Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
Zeit widmen.« Mit schlecht verhohlener Ungeduld wahrte sie die Form und brachte ein schmallippiges Lächeln zuwege.
»Ich stehe stets zu Korvals Diensten, Euer Ladyschaft. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
Bei allen Göttern, dachte Nova. Was muss passieren, dass Mr. dea’Gauss der Kragen platzt? Sie wedelte mit der Hand, um anzuzeigen, dass sie seine Antwort zu würdigen wusste, und blickte in die dunklen, alten Augen. »Ich hätte gern Informationen bezüglich der Angelegenheit, über die wir bereits gesprochen haben, Sir. Mich interessieren die finanziellen Verhältnisse, woher das Vermögen stammt und wofür es ausgegeben wird. Ich benötige diese Angaben dringend.«
Der alte Herr zuckte nicht mit der Wimper. »Sie handeln klug, wenn Sie zuerst in alle Richtungen forschen, ehe Sie selbst in Aktion treten, Lady Nova. Ich werde mich um Ihr Anliegen kümmern.«
»Ich danke Ihnen, Sir.«
»Die Familie dea’Gauss dient Korval«, stellte er gelassen fest. »So war es früher, und so ist es auch heute. Wenn ich mich jetzt entschuldigen dürfte, Lady Nova …«
»Selbstverständlich.«
Das Bild verblasste.
»Mr. dea’Gauss ist beunruhigt«, meinte Anthora, die neben Nova stand.
Nova blickte ihre Schwester von der Seite her an. »Kannst du über eine Kom-Leitung Gedanken und Gefühle lesen?«
Anthora sah überrascht und nachdenklich zugleich aus. »Ich glaube nicht… Aber ich brauchte meine empathischen Fähigkeiten gar nicht einzusetzen. Es war doch offensichtlich.«
Und das von einer Frau, die kaum merkte, ob es regnete oder ob die Sonne schien!
»Shannie hat mich gebeten, dir zu helfen. Nicht, dass es nötig gewesen wäre«, fügte sie in einem Nachsatz hinzu und rümpfte leicht die Nase. »Ehe er abflog, schärfte er mir noch ein, ich solle gewisse … Dinge aufmerksam verfolgen und keine Hemmungen haben, meine Vermutungen laut auszusprechen. Er meinte, man könne eine Situation aus den unterschiedlichsten Perspektiven betrachten, und viele Wege führten zu einem angestrebten Ziel. Außerdem sei es gut möglich, dass wir beide, du und ich, unterschiedliche Sichtweisen hätten, und wir könnten voneinander lernen. Und deine Hauptaufgabe bestünde darin, für die Sicherheit des Korval-Clans zu sorgen.«
»Das hat er gesagt? Für seine Besorgnis stehe ich tief in seiner Schuld.«
»Sei nicht böse auf Shannie, Schwester. Er wird auch nach Val Con suchen, das weißt du ganz genau. Und er hat Priscilla bei sich. Ich habe ihr beigebracht, Val Con zu sehen.« Sie zog leicht die Brauen zusammen. »Allerdings sieht sie ihn nicht besonders deutlich, und ich bin mir nicht sicher, ob sie ihn in derselben Art und Weise wahrnimmt wie ich. Ich glaube auch, dass dieser Vorgang sie sehr ermüdet, er zehrt an ihren Kräften. Aber sie wird Val Con spüren können, irgendwie! Und seine Gefährtin. Priscilla wird imstande sein zu erkennen, wann die Passage in die Nähe der beiden gelangt.«
»Tatsächlich?« Nova hielt den Atem an und versuchte, sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen. Anthora neigte dazu, ihre unglaublichen mentalen Fähigkeiten für so selbstverständlich zu halten wie das Hören und Sehen, obwohl sie oftmals nach Worten ringen musste, um ihren übersinnlichen Wahrnehmungen Ausdruck zu verleihen. »Kannst du Val Con und seine Gefährtin denn jetzt… sehen? Sind sie wohlauf?«
Anthora nickte inbrünstig mit dem Kopf. »Val Con fühlt sich so wohl, wie schon lange nicht mehr. Er ist wieder ganz der Alte. Und seine Gefährtin ist eine sehr clevere Frau.«
Sie klang so optimistisch und so überzeugt, dass Nova sich ein wenig getröstet fühlte.
»Vor dem Essen mache ich noch einen Spaziergang«, verkündete Anthora. »Kommst du mit?«
Spazierengehen? Wo Val Con doch verschollen war, auch wenn er sich laut Anthora »so wohlfühlte, wie schon lange nicht mehr«, und obendrein »wieder ganz der Alte« sein sollte? Mochten die Götter wissen, was damit gemeint war! War er vielleicht krank gewesen und nun auf dem Wege der Besserung? Und was hatte es mit dieser mutmaßlichen Lebensgefährtin auf sich, der Anthora Cleverness bescheinigte?
»Schwester …« Anthora schlang ihre Arme um Novas Taille und drückte sie an sich, eine Geste, mit der die Eldema ganz und gar nicht gerechnet hatte. »Glaube mir, es geht ihm wirklich gut. Nicht nur das, er scheint sogar sehr glücklich zu sein. Wir suchen nach ihm. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um ihn zu finden. Val Con würde es dir niemals
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