Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Titel: Liaden 3: Gestrandet auf Vandar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
Vom Netzwerk:
eine Weile in seinen Becher.
    »Die Zeitungen schreiben über uns, wir seien Helden«, eröffnete er schließlich das Gespräch.
    Das war keine neue Information. In den vergangenen drei Tagen waren vier Prinzen des regierenden Königshauses angereist, um ihnen die Hände zu schütteln und sie für ihre Heldenhaftigkeit zu loben. Ähnlich geäußert hatte sich der Commander, der die Eingreiftruppe der hiesigen Miliz befehligte. Val Con schwieg und wartete.
    Hakan schaute hoch, mit so scharfem Blick, wie es seine Kurzsichtigkeit erlaubte. »Sei ehrlich, Cory: Fühlst du dich wie ein Held?«
    Val Con seufzte leise. »Hakan, was soll ich darauf antworten? Ich weiß nicht, wie sich ein Held fühlen sollte.«
    »Richtig.« Hakan fixierte wieder den Becher mit dem Tee. »Ich fühle mich verdammt mies. Ich …« Abermals hob er den Kopf, und es schien, als würden sich seine Augen mit Tränen füllen. »Ich habe drei Männer getötet. Drei.« Er wandte sich um, blickte zum Fenster und fragte mit gedämpfter Stimme: »Wie viele hast du getötet?«
    In seinem Gedächtnis war die exakte Anzahl der erledigten Gegner gespeichert. »Mehr als drei.« Er nippte an seinem Tee. »Du hast kein Verbrechen begangen, Hakan. Du hast nur deine Pflicht erfüllt. Drei Männer starben durch deine Hand, außerdem hast du mehrere verwundet und sie daran gehindert weiterzukämpfen. Dabei warst du lediglich mit einem Gewehr bewaffnet, das nur dazu taugt, auf die Jagd zu gehen …«
    »Das ist es ja, was mir so zu schaffen macht!« Hakans Gesicht glühte in einem leidenschaftlichen Feuer. »Genau das ist der springende Punkt! Ich fühlte mich, als ob ich auf der Jagd wäre, eine Beute erlegte, und nicht … Dieser eine Kerl … Er rannte durch das Gebüsch, und ich wusste, dass er nur in den Bach springen konnte. Ich legte mich auf die Lauer und wartete auf ihn, Cory. Es war, als befände ich mich auf der Pirsch, um einen Hirsch zu erlegen. Und als er dann sprang …« Seine Stimme versagte, doch das innere Feuer zwang ihn dazu weiterzusprechen. »Er sprang in den Fluss, und ich erschoss ihn. Dann stürzte ich mich auf den nächsten Burschen. Und das Einzige, was ich fühlte, war die Notwendigkeit, ihn zu töten.«
    Mitten in einem Gefecht hatte Hakan einen kühlen Kopf bewahrt und dazu die blitzschnellen Reaktionen eines Piloten bewiesen. Ein chirurgischer Eingriff, um die Kurzsichtigkeit zu korrigieren, ein bisschen Training, und er wäre ein absolut adäquater Agent. Nachdenklich schlürfte Val Con seinen Tee.
    »Du hast doch in der Miliz gedient. Hat dir dort niemand gesagt, dass es eines Tages erforderlich sein könnte, in einem Kampf jemanden zu töten?« Er legte eine Pause ein. »Du besitzt ein Jagdgewehr. Und du hast mir erzählt, dass du es auch benutzt.«
    »Ja, aber doch nicht, um auf Menschen zu schießen!«, flüsterte Hakan heiser. »Ich habe noch nie zuvor jemanden umgebracht!«
    »Ah!« Val Con betrachtete den rötlichen Inhalt seines Bechers. Warum kommt er mit seinen Problemen zu mir, wunderte er sich gereizt. Um sich sofort selbst die Antwort zu geben: Ich habe die Situation an mich gerissen und ihm Befehle erteilt. Ich übernahm die Verantwortung für alles, also wendet er sich an mich. Zu wem sollte er sonst gehen?
    »Es ist… traurig«, erwiderte er langsam, ohne Hakan dabei anzusehen, »dass überhaupt jemand in einem Kampf zu Tode kommt. Das Beste wäre, wenn niemals eine Person gezwungen wäre, eine andere Person zu töten.« Er suchte nach Erklärungen, nach Konzepten, um Hakan zu erläutern, dass man mitunter gar nicht anders konnte, als Leben zu vernichten. Doch sämtlichen gedanklichen Konstrukten, die ihm einfielen, mangelte es an Überzeugungskraft; denn tief in seinem Innern quälten ihn die gleichen Skrupel, die Hakan so zusetzten, und sie peinigten ihn mit einer Intensität, die Hakans Kummer weit in den Schatten stellten. »Der Mann, den du erschossen hast, als er in den Fluss sprang … Er trug doch ein schweres Gewehr, eine automatische Waffe, nicht wahr?«
    »Du hast ihn gesehen? Ja, er war mit einem Thalich-Gewehr bewaffnet. Ich benutzte mal eines in der Miliz. Das Ding kann ein Ziel regelrecht in Stücke reißen.«
    »So. Und nun stelle dir diesen Mann vor, mit dieser Waffe und einem anderen Mann, der ihm Rückendeckung gibt; male dir aus, was passieren würde, wenn die beiden auf der Hauptstraße in Gylles irgendein Exempel statuieren wollten.« Als er hochblickte, sah er, dass Haken blass geworden war,

Weitere Kostenlose Bücher