzlich zeichnet sich derzeit jedenfalls keine einheitliche, über die natürliche Klima Schwankung hinausgehende globale Erwärmung ab. »Ich könnte nicht guten Gewissens behaupten, daß es wärmer wird«, sagt Professor Heinz Miller vom Alfred-Wegener-Institut für Meeres- und Polarforschung in Bremerhaven: »Wir kennen die globalen Zusammenhänge des Klimas einfach noch zu wenig.« 13 In Regionen, die derzeit steigende Temperaturen verzeichnen, manifestiert sich dies übrigens in der Regel durch kürzere Winter und weniger kalte Nächte - nicht aber durch extreme Tagestemperaturen. Ob die Menschen dies als Klimakatastrophe empfinden, sei dahingestellt.
      
    1 WWF, Hintergrundinformation »Zeit zu Handeln«, 1997. 2 K. Hasselmann, Science vom 9. 5. 1997. 3 Institut für Hochgebirgsforschung, Innsbruck, Jahresbericht 1996. 4 Amtsblatt des Instituts für Meteorologie, Die Berliner Jahresmitteltemperaturen von 1701 bis 1996. Sonderdruck vom 5. 12. 1997. 5 W. Karlen (Universität Stockholm), Vortrag »Der solare Einfluß auf das Klima des Holozän«, gehalten auf dem Symposium »Klimaveränderungen - Ursachen und Auswirkungen« der Europäischen Akademie für Umweltfragen, Bonn, 10. 11. 1997. 6 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. 1. 1996. 7 Enguete-Komission zum Schutz der Erde, Bd. 1, Bonn 1990. 8 G. Easterbrook, A Moment on the Earth, 1995. 9 International Journal of Climatology, Vol. 16, 1996, Seite 935. 10 A. Wiin-Nielsen, Interview, Handelsblatt vom 19. 2. 1997. 11 World Climate Report Chart 1, Christy University of Alabama, Huntsville. 12 New Scientist vom 19. 7. 1997. 13 Welt am Sonntag Nr. 46/1997.

Gibt es überhaupt eine »Globaltemperatur«?
      
    Nein. Es gibt gleich mehrere. Und das kommt so: Verschiedene Institutionen und Forschungseinrichtungen ermitteln auf verschiedene Weise (zwangsläufig) verschiedene Globaltemperaturen. Die Globaltemperatur ist auch keine Temperatur, die irgendwo tatsächlich herrscht, sondern ein Hilfskonstrukt

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