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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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dem Kartentisch. Sie durchsuchte eine Kiste und tauchte dann mit einer langen Rolle wieder auf.
    »Helft mir mal, dieses Papier auszurollen und flach zu halten!«
    Es war eine Weltkarte. Alle beugten sich darüber, und Col musste seinen Hals recken, um etwas zu erkennen.
    »Ha, seht mal!«, rief Gansy aus. »Singapur und Hongkong sind mit einem roten Punkt markiert! Ich wette, die roten Punkte sind die Kohlestationen.«
    »Wo sind wir?«, fragte Dunga.
    »Hier.« Gansy zeigte mit dem Finger auf einen Punkt auf der Karte. »Und hier ist die nächste Kohlestation!«
    »Wie heißt sie denn?«
    Riff las laut: »Botany Bay.«
    »Sie liegt etwa 300 Meilen weiter südlich«, fuhr Gansy fort. »Wir fahren ja die ganze Zeit schon an der Ostküste von Australien entlang. Das heißt, wir bleiben einfach auf demselben Kurs und kommen automatisch dahin.«
    »Aber schneller«, fiel Riff ihr ins Wort. »Keine weiteren Stopps. Kein Fischen mehr.«
    »Genau!« Gansy ließ die Karte los, und mit einem leisen Knall rollte sie sich wieder zusammen. Alle gratulierten sich gegenseitig, aber Col sah schon das nächste Problem. Da er als Protzer nicht ungefragt sprechen durfte, machte er verzweifelte Handzeichen in Richtung Riff. Endlich bemerkte sie seine Gesten. »Und, wie gefällt unserem Berater dieser Plan?«
    »Es kann gut sein, dass sie keinen Handel mit euch treiben wollen.«
    »Und wieso nich?«, fragte Shiv sauer.
    Da hatte Riff schon begriffen. »Er meint, dass die keinen Kohlenhandel mit Dreckigen treiben wollen.«
    Wütende Laute waren zu hören, als der Rat verstanden hatte, worum es ging.
    »Ihr habt niemandem von der Befreiung berichtet«, betonte Col. »Ihr habt alle Funksprüche der anderen Juggernauts ignoriert und selbst keinerlei Nachrichten verschickt.«
    »Und … Das sollte doch kein Problem sein«, gab Padder wütend von sich.
    »Eben«, knurrte Dunga.
    Aber eigentlich war allen klar, dass es sehr wohl ein Problem war. Eine lange gedankenschwere Stille setzte ein.
    »Müssen sie’s denn überhaupt wissen?«, begann Gansy.
    Riff schnippte mit den Fingern. »Genau das hab ich mir eben auch überlegt. Wir könnten so tun, als ob die Befreiung nie stattgefunden hätte.« Sie drehte sich zu Col. »Du könntest uns repräsentieren.«
    »Ich?«
    »Du gehst an Land und verhandelst mit den Imperialisten. Du tust so, als ob du der Oberbefehlshaber bist.«
    »Bin ich dazu nicht ein bisschen zu jung?«
    Riff schnippte wieder mit den Fingern. »Mit den königlichen Hoheiten. Victoria und Albert müssen dich begleiten!«
    Ein misstrauischer Blick ließ Shivs ohnehin schon scharfe Gesichtszüge noch härter erscheinen. »Wir können sie doch nicht allein gehen lassen!«
    »Aber wir werden ja da sein«, sagte Riff. »Wir tun so, als ob wir ihre Diener sind, verkleidet als Gesindlinge!«
    Col erinnerte sich, wie perfekt Riff diese Rolle beherrschte.
    »Das sollten wir nicht tun müssen«, meldete sich Lye plötzlich zu Wort. »Es ist entwürdigend.«
    Riff blies ihre Backen auf und ließ die Luft gleich wieder entweichen. »Wenn unsere Kohlebunker wieder voll sind, können wir unsere Würde stolz präsentieren.«
    »Womit soll ich denn Handel treiben? Was kann ich für die Kohle anbieten?«, fragte Col ziemlich ratlos.
    »Hmm. Womit hat der Worldshaker gehandelt?«
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich mit den Rohstoffen, die die Kräne mit ihren Transportschaufeln aufgenommen haben, während wir über Land fuhren. Aber das tun wir ja nicht mehr.«
    »Nee, denn wir machen jetzt fairen Handel mit den Einheimischen.«
    Plötzlich hatte Col eine Idee: »Und wenn wir die Antiquitäten der Alten Heimat zum Tausch anbieten? Ihr macht euch doch sowieso nichts daraus.«
    »Stimmt, sie haben keinerlei Nutzen oder Wert.«
    »Aber für die Imperialisten sind sie sehr wertvoll!«
    »Alte Möbel? Vasen? Bilder?«
    »Ja, alles, was aus der Alten Heimat stammt.«
    »Alle dafür?« Riff schnippte wieder mit den Fingern. »Gut, dann is dieses Problem ja auch gelöst.«
    Col konnte nicht anders, als ihre charismatische Energie zu bewundern.
    »Wer kümmert sich darum, die alten Sachen einzusammeln?«
    »Das mach ich«, meldete sich Padder.
    »Wunderbar! Gibt es noch mehr zu besprechen?«
    Es gab nichts weiter zu besprechen, und trotz Gillabeths böser Vorahnungen hatte der Rat keine Entscheidungen zum Nachteil der Protzer getroffen.
    »Also, dann bringen wir den Liberator auf den Weg.« Riff sprang auf. »Volle Kraft voraus!«
    Ihre nächsten Worte

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