LIADEN: Showdown für Clan Korval (German Edition)
fühlte, wie seine Stimme rau klang in der trockenen Kehle.
»Es ist getan«, erwiderte Edger und hob eine seiner dreifingrigen Hände in einer Art Gruß. »Und gut getan. Alle Ehre gebührt dir, Shan yos’Galan.« Er blinzelte. »Unser Bruder schläft nun und wird aufwachen, wenn es an der Zeit ist. Wir beide sollten ebenfalls Ruhe finden.«
»Das«, sagte Shan, der schlagartig seinen schmerzenden Rücken und das Ausmaß an Erschöpfung direkt hinter seinen Augen spürte, »ist eine wunderbare Idee«. Er zögerte, schaute auf die Gestalt auf der Trage. »Sollten wir …?«
»Ich glaube, wir können ihn gefahrlos hier zurücklassen«, dröhnte Edger und bewegte sich in Richtung der Tür. Shan zögerte erneut, ehe er sich über seinen Bruder beugte und ihn auf die Wange küsste.
»Schlaf gut, Denubia«, murmelte er und folgte dem Turtle aus dem Raum.
Einmal, in einem leichten Augenblick, hatte Anthora ihren Bruder Val Con gefragt, wie es Scouts nur schafften, ohne dabei rituell ermordet und gegessen zu werden, dass Wilde ihnen geheime Informationen über ihre Welten und Kulturen erzählten.
»Oh, da ist nichts dabei«, hatte Val Con ihr mit funkelnden grünen Augen versichert. »Man muss nur die richtigen Fragen stellen.«
Sie hatte damals gelacht, wie es von ihr erwartet worden war. Und erst langsam war ihr bewusst geworden, nach einigen Jahren, wie oft der Erfolg eines jeden Vorhabens davon abhing, die richtigen Fragen zu stellen. Selbst, wenn man eine Dramliza auf dem Höhepunkt nicht unwesentlicher Kräfte war.
Besonders, wenn man eine Dramliza war.
Nun, als sie über den Pfad zum Zentrum des Gartens eilte, besessen von entsetzlichen Visionen, in denen unzählige Yxtrang-Krieger in kleinen Raumschiffen die Passage angriffen, schalt sie sich selbst für ihre Dummheit.
Jeden Abend seit sie sich nach Jelaza Kazone zurückgezogen hatte, kurz vor dem Einschlafen, hatte sie sich in das Herz des Gartens begeben. Sanft gegen den Baum gelehnt hatte sie wirrköpfig die Frage gestellt: »Sind jene, die mir nahe am Herzen sind, am Leben?«, und diese in die Unendlichkeit geschleudert.
Jeden Abend hatte sie die empfindlichen, strahlenden Flammen ihrer Verwandten gezählt und war beruhigt gewesen.
Und nicht einmal war ihr in den Sinn gekommen zu fragen, wer – gegebenenfalls – sich in Gefahr befand, wer der Feind war und ob es eine den Dramliz bekannte Möglichkeit gäbe, vielleicht verborgen in ihren eigenen, noch nicht erschlossenen Talenten, ihren Verwandten zu helfen.
Freilich, im Grunde waren sie alle in Gefahr, jetzt, wo Plan B galt. In Anthoras Bewusstsein gab es aber solche und solche Gefahr, und in letzte Kategorie fielen Angriffe von bewaffneten und verzweifelten Yxtrang.
Der Steinpfad endete in einer von den nachtblühenden Friatha sanft illuminierten Lichtung. Anthora verlangsamte ihr Tempo nicht, sondern eilte über das Gras, das ihre Füße kühlte und den Rand ihres Morgenmantels durchfeuchtete. Sie ging direkt auf die schwach phosphoreszierende Gestalt des Baumes zu. Sie legte eine Hand auf seine warme Rinde.
»Guten Morgen, Ältester«, sagte sie, obgleich es eigentlich nicht notwendig war, laut zu sprechen. »Ich bin ein Idiot.«
Über ihrem Kopf raschelten die Blätter leise kichernd, obwohl es überall sonst auf der Lichtung windstill war. Anthora seufzte.
»Ja, alles in Ordnung. Aber die Passage wird – oder wurde bereits! – von Yxtrang angegriffen. Ich muss sie warnen, oder …« Sie brach ab, biss auf ihre Lippe. Was, wenn der Angriff schon vorbei war? Wenn die Passage schon Kriegsbeute der Yxtrang war, Shan – und auch seine Priscilla – tot waren oder unter entsetzlichen Foltern starben?
Sie fühlte einen sanften, beruhigenden Druck an ihrem Schienbein und schaute hinab. Sie erblickte Merlin im Schatten zu ihren Füßen. Sie schaute hoch zu den dunklen, aufmerksamen Blättern.
»Ich muss sie warnen!«, sagte sie erneut zum Baum. Die Blätter direkt über ihrem Kopf blieben still, aber es gab darüber etwas Bewegung, als ob ein Eichhörnchen einen kleinen Stein mit Wucht nach unten geworfen hätte. Anthora machte einen Schritt zurück und eine Samenkapsel traf den Rasen neben ihrem rechten Fuß.
»Danke«, murmelte sie voller Wärme. Sie beugte sich hinab, sammelte das Geschenk auf, kratzte Merlins Ohr und streckte sich wieder. Sie öffnete die Nuss und aß den Kern, genoss den minzigen Geschmack. Dann lehnte sie sich mit dem Rücken fest an den Baum und schloss die
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