Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
Vom Netzwerk:
in -praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit erscheinenden - Fachaufsätzen still und leise relativiert. Schließlich hat man einen Ruf zu verlieren.
    Welche Verwirrung die Forscher stiften, illustrieren aktuelle Unterrichtsmaterialien, die das Deutsche Klima-Rechenzentrum für Schulen herausgibt. Unter der Überschrift »Der Nachweis einer anthropogenen Klimaänderung« 8 heißt es in der Einleitung (hinsichtlich der Temperaturentwicklung der letzten 100 Jahre): »Anzunehmen ist, daß der Temperaturveränderung natürliche und anthropogene Ursachen zugrunde liegen, auszuschließen ist nicht, daß sie möglicherweise sogar gänzlich naturbedingt ist.« (Hervorhebungen durch die Autoren) Am Ende desselben (!) Textes, nur zwei Blatt später, erfährt der verwirrte Schüler dann: »Der Gegensatz von Abkühlung in der Stratosphäre und Erwärmung in Bodennähe sowie das geographische Muster der Temperaturveränderungen verdichten sich zu dem Indizien-Beweis, daß die Temperaturerhöhung von 0.5 Grad in den letzten WO Jahren menschengemacht ist.« Ja, was denn nun? Wir lernen hier vor allem eines: Wer so argumentiert, hat zwangsläufig immer recht.
    Hinter den Kulissen entspinnt sich zunehmend eine heftige wissenschaftliche Kontroverse - und diese kann die Klimaforschung nur voranbringen. Der Teufel steckt dabei wie immer im Detail. So wird - um nur ein Beispiel zu nennen - die Datenauswahl von Benjamin Santers »Fingerabdruck«-Nachweis heftig kritisiert. 9 Die Klimaforscher Patrick Michaels und Dr. Paul Knappenberger veröffentlichen im Wissenschaftsmagazin »Nature« eine aus den Daten von Wetterballons erstellte Temperaturkurve. 10 Die Zackenlinie reicht von 1958 bis 1995 und zeigt über diesen Zeitraum keinen signifikanten Erwärmungstrend. Santer und Kollegen hatten diese Kurve als Grundlage für ihren Treibhaus-Nachweis herangezogen - allerdings nur den Zeitraum von 1963 bis 1986. Und was zeigt dieser willkürliche Ausschnitt? Wir ahnen es: eine klare Erwärmung. Die selektierten Daten stimmen mit dem vom Computer errechneten Temperaturanstieg überein. [Grafik siehe oben] Die Kritiker Michaels und Knappenberger resümieren: »Wenn wir die ausgewählte Periode mit der vollständigen Kurve vergleichen, kommen wir ... zu dem Schluß, daß die Erwärmung größtenteils ein durch die Auswahl des Zeitraums geschaffenes Artefakt ist.«
      
    1 R. Bailey, Eco-Scam, 1993. 2 K. Hasselmann, Deutsches Klima-Rechenzentrum, Internet-Homepage, Mitteilung vom 15. 2. 1995. 3 N. Calder, The Manie Sun, 1997. 4 WWF, Presseinformation, 15. 12. 1995. 5 Science, Vol. 276, 1997, Seite 915. 6 Science, Vol. 276, 1997, Seite 1040. 7 C. D. Schönwiese, Vortrag im Rahmen des Symposiums »Klimaveränderungen - Ursachen und Auswirkungen«, Bonn, 10. 11. 1997. 8 D. Kasang, Deutsches Klima-Rechenzentrum, Internet-Homepage, Mitteilung vom 23. 1. 1997. 9 Nature, Vol. 382, 1996, Seite 39-46. 10 Nature, Vol. 384, 1996, Seite 522.

»Die Mehrheit der Klima-Experten ist sich einig«
      
    Wenn von durch die Mehrheit der Wissenschaftler abgesicherten Klima-Erkenntnissen die Rede ist, so bezieht sich diese Aussage stets auf die Stellungnahmen des IPCC. Hinter der Abkürzung verbirgt sich das »Intergovernmental Panel on Climate Change«, eine zwischenstaatliche Abstimmungskommission zum Klimawandel. Dieses Gremium wurde Ende der achtziger Jahre von der UNO ins Leben gerufen, um den Politikern eine wissenschaftliche Grundlage für Entscheidungen zur Klimapolitik zu geben. 170 Staaten und ihre Regierungen - von Albanien bis Zimbabwe - rangeln um Stimmen im IPCC. Wie der Name »panel« (»Kommission«, »Schiedsgericht«) schon sagt, handelt es sich dabei nicht um ein Forschungsprojekt im eigentlichen Sinne, sondern um eine Verhandlungsrunde. Diese Klima-Behörde soll versuchen, den wissenschaftlichen Sachverstand aus aller Welt zusammenzutragen und eine einheitliche Aussage daraus zu kondensieren.
    Zum Bericht von 1996 trugen etwa 2100 Personen bei. Dazu gehörten Wissenschaftler, politische Beamte, Funktionäre von Umwehorganisationen und Angehörige anderer Interessengruppen. Die meisten IPCC-Mitglieder sind Sozialwissenschaftler, dann erst folgen die Naturwissenschaftler, darunter viele Landwirtschafts-, Wald- und Meeresexperten. Klimaforscher, die tatsächlich die Physik der Atmosphäre entschlüsseln, stellen nur einen kleinen Teil der IPCC-Wissenschaftler. 1
    Während sich viele in den Berichten erwähnte Forscher schlichtweg mit der

Weitere Kostenlose Bücher