Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
während Zhena Trelu ihr die entsprechenden Besteckteile in die Hände drückte. »Messer. Gabeln.«
»Richtig«, lobte Zhena Trelu. Dann vollführte sie ein Geste, die alles einschloss, was das Mädchen in den Händen hielt. »Tafelbesteck.«
Miris Brauen zogen sich zusammen. »Tafelbesteck«, sprach sie ihr nach. Die alte Frau lächelte ihr aufmunternd zu und fuhr fort, die Blumen zu einem Strauß zu arrangieren.
»Löffel«, sagte Miri zu Val Con und drückte ihm die Teile in die Hand. »Messer. Gabeln.« Sie furchte die Stirn. »Das war ganz einfach. Aber hast du eine Ahnung, was Tafelbesteck bedeutet, Boss?«
»Vielleicht sind Messer, Löffel und Gabeln die Bezeichnung für die einzelnen Teile, und Tafelbesteck ist ein Sammelbegriff für das Ganze«, spekulierte er.
»Du könntest recht haben. Gut geraten.«
Er lachte leise. »Darin besteht die Arbeit eines Scouts – man rät einfach drauflos und wartet dann ab, ob man mit seiner Vermutung richtig lag.«
»Tatsächlich?« Sie blickte skeptisch drein. »Ich habe etwas anderes gehört.«
»Ach so, man hat dir vielleicht erzählt, Scouts seien Helden, die ihr Leben riskieren, wenn sie unter Wilden hausen, wie durch ein Wunder sämtliche Sprachen sprechen, die es im Universum gibt, jede auch noch so bizarre Sitte korrekt interpretieren und niemals etwas missverstehen?« In seinen grünen Augen blitzte der Schalk.
»Nee! Ich habe gehört, Scouts trinken nur teure Spirituosen und erzählen Anekdoten, wie sie Drachen getötet haben.«
»Bei den Göttern, du hast mich durchschaut…«
»Meri! Corvill! Kommt mit euren Schüsseln an den Herd. Die Suppe ist heiß!«
Miri grinste ihn an. »Sie meint uns – ich frage mich nur, was sie von uns will.«
Er linste über die Schulter und sah, wie die alte Frau von einem Haken über dem Herd eine Schöpfkelle nahm. »Ich denke, sie will, dass wir mit den Schüsseln zu ihr kommen«, murmelte er, griff nach zwei Suppenschalen und stapfte mit bewusst schweren Schritten zum Kochherd.
Miri wunderte sich über den festen Tritt, da sich ihr Partner normalerweise völlig lautlos bewegte, zuckte die Achseln und folgte ihm mit der dritten Schüssel.
Lächelnd füllte Zhena Trelu die beiden Schüsseln, die Corvill ihr hinhielt. Dann schöpfte sie Suppe in Miris Schale und berührte das Mädchen an der Schulter. »Warte.«
Sie öffnete ein Fach im Schrank, zog einen halben Brotlaib heraus und hielt ihn Miri entgegen. Miri nahm ihn mit der freien Hand und trug ihn an den Tisch.
Zhena Trelu zögerte, nickte dann mit dem Kopf, ging an die Eisbox und entnahm ihr Butter. Ihre Hand schwebte ein Weilchen unschlüssig über dem Käse, ehe sie auch danach griff. So mager wie die beiden waren, brauchten sie was Nahrhaftes. Wie konnte sie da noch überlegen?
Butter und Käse in einer Hand balancierend, nahm sie mit der anderen den Milchkrug und schloss die Tür zum Kühlraum mit dem Knie. Am Tisch schenkte sie zuerst für alle Milch in die Gläser, ehe sie sich nach ihrem Stuhl umschaute.
Sie hatten für sie den Stuhl am Kopfende der Tafel freigelassen – wo früher Jerrels Platz gewesen war. Die beiden saßen nebeneinander auf den Stühlen, die sonst der Junge und seine Ehefrau eingenommen hatten.
Zhena Trelu lächelte erfreut, als sie merkte, dass ihre Gäste die Suppe noch nicht angerührt hatten. Sie hatten also doch gute Manieren, auch wenn sie Ausländer waren. Nachdem sie sich hingesetzt hatte, griff sie nach ihrem Löffel und tauchte ihn in die Suppe; der junge Bursche und das Mädchen folgten ihrem Beispiel. Da sie davon ausging, dass die beiden von nun an auch ohne sie weiteressen würden, legte sie ihren Löffel wieder hin, zog das Brot zu sich heran und säbelte umständlich drei unregelmäßige Scheiben ab. Dann wickelte sie den Käse aus dem Papier, hackte für jeden von ihnen ein großes Stück ab und legte diese neben die Brotscheiben auf die Teller.
Ihre eigene Schnitte Brot steckte sie in den Toaster und ermahnte sich, das Gerät nicht aus den Augen zu lassen. Es war defekt, und wenn sie nicht aufpasste, verbrannte das Brot.
Abermals nahm sie den Löffel in die Hand und machte sich über die Suppe her; währenddessen beobachtete sie ihre Gäste, bemüht, sich ihre Neugier nicht anmerken zu lassen.
Der Bursche war Linkshänder und aß seine Mahlzeit mit ernster Miene, ohne sich von irgendetwas ablenken zu lassen.
Meri war Rechtshänderin und machte einen geistesabwesenden Eindruck; ihre Blicke flackerten wie
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