LIADEN: Showdown für Clan Korval (German Edition)
Problem war Hazenthull Erkunderin.
Sie hatte sich gegen Daav yos’Pheliums Befehl gewehrt, dass sie zusammen mit ihrer Truppe Quartier nehmen und damit ihren Vorgesetzten allein und verwundbar zurücklassen solle, in der Obhut jener, die ihre Feinde gewesen waren. Es sagte einiges über die Fähigkeiten des Vaters des Scouts, dass dieser seinen Willen gegen den Widerstand hatte durchsetzen können, und das ohne Hand oder Stimme zu erheben.
Nun gönnte sie sich weder den einfachen Frieden, sich um ihre Waffe zu kümmern, noch Schlaf, obgleich Nelirikk die Erschöpfung in den Muskeln ihres Gesichts erkennen konnte. Hazenthull Erkunderin wanderte, gekleidet und bereit zum Kampf, von einem Ende der Unterkunft bis zur anderen.
Auf ihrem dritten Rundmarsch sah Diglon hoch, spürte die sich steigernde Anspannung und fragte respektvoll: »Erkunderin, Pflicht?«
Hazenthull dachte nach.
Den Kopf über die eigene Arbeit gesenkt, beobachtete Nelirikk sie aus den Augenwinkeln und sah sie die Gefahr erkennen. Umgeben von jenen, die sie im Kampf besiegt hatten, einem Liaden durch Schwur verbunden, bald dazu verpflichtet, einem anderen den Eid zu leisten – so etwas konnte doch eigentlich gar nicht passieren. Und doch, ganz unglaublich, war es so. Es war die Pflicht eines Kommandierenden, all diese Unmöglichkeiten als völlig normal zu akzeptieren, ohne auch nur einen Hauch Unsicherheit zu zeigen. Zum Wohl der Truppe, sei sie nun klein oder groß.
Also. »Entspannen Sie sich, Schütze«, sagte sie fest, aber nicht zu fest.
Gelöst salutierte der Soldat und wandte sich wieder seiner Waffe zu.
Aus den Augenwinkeln sah Nelirikk, wie die Erkunderin tief Atem holte, auf dem Absatz kehrtmachte und den Raum entlang auf ihn zukam, dort, wo er mit sorgfältigen Stichen das Geschenk für Alys Tiazan herstellte. Sieben oder acht Herzschläge stand sie über ihm. Nelirikk setzte seine Arbeit fort, ohne aufzublicken. Schließlich bewegte sie sich geräuschlos zurück und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden vor ihm. Er hob seinen Kopf und ihre Blicke trafen sich.
Umgeben von den Tätowierungen, die ihre Ehrungen und Taten repräsentierten, waren ihre Augen dunkelbraun, der Farbton des von seinem Captain bevorzugten Getränks, wie Nelirikk dachte. Sie zeigte mit dem Kinn auf seine Hände.
»Was für eine Arbeit?«, fragte sie in der Sprache der Truppe.
Nelirikk breitete sie auf seinen Knien aus, ehe er sie hochhob und ihr zeigte. Ihre Augen weiteten sich, als sie das Bild erkannte, dass er in den Stoff stickte – das Zeichen der Truppe, die den Rücken des Vierzehnten Eroberungscorps gebrochen hatte.
»Es gibt da einen junge Soldatin im Hause des Captains«, sagte er auch in der Sprache der Truppe. »Sie verdient dies.«
Hazenthulls Mund wurde dünner. »Soldatin.«
Nelirikk widmete sich wieder seiner Arbeit, verwendete die Nadel mit großer Sorgfalt. »So wie ich. Oder du.« Er schaute hoch, schaltete um in den Dialekt der Erkunder, um die Entspannung Diglons nicht zu stören. »Warum marschieren Erkunder mit einfachen Soldaten?«
Ihre Augen bewegten sich. »Das Kommando hatte den Planeten verlassen. Wir fielen in …«
Nelirikk verknotete den grünen Faden. »Was ich meinte«, unterbrach er sie gnadenlos, »warum kämpfen Erkunder an der Seite einfacher Soldaten?«
Sie starrte ihn an. »Das soll mein Vorgesetzter darlegen.«
Soweit es die Befehlskette anbetraf, hatte sie vollkommen recht, wie Nelirikk einräumen musste, während er die Nadel mit einem karmesinroten Faden verband. Es war … hilfreich …, dass korrektes soldatisches Verhalten es Hazenthull erlaubte, eine Frage nicht zu beantworten, zu der sie lieber nichts sagen wollte. Nelirikk nahm ihr diese Ausweichstrategie nicht übel.
Die Nadel bereit sah er auf.
»Der Captain wird einige Dinge verlangen. Dinge, die den Befehlen widersprechen, die Sie kennen.« Er bewegte seinen Kopf, eine kurze Bewegung in Richtung des beschäftigten Schützen. »Weit jenseits aller Befehle, die er kennt.«
Hazenthull seufzte. »Sie wird uns aus unserem Kontext reißen«, sagte sie und klang genauso erschöpft, wie sie aussah. »Sie hat Glück. Die Hälfte ihrer Arbeit wurde bereits für sie gemacht.«
Was für ein Kontext auch immer übrig geblieben war, nachdem man sie dem Feind überlassen hatte, dachte Nelirikk – dem siegreichen Feind, während das Kommando fortgelaufen war, um sich selbst zu retten. Er beschäftigte sich einen Moment mit seiner Arbeit,
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