Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Befragten war sich »absolut« oder »ziemlich sicher«. 3
1 Wall Street Journal vom 25. 7. 1997. 2 Profil Nr. 48/1997. 3 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. 12. 1997.
»Einige Klimaforscher sind ›gekauft‹«
Beim Thema Klima geht es um viel Geld. Forscher des Eduard-Pestel-Institutes in Hannover glauben, den Betrag sogar beziffern zu können: 40 Billionen Mark. Diese Summe wäre notwendig, um die Kohlendioxid-Emissionen durch einen Umbau der Industriegesellschaff weltweit um drei Viertel zu verringern. 1 Wie immer in solchen Fällen rechnen sich dabei manche Interessengruppen Gewinne und andere Verluste aus. Die Erdöl exportierenden Länder und die Autoindustrie lieben das Thema naturgemäß weniger als beispielsweise die Atomindustrie, die plötzlich Umweltpluspunkte sammeln kann.
Die wissenschaftlichen Argumente, die in diesem Konflikt vorgetragen werden, sind deshalb häufig vermischt mit Anschuldigungen und Zweifeln an der Integrität der jeweiligen Kontrahenten. So wird einigen amerikanischen Klimaforschern, die Zweifel an der These vom menschengemachten Treibhaus artikulieren, vorgeworfen, für ihre Forschungen Gelder von der Automobil-, Öl- oder Kohleindustrie zu erhalten. In der Tat fließen solche Gelder, und dies wird von den betreffenden Wissenschaftlern meist auch gar nicht bestritten.
Umgekehrt läßt sich auch nicht leugnen, daß die Forschungen der Befürworter der Treibhausthese mit Geldern von interessierter Seite finanziert werden. Auch hier nur ein Beispiel: Die bis dahin als Umweltschützerin nicht weiter aufgefallene britische Premierministerin Margaret Thatcher stellte viele Millionen Mark für das britische IPCC-Engagement und das »Hadley«-Klimaforschungszentrum bereit. Sie tat dies zu einem Zeitpunkt, als die Atomanlagen von Sellafield die britische Atomindustrie wieder einmal in Mißkredit brachten. Interessant auch: Seit längerem gärte ein Konflikt mit den britischen Bergarbeiter-Gewerkschaften wegen der Schließung von Kohlegruben. Kohlendioxid als »Klimagift« kam Margaret Thatcher nicht ungelegen.
Der außenstehende Betrachter sollte realistischerweise davon ausgehen, daß die meisten Klimaforscher in Interessenlager eingebunden sind - und auch eigene Karriereziele verfolgen. Unter dem Strich kürzen sich diese Faktoren aber letztendlich weg. Damit sollte der Blick eigentlich frei sein für die Frage: Wer hat - unabhängig von seinen Geldgebern - die überzeugendere wissenschaftliche Arbeit geleistet?
1 Die Woche vom 10. 2. 1994.
»Mit Computern läßt sich das Klima vorausberechnen«
Die Idee, die Zukunft berechnen zu können, fasziniert die Wissenschaftler seit langem. Die erste große Euphorie entstand in den sechziger Jahren. Der Mathematiker John von Neumann, einer der Erfinder des amerikanischen Computers, war der festen Überzeugung, bestimmte Vorgänge in der Zukunft ließen sich mit Formeln exakt berechnen -beispielsweise das Wetter vom nächsten Monat. Die amerikanischen Militärs investierten Unsummen in Neumanns Computerexperimente, doch die Operation verlief im Sande.
Auch die heutigen Computerspezialisten »arbeiten an Formeln, mit denen sich der Zustand des Planeten in 100 Jahren errechnen läßt«, so die »Süddeutsche Zeitung« über das Deutsche Klima-Rechenzentrum in Hamburg. Die Wissenschaftler versuchen, einfach gesagt, anhand von Daten der Vergangenheit und mit Hilfe von Computersimulationen einen Blick in die Zukunft zu werfen. Sie arbeiten mit sogenannten »general circulation models« (GCM), was wir salopp mit »Kreislaufmodell« übersetzen können. Zunächst werden dafür die physikalischen und chemischen Naturgesetze, die geographische Beschaffenheil der Erde, ihre Umlaufbahn um die Sonne und vieles mehr als Formeln in den grauen Rechner gegeben. Das Elektronengehirn wird dann solange getrimmt, bis es den Austausch von Luft und Wasser, Sommer und Winter, kurz den Wetter- und Klimakreislauf halbwegs vernünftig imitiert. Der Computer soll ein Modell des globalen Geschehens schaffen, das möglichst gut mit der Wirklichkeit übereinstimmt.
Und hier liegt das Problem: Die Faktoren, die das Klimageschehen beeinflussen, reichen von der planetarischen Größenordnung des Erdumfangs (40000 Kilometer) hinab bis zum kleinsten Staubpartikel, der nur den Bruchteil eines millionstel Millimeters ausmacht.
Europa im Computermodell
So grob sehen Computer Europa: Die besten Klimarechner der Welt können
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