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Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Titel: Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz
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Beruhigt sich die Katze durch das Schnurren? Oder löst das Schnurren die Ausschüttung von Endorphinen aus, körpereigenen schmerzlindernden Substanzen?
    Auf einer Konferenz mit dem schönen Namen «12 th International Conference on Low Frequency Noise and Vibration and its Control» wurde 2006 eine wenige Jahre alte Theorie der Akustikforscher Elizabeth von Muggenthaler und Bill Wright präsentiert: Unter anderem mit Hilfe streichholzkopfgroßer, auf Hauskatzen aufgeklebter Sensoren hatte man das Hauskatzenschnurren noch einmal genau vermessen und festgestellt, dass die dabei vorherrschenden Frequenzen dieselben sind, deren stimulierende Wirkung auf das Knochenwachstum in den 1990er Jahren entdeckt wurde. Nebenbei wirken Vibrationen dieser Art gegen Schmerzen, entspannen die Muskulatur und fördern Muskelwachstum und Gelenkigkeit. Die beiden Forscher vermuten, das Schnurren könnte eine Art Selbstheilungsmechanismus der Katze darstellen. Die Selbstheilungsfähigkeiten von Katzen sind viel ausgeprägter als die von Hunden, sodass Tierärzte gern behaupten, solange alle Einzelteile verletzter Katzen im selben Raum versammelt seien, wachse auch alles wieder zusammen. Das hat damit zu tun, dass Katzen später als Hunde domestiziert wurden und daher noch nicht ganz so verweichlicht sind, aber es ist nicht auszuschließen, dass auch das Schnurren eine Rolle spielt. Falls sich die Hypothese von Muggenthaler und Wright als richtig erweist, müssten Astronauten nur schnurren lernen, um sich in der Schwerelosigkeit vor abnehmender Knochendichte und Muskelschwund zu schützen. Leider ist ein Nachweis nicht leicht zu erbringen, weil man dazu gesunde, nichtschnurrende Katzen als Kontrollgruppe bräuchte. Katzen, die nie schnurren, sind aber in der Regel auch nicht gesund. Vielleicht müsste man eine schnurrende Katze an einen Hund binden und dann dessen Knochendichte messen, um mehr herauszufinden.
    So bald wird das aber vermutlich nicht passieren, denn die Wissenschaft gibt vor, Besseres zu tun zu haben. Dabei weiß man so vieles nicht über Katzen. Warum erbrechen sie sich immer auf den Teppich und nie auf Parkett oder Fliesen? Warum beißen sie lieber die Kabel teurer Kopfhörer durch als ein billiges Stück Schnur? Und warum wollen sie immer auf der Zeitung liegen, die man gerade liest? Wer das alles herausfindet, kann schon bald den Markt mit einer vorteilhaften Neuzüchtung aufrollen, die sich schnurrend auf die bereits gelesene Zeitung erbricht.

Sexuelle Interessen
Randy Marsh: «Weißt du, Token, wenn ein Mann und eine Frau sich sehr, sehr lieb haben, steckt der Mann seinen Penis in die Scheide der Frau. Das nennt man ‹Liebe machen›, und es ist ganz normal.»
Token: «Und wenn die Frau vier Penisse in sich drin hat und danach im Stehen auf die Männer pinkelt, ist das auch Liebe machen? Wenn fünf Zwerge einen mit Thousand-Islands-Salatsoße begossenen Mann schlagen? Machen die auch Liebe?»
South Park
    Das Sexualleben der Tiere ist in den letzten Jahren nicht mehr das geregelte, gottesfürchtige Treiben, für das man es einst hielt: Bei vielen hundert Arten wurden homosexuelle Verhaltensweisen nachgewiesen, Schwäne verlieben sich unsterblich in Tretboote, und 60 Prozent aller Forellen täuschen den Orgasmus nur vor (nein, wir denken uns das nicht aus). Aber erst der Mensch hat alles endgültig so kompliziert gemacht, dass niemand mehr den Überblick über die verwirrende Vielzahl sexueller Unterrubriken im Internet behalten kann. Diese Entwicklung ist vermutlich – wie auch die vom Allesfresser zum Restaurantkritiker – ein eher unbeabsichtigter Nebeneffekt der zunehmenden Ausdifferenzierung unseres Gehirns. Aber während sich kaum jemand mit der Frage beschäftigt, warum Erbsensuppe ihm nicht so gut schmeckt wie den meisten anderen, interessieren sich viele Menschen sehr für den Ursprung ihrer sexuellen Interessen. Überzeugende Antworten fehlen bis heute.
    Schon bei den Begriffen wird es schwierig: Soll man von sexuellen Vorlieben sprechen, einer sexuellen Orientierung oder einer sexuellen Identität? Jede Definition bringt gewisse Probleme mit sich. So werden Homo- und Heterosexualität häufig als sexuelle Orientierungen bezeichnet, bei der Bisexualität wird es schon schwieriger, und ein Interesse an Füßen oder SM-Praktiken ordnet man gern unter die Vorlieben ein, die zusätzlich zu und unabhängig von der Orientierung auftreten können. Diese Einteilung geht aber nicht etwa auf gesicherte Kenntnisse

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