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Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Titel: Liaden 3: Gestrandet auf Vandar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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verübeln, wenn du dir ein bisschen Zerstreuung gönnst. Du hast alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihn aufzuspüren, vorläufig gibt es für dich nichts mehr zu tun.«
    Nova erwiderte die Umarmung und spürte, wie die tröstende Wärme ihrer Schwester auf sie überging. »Du hast recht…« Sie rückte ein Stück von Anthora ab und lächelte zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde. »Lass uns spazieren gehen. Das Wetter lädt wirklich dazu ein.«

Liad
Trealla Fantrol
     
    D as Haus war zu leer.
    Nova seufzte. Die Information vor ihren Augen musste wichtig sein, anderenfalls stünde sie nicht auf ihrem Bildschirm. Mr. dea’Gauss hatte nicht die Angewohnheit, sie mit Nebensächlichkeiten zu behelligen. Trotzdem war das Haus viel zu leer: Sie selbst hatte angeordnet, dass die Kinder mit ihrem Tutor einen Halbtagsausflug zum Raumhafen unternahmen. Anthora stattete Lady yo’Lanna einen Besuch ab und hatte die Zwillinge mitgenommen … Nun war sie ganz allein in dem großen Anwesen; niemand konnte ihre Aufmerksamkeit beanspruchen, und sie brauchte keine schnellen Entscheidungen zu treffen. Die Worte auf dem Bildschirm kündigten bei Weitem keinen Notfall an, nichtsdestotrotz …
    Blinzelnd starrte sie auf den Teppich, dessen Farbmuster nicht genug Blau aufwies; und was hatte dieser winzige Monitor dort auf dem Schreibtisch zu suchen, wo sie doch noch wenige Augenblicke zuvor den großen, gelben -
    »Nein!«
    Nova verdrängte die Erinnerung, beinahe krank von der Anstrengung, das Zimmer, das sie kannte, von dem anderen Raum zu trennen – einem Raum, den es schon seit Langem nicht mehr gab, der immer und immer wieder geändert wurde. Doch sie wusste genau, dass sie die Erinnerung nicht würde ausschließen können. Einen Augenblick lang spürte sie blanke Verzweiflung; sie verfluchte die Macht, die die früheren Generationen von Korval-Frauen über sie hatten. Edger hatte sie als »die mit dem absoluten Gedächtnis« angesprochen. Sie vermutete, dass Val Con ihm von ihrem »Talent«, die Erinnerungen längst verstorbener Frauen nacherleben zu können, erzählt hatte. Sie verabscheute diese Gabe und versuchte abermals eine bestimmte Erinnerung auszusperren.
    Doch die Erinnerung wurde immer lebhafter, der Raum, der längst der Vergangenheit angehörte, gewann an Substanz, während das derzeitige Zimmer verblasste.
    Mit einem Gefühl der Schuld erinnerte sich Nova an ihre eigene Vergangenheit; sie fragte sich, welche ihrer Entscheidungen und Erfahrungen wohl in Zukunft einem arglosen Kind oder einer argwöhnischen Großmutter aufgezwungen würden …
    Ein Schwindel überkam sie; sie klammerte sich an den Tisch, dann straffte sie die Schultern und stakste steifbeinig zur Couch. Ungewohnt schwerfällig ließ sie sich auf das Polster fallen, halb erwartend, dass das Sitzmöbel nichts weiter als ein Phantom der Erinnerung wäre und nur von ihrer Fantasie als stofflich erkannt wurde.
    In dem Versuch, ihre Bitterkeit und ihre Not zu meistern, holte sie ein paar Mal tief Luft und begann mit den Entspannungsübungen, die die Heiler ihr beigebracht hatten …
    Und dann tauchte die Szene wieder auf, genauso lebendig wie ihre Erinnerung an ihren Streit mit Shan.
    Ein junger Liaden, dessen Haartracht anzeigte, dass er vor mehreren Jahrhunderten gelebt hatte, war in eine Diskussion verwickelt. Sie kannte den Burschen, hätte ihm zu gern seine Bitte gewährt, doch trotzdem gab sie nicht nach.
    »Ja, Ker Lin, ich habe dich gehört. Aber ich glaube, dass du mich nicht gehört hast. In dieser Angelegenheit spreche ich nicht als deine Tante. Ich spreche als Delm!«
    In dem Teil ihres Verstandes, der von der Magie der Heiler abgeschirmt wurde, entsann sich Nova an den Namen und rief sich ein viel älteres Antlitz aus der Ahnengalerie in Jelaza Kazone ins Gedächtnis zurück; besagtes Porträt zeigte Ker Lin yos’Phelium, der nunmehr seit siebenhundertzwölf Jahren tot war.
    Ihre Gesichtszüge erstarrten. »Selbstverständlich schenke ich der Delm meine Aufmerksamkeit«, erwiderte der junge Mann, wobei sein angestauter Zorn sich nicht durch die Höflichkeitsfloskel übertünchen ließ. »Aber ich verlange wiederum, dass die Delm mir noch einmal zuhört.«
    Worum ging es in dieser Debatte eigentlich? Als Ker Lin noch ein Jugendlicher war, musste die alte Renoka yos’Phelium seine Delm gewesen sein.
    Ungeduld flackerte auf, und gleichzeitig eine Anwandlung von beinahe inbrünstiger Liebe, doch dann erteilte sie ihm hoheitsvoll die Erlaubnis,

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