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Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Titel: Liaden 3: Gestrandet auf Vandar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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Entziehungskur deuten auf einen schwierigen Fall hin«, fuhr er fort. »Während der Behandlung flüchtete die Terranerin mehrmals aus der Reha-Klinik, wo man sie in Einzelunterbringung isoliert hatte. Im Abschlussbericht des Arztes steht nur: ›Die Patientin ist physisch nicht mehr abhängig von der Droge Lethecronaxion.‹ Wir interpretieren diese Aussage dahingehend, dass weiterhin eine psychische. Abhängigkeit besteht. Hier bietet sich eine Gelegenheit zur Manipulation.«
    Die Pharmazeutin fasste in eine Tasche und zog zwei kleine Plastikbeutel heraus, die ein elfenbeinfarbenes Pulver enthielten.
    »Dieser Beutel«, sagte sie und hielt ihn sig’Alda entgegen, »trägt auf dem Verschluss einen roten Punkt. Hier drin befindet sich standardisiertes Lethecronaxion von extrem hoher Qualität. Im Therapiebericht steht, dass die Patientin dazu neigte, dieses … äh … Cloud, wie es im Söldnerjargon heißt, zusammen mit Alkohol einzunehmen, um zu vergessen und sich vor der Außenwelt abzuschotten. Diese Dosis ist ausreichend für einen kräftigen terranischen Mann.«
    Sig’Alda verspürte eine intensive Abneigung und wandte sich an die Schleife, um seine aufkeimende Nervosität zu dämpfen. Drogensüchtige … Sein Unbehagen verflog, als die Schleife ihre Wirkung entfaltete, und abermals widmete er der Pharmazeutin seine volle Aufmerksamkeit.
    »Und dieser Beutel hier ist mit einem blauen Punkt versehen.« Sie reichte ihm das Päckchen. »Er enthält genauso viel Pulver wie der erste. Aber diese Dosis Cloud ist doppelt so stark wie die Standardsubstanz, außerdem ist sie versetzt mit einer Droge, die Sie selbst sehr gut kennen: MemStim. Die Wirkung tritt erst nach einer gewissen Zeit ein und ist gleichfalls zweimal stärker als bei der Verabreichung der üblichen Droge.«
    Sig’Alda lächelte. Natürlich!
    »Ja«, bekräftigte die Pharmazeutin, die sich über seine positive Reaktion zu freuen schien. »Agenten benutzen MemStim, wenn sie Bericht erstatten, damit sie sich exakt an die Ereignisse erinnern. Diese spezielle Mischung beinhaltet außerdem einen Enthemmer und einen experimentellen Rezeptor – der eine Situation des ›Herausreißens und Verankerns‹ erzeugt, wie ich es nenne.« Nun gestattete sich die Pharmazeutin selbst ein Lächeln. »Ich habe entsprechende Mixturen vor ein paar Tagen zusammengestellt. Sie wurden an Testpersonen ausprobiert, die von der Körpergröße der Terranerin gleichen. Die Einnahme der Drogen zeigte interessante Effekte.
    Die Wirkungsweise von reinem Lethecronaxion ist bekannt: Sämtliche Erinnerungen, die älter sind als ein paar Stunden, im Extremfall auch Erinnerungen, die erst wenige Minuten zurückliegen, verschwimmen, werden unscharf. Als nach einer gewissen Zeit die Wirkung von MemStim eintrat, fand ein drastischer Umschwung statt. Die Testpersonen wurden abrupt aus ihrem Zustand der Benebelung gerissen und in einem intensiven MemStim-Zustand verankert. Das Bestechende an diesem ›Herausreißen und Verankern‹ ist die Tatsache, dass das MemStim an genau den Rezeptoren andockt, die von Lethecronaxion am meisten beeinträchtigt werden. Ein Süchtiger – oder, wenn man so will, jeder, der MemStim einnimmt – besitzt Rezeptoren, die gewissermaßen ›trainiert‹ sind. Im Falle eines Cloud-Abhängigen werden durch Reizung dieser Rezeptoren höchstwahrscheinlich schmerzhafte Erinnerungen ausgelöst, denn nur jemand, der Fürchterliches erlebt hat und dies vergessen will, kommt überhaupt auf den Gedanken, sich mit Cloud Erleichterung zu verschaffen.« Die Pharmazeutin hielt inne und blickte den Commander an; der bedeutete ihr mit einem Wink, sie möge fortfahren.
    »Auf diese Weise wurden die Probanden von einem Zustand, in dem sie ungewollte Erinnerungen völlig verdrängten, in einen Zustand absoluter und intensivierter Erinnerung versetzt. Abhängig von der Menge des genossenen Alkohols und dem Enthemmer, durchlebten die Testpersonen Erinnerungen derart plastisch, dass sie glaubten, sie seien Realität. Es gab Selbstmordversuche, manche Personen fielen in ein Delirium, fügten sich selbst Verletzungen zu, indem sie sich bissen oder mit den Fingernägeln zerkratzten, und länger als einen halben Standardtag waren sie geistig verwirrt. Ich vermute, dass nach Ablauf einer bestimmten Frist, wenn die Rezeptoren erneut nach Stimulierung verlangen, abermals eine Phase äußerster Verstörtheit erreicht wird.«
    Sig’Alda verwahrte die Päckchen sorgfältig in einer Tasche

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