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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

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Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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verändernden warmen und kalten Strömungen zeigt ebenfalls keinen eindeutigen Erwärmungstrend. Eine Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und des British Meteorological Office unternahm den Versuch, wenigstens die Meeresoberflächentemperaturen von 1856 bis 1987 zu rekonstruieren. Ergebnis: praktisch keine Veränderung. Forscher der Scripps Institution of Oceanography in Kalifornien analysierten viele Millionen Messungen, die von 1979 bis 1994 und bis in eine Tiefe von 400 Metern gemacht wurden. Ihre Daten zeigen bis in die achtziger Jahre ein Abkühlen um 0,1 Grad und dann bis 1994 eine Erwärmung von etwa dem gleichen Ausmaß. Das Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH) wertete seit 1968 gewonnene Daten für die Nordsee aus und kommt zu dem Schluß: »Wir stellen zwar Schwankungen mit mehrjähriger Dauer fest. Es gibt aber keinen anhaltenden Trend für eine Zu- oder Abnahme.« 6
      
Jahresmitteltemperaturen 1701 - 1996 (Berlin-Dahlem)
      

      
    Die Wetterstation in Berlin-Dahlem verfügt über eine der weltweit längsten Aufzeichnungen der Temperatur. Der Verlauf der Kurve in den letzten 296 Jahren zeigt, daß wärmere Zeiten wie heute nichts Ungewöhnliches sind. Historische Meßreihen vom Hohenpeißenberg (Allgäu) und De Bilt zeigen ein ähnliches Auf und Ab und keinesfalls einen eindeutigen Trend. (Quelle: Amtsblatt des Instituts für Meteorologie, Berlin 1997)
      
    Einfach ausgedrückt, nennt die Wissenschaft Vorgänge von Wochen oder Monaten Dauer »Wetter«, erst Entwicklungen über Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte rechtfertigen den Ausdruck »Klima«. Klimatisch gesehen, lebt die Menschheit seit etwa 10000 Jahren alles in allem in einer für sie relativ optimalen Warmphase. 7 Das günstige Klima förderte in diesem Zeitraum die Erfindung der Landwirtschaft. Auch in dieser erdgeschichtlich ganz jungen Phase, das ergab die Analyse von Eisbohrkernen in Grönland, lagen die Temperaturen teilweise über den heutigen. 8 Der Landwirtschaft hat dies stets gut getan.
    Gegenwärtig legen die von Wetterstationen oder auf Schiffen gemessenen globalen Temperaturen eine durchschnittliche Erwärmung zwischen etwa 0,04 und 0,1 Grad pro Jahrzehnt nahe. Die unterschiedlichen Angaben sind mit der unterschiedlichen Art und der Verteilung der Messungen zu erklären. So wurden in der Vergangenheit auf den für das Weltklima so immens wichtigen Ozeanen und in abgelegenen Regionen kaum Temperaturen festgehalten. Selbst heute, so wird geschätzt, decken die Temperaturbeobachtungen trotz der relativ großen Zahl von Meßstationen nur etwa 40 Prozent des Globus ab.
    Auch haben sich die Umstände der Messungen geändert. Heute sind Schiffe sehr viel höher und die Instrumente weiter vom kühlen Wasser entfernt. Um andere Stationen sind inzwischen Städte entstanden, die sich wesentlich stärker erwärmen als die einstige ländliche Umgebung. Untersuchungen in Kalifornien ergaben: Je dichter besiedelt eine Region ist, desto höher steigen die Temperaturen.
    Eine 1996 veröffentlichte Studie aus Südafrika zeigt, daß die dortige Erwärmung der letzten 30 Jahre um bis zu 50 Prozent zu hoch angesetzt wurde. 9 Die Fachleute sprechen bereits vom »Skyline-Effekt«, der für ein höheres Temperaturniveau in der Umgebung von Meßstationen verantwortlich ist. Faktoren wie die wachsende Bebauungsdichte müssen daher mühsam abgeschätzt und aus den Daten »herausgerechnet« werden.
      
Jährtiche Durchschnittstemperaturen in der Troposphäre 1978 - 1996
      

      
    Während die Messungen am Boden auf eine Erwärmung der Erde hindeuten, zeigen die Luftschichten bis fünf Kilometer Höhe (Troposphäre) sogar eine leichte Abkühlung. Die Übereinstimmung von Satellitenmessungen mit den Beobachtungen der Wetterballons sprechen für die Zuverlässigkeit der Temperaturbestimmungen. (Quelle: Focus 1997 / J. Christi, University of Alabama)
      
    Nach Ansicht von Professor Dr. Aksel Wiin-Nielsen, ehemaliger Generalsekretär der World Meteorological Organisation (WMO), gibt es gemäß dem 30-Jahre-Standard angemessene Globaltemperatur-Schätzungen (siehe: Gibt es überhaupt eine »Globaltemperatur«?) für die Periode von 1931 bis 1960 und bessere Schätzungen für den Zeitraum von 1961 bis 1990, der gerade Vergangenheit wurde. Wiin-Nielsen kann daraus nichts Außergewöhnliches ablesen: »Wenn wir beide Perioden vergleichen, liegen die Veränderungen der verschiedenen meteorologischen Parameter, also auch

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