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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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ihr von unserem Angriff?«, verlangte sie Auskunft. »Wer hat uns verraten?«
    »Das sage ich nicht«, gab der Offizier mit schwacher Stimme von sich.
    »Oh, doch, das wirste.« Riff gab ihm einen festeren Stoß mit ihrem Fuß. Col wollte gerade dagegen protestieren, als ein Dreckiger dazu stieß.
    »Dreckskerl!«, schrie er und zielte mit seinem Gewehr auf die Brust des Offiziers. Riff schwang ihre Waffe mit Kraft gegen seine, und beide Gewehre fielen zu Boden. Der Dreckige knurrte und wirbelte herum. Sein Gesicht war kaum noch geschwärzt, und Col erkannte Shivs fahle Augen und scharfe Gesichtszüge.
    »Imperialistenschwein!« Shiv griff unter sein Hemd und zog ein Messer mit langer Klinge und einem Perlmuttgriff hervor. »Tötet sie alle!«
    Riff reagierte augenblicklich. Sie sprang vorwärts und ergriff Shivs Arm, bevor er dem Offizier die Kehle durchschneiden konnte. Der Offizier versuchte verzweifelt, sich wegzudrehen, als das Messer kurz vor seinem Gesicht zum Halten kam. Für einen Moment schien das Bild wie ein Stillleben aus angespannten Armen und Beinen. Dann gab Shiv nach.
    Riff wandte sich dem Offizier zu. »Ich will Antworten. Oder ich lass ihn dich umbringen.«
    Der Offizier schielte fast, während er versuchte, die Klinge im Auge zu behalten.
    »Ihr kanntet sogar die genaue Zeit«, fuhr Riff fort. »Wer hat euch das gesagt?«
    Sie machte eine Bewegung, als wolle sie Shivs Arm loslassen. Da gab der Offizier auf. »Niemand«, flüsterte er. »Es war eine schriftliche Nachricht.«
    »Weiter!
    »Ein Zettel, der an einer der Türen in der Kaserne hing. Wir haben ihn gestern Morgen entdeckt.«
    »Was stand drauf?«
    »Darauf stand: Ihr sterbt morgen. Angriff bei Morgengrauen. «
    Shiv senkte seinen Arm und gab ein wildes, gefährliches Lachen von sich. »Das hätten wir uns denken können. Ein Protzer hat uns verraten.«
    Riff nickte.
    Und Col fragte unsicher: »Warum muss es denn ein Protzer gewesen sein?«
    Shivs Augen verengten sich, und er starrte Col an. »Nur Protzer können schreiben!«
    Das war unbestreitbar wahr. Viele Dreckige hatten seit der Befreiung gelernt zu lesen, aber keiner hatte bisher das Schreiben erlernt.
    »Der Saboteur also«, grübelte Riff, »ja, so muss es sein.«
    Shiv starrte Col noch immer an – misstrauisch, fragend. Col wünschte, er könne sich in Luft auflösen. Doch dann drehte sich Shiv wieder zu Riff und dem Offizier.
    »Und, sind wir durch mit ihm?« Er zeigte mit der Messerspitze auf den Hals des Offiziers.
    »Nein.«
    »Er hat uns doch alles gesagt.«
    »Eben, und ich habe gesagt, er wird getötet, wenn er es nicht tut.« Riff wollte offensichtlich die Oberhand gewinnen. »Außerdem hat er noch nicht alles gesagt. Er kann uns erzählen, wie die Kohlestation funktioniert.« Sie sprach jetzt zu dem Offizier, behielt Shiv dabei aber im Auge. »Du zeigst uns, wie alles geht, und wir lassen dich am Leben.«
    Shiv passte das gar nicht, und sie begannen sich zu streiten. Shiv bestand darauf, dass Riff kein Recht hatte, etwas zu versprechen, bevor der Rat eine Entscheidung getroffen hatte; Riff entgegnete, dass er ohne Zustimmung des Rates kein Recht hatte, jemanden zu exekutieren.
    Col zog sich vorsichtig zurück, ließ sie streiten und beobachtete dabei Shivs Mienenspiel: seine instinktive Abwehr, seine Verkniffenheit und sein Misstrauen. Für Shiv war der Offizier ein Feind, der vernichtet werden musste, und jetzt gerade war Riff für ihn wohl dasselbe. Lye hatte ihn als klein-klein und geplagt von Ängsten und Zweifeln beschrieben, und egal, wie sehr Col Lye hasste, die Beschreibung stimmte. Shiv war klein, aber auf eine gefährliche Art, wie eine Ratte.
    Col hielt natürlich zu Riff, und sie schien diese Auseinandersetzung zunächst einmal für sich entschieden zu haben. Dann lenkte ihn eine Bewegung auf dem Deich ab.
    »Es kommt jemand«, tat er kund.
    Eine Dreckige rannte auf sie zu, ein junges Mädchen. Riff und Shiv beendeten ihren Streit.
    »Muss was Wichtiges sein«, sagte Shiv.
    »Nachricht vom Liberator «, murmelte Riff.
    Das Mädchen rang nach Luft, als es sie endlich erreicht hatte. »Alle anderen Juggernauts!«, schrie es. »Drahtlose Telegraphie! Nachrichten abgefangen! Alle anderen Juggernauts sind hinter uns her!«
    23
    Als das Mädchen, Ellet war ihr Name, wieder zu Atem gekommen war, erzählte sie ihnen die ganze Geschichte. Die Funker des Liberator hatten Funksprüche der Juggernauts der Imperialisten abgefangen, aus denen hervorging, dass sie eine

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