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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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SOS-Meldung von Botany Bay empfangen hatten.
    »Sie müssen das SOS gesendet haben, bevor die Residenz brannte«, sagte Riff und blickte auf die rauchende Ruine.
    »Jeder Juggernaut in zweitausend Meilen Umkreis läuft mit Höchstgeschwindigkeit auf Botany Bay zu!« Ellet wedelte aufgeregt mit den Armen. »Die Russen, die Franzosen, die Österreicher und andere.«
    »Jetzt wissen sie also Bescheid«, sagte Shiv trocken.
    Viele Dreckige eilten herbei, um die Neuigkeiten zu hören, und Col trat einige Schritte zurück, um sie aus der Distanz zu beobachten. Es gab aufgeregte Diskussionen, dann wurden zahlreiche Befehle ausgegeben.
    Zwanzig Minuten später kümmerten sich die dazu eingeteilten Gruppen darum, die Toten zu beerdigen und die Verwundeten zu versorgen. Col hätte gern geholfen, aber er wollte nicht erkannt werden. Er wanderte durch die Gegend, bis er im Magazinbereich ein abgeschiedenes Plätzchen hinter einem Haufen rostiger Blechtonnen fand.
    Die Verwundeten wurden auf improvisierten Tragen über den Deich zum Juggernaut getragen. Col meinte, Dunga auf einer der Tragen erkennen zu können. Die Kräne und Transportschaufeln des Juggernaut begannen die Verwundeten an Bord zu heben und weitere Dreckige auf dem Boden abzusetzen, die die Arbeitsgruppen verstärkten.
    Zwei Stunden lang beobachtete Col, mit welch perfekter Effizienz die Dreckigen zur Sache gingen. Sie hatten die Kunst der Zusammenarbeit durch lange Praxis unter den entsetzlichen Bedingungen Unten gelernt. Col wunderte sich über nichts mehr, was sie hinbekamen.
    Als alle Verletzten an Bord waren und die meisten der Toten begraben, setzte neue Geschäftigkeit auf der anderen Seite des Deiches ein. Einer der riesigen spinnenartigen Kohlelader begann sich zu bewegen. Col stand auf und sah fasziniert dabei zu, wie das Gestänge ausgefahren wurde.
    Offenbar hatten die Dreckigen weiterhin vor, den Liberator mit Brennstoff zu versorgen. Vielleicht waren die imperialistischen Juggernauts noch viele Tagesreisen entfernt; vielleicht hatten sie Nachrichten abgefangen und wussten genau, wann die ersten hier sein konnten.
    Während der Kohlelader immer weiter zum Liberator hinaufwuchs, tat sich auch auf dem Juggernaut etwas: In der glatten Oberfläche des Schiffrumpfes öffnete sich eine riesige rechteckige Klappe. Col schätzte, dass sie sich auf der Höhe des Orlopdecks befand, dort, wo die Kohlen gelagert wurden.
    Er wollte sich das genauer ansehen. So gut es ging wich er den Arbeitsgruppen der Dreckigen aus und überquerte den Deich und die kohlegeschwärzte Erde auf der anderen Seite. Jetzt hatte er einen freien Blick auf die Ladeanlage und ihre spindeldürren Beine – allerdings verhinderten weiße Dampfwolken den Blick auf den unteren Teil des Gestänges.
    Das Knarren und Knirschen, das er hörte, kam von den Teleskopstangen. Aber es gab auch noch ein zweites Geräusch, wie das Puffen und Tuckern von Maschinen. Dieses Geräusch schien direkt aus dem Dampf herauszukommen. Er trat noch ein bisschen näher. Jetzt war er gerade fünfzig Meter entfernt, als er undeutlich eine dunkle Kontur in dem weißen Dampf ausmachen konnte. Er ging weiter mitten in den Dampf hinein, und die Kontur klärte sich zu einer Ansammlung von Blöcken und Kuppeln.
    Also war dies vermutlich eine der Maschinen, die sie auf ihrem Weg zur Residenz gesehen hatten. Die Maschine bewegte sich so langsam wie ein Gletscher, wobei sie riesige Mengen weißen Dampfes von sich gab. Col blieb stehen, um zu sehen, wie sie an ihm vorbeiglitt. Das Gestänge der Ladeanlage war mit Stahlseilen an ihr befestigt; die Maschine zog die gesamte Konstruktion vorwärts.
    Zwei Dreckige bedienten sie von einem Führerstand am hinteren Ende aus. Sie waren eingehüllt in Dampf und Krach, und Col glaubte deshalb nicht, dass sie ihn bemerken könnten. Aber da hatte er sich getäuscht. Einer der beiden sprang aus dem Führerstand und stellte sich vor ihm auf. »Was trödelst du denn hier rum? Hast du nichts zu tun?«
    Das Gesicht war kaum noch geschwärzt, und ein Schock durchfuhr Col. Es war Lye! Er hoffte nur, dass die Tinte, mit der sein Gesicht gefärbt war, ihn besser davor schützte, erkannt zu werden. Er drehte sich auf dem Absatz um und wollte sich aus dem Staub machen. Doch schon nach drei Schritten hörte er ihren knappen Befehl.
    »Stehenbleiben!«
    Widerwillig blieb er stehen und drehte sich um. Wie immer stand sie auf diese unechte Art sehr aufrecht da. Die Reste von Schwarz in ihrem Gesicht ließen

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