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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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sie auf ihre ausgemergelte Art noch schöner als sonst aussehen. Sie starrte auf seine Kniehosen. Niemand sonst hatte sie beachtet.
    »Wer bist du?«, wollte sie wissen. »Wasch dein Gesicht!«
    »Es ist Tinte. Die geht nicht so leicht ab.«
    »Tinte?« Sie deutete auf eine Pfütze. »Abwaschen. Da!«
    Col hatte keine Wahl. Er ging neben der Pfütze in die Hocke und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Er hoffte, die Tinte würde sich nicht so leicht abwaschen lassen, aber da irrte er.
    Währendessen war die Zugmaschine weiter außer Sicht gerollt. Doch als Col sich wieder aufrichtete, erschien schon eine zweite puffende, tuckernde und dampfende Zugmaschine. Es war also mehr als eine notwendig, um den Kohlelader zu bewegen.
    Lye presste ihre Lippen zusammen, als sie Col erkannte. Sie murmelte etwas vor sich hin und wirbelte dann herum, als der Führerstand der zweiten Zugmaschine sich auf einer Höhe mit ihr befand. Ein Dreckiger stand oben, ein anderer ging nebenher.
    »Seht mal, was ich gefunden habe!«, rief sie ihnen zu. Sie redete so, als sei Col etwas, worauf sie eben getreten war.
    Sein Herz sackte ihm in die Hose, als er sah, zu wem sie sprach. Es war Padder.
    »Porpentine?« Padder blieb stehen. »Was macht denn der hier?«
    »Dunga hat mich in ihren Trupp aufgenommen«, gab Col zurück. »Fragt sie!«
    »Jetzt wird sie erstmal lange niemand mehr was fragen können. Nicht, bis sie wieder gesund ist«, sagte Lye.
    Padder schnaubte. »Wieso sollte Dunga dich in ihrem Trupp haben wollen?«
    »Ich habe euch gerettet«, sagte Col. »Ich war es, der die Sträflinge freigelassen hat.«
    »Glaub dir kein Wort.« Padder schüttelte den Kopf.
    »Er ist ein Lügner«, sagte Lye. »Die Sträflinge haben sich selbst befreit. Er ist ein Lügner. So wie alle Protzer Lügner sind.«
    »Es ist die Wahrheit. Ich …«
    »Und er hat kein Recht, hier draußen rumzulaufen«, sprach Lye weiter. »Jemand sollte ihn zurück an Bord bringen.«
    Padder stimmte eifrig zu, meldete sich aber nicht freiwillig.
    Plötzlich drehte sich Lye zu Col und schrie ihn an: »Lass das!«
    »Was?«
    »Hör auf mich anzuglotzen!«
    Col starrte sie fassungslos an.
    »Ich ertrage seine gierigen Blicke einfach nicht«, vertraute sie Padder an. »Widerliche kleine Protzeraugen, die jeden Zentimeter meines Körpers in sich aufnehmen. Es macht mich krank!«
    Padder drohte Col mit der Faust. Der sah genervt weg.
    »Das macht er immer«, fuhr Lye fort. »Mit deiner Schwester auch! Ich hab tausendmal gesehen, wie er sie anschmachtet. Sie hat auch die Schnauze voll davon. Da bin ich mir sicher.«
    Col wusste einfach nichts dazu zu sagen, während Padders Gesicht sich dunkelrot färbte. »Ich kümmer mich drum.«
    »Wirst du ihn zurück an Bord bringen?«
    »Ja, und zwar jetzt sofort.«
    »Gut«, sagte Lye.
    Sie drehte sich um und ging wieder zu den Zugmaschinen. Padder sah ihr hinterher. Wenn irgendjemand Lye mit lüsternen Blicken betrachtet, dann ist es Padder, dachte Col. Aber der ist ja kein Protzer.
    Padder drehte sich wieder zu Col und knurrte: »Du kommst mit mir.«
    24
    Als Col in der Norfolk-Bibliothek ankam, wussten schon alle, dass die Juggernauts der Imperialisten von überall her auf den Liberator zusteuerten.
    Septimus nahm Col beiseite. »Du weißt ja, dass wir uns schlau gemacht haben, was die anderen Juggernauts angeht«, fing er an. »Der Professor und ich haben jetzt alle Fakten an der Hand. Du solltest dem Rat darüber berichten.«
    »Sie werden nicht auf mich hören.«
    »Riff schon.«
    Col zuckte mit den Achseln. »Was habt ihr herausgefunden?«
    »Die anderen Juggernauts wurden später gebaut als der Worldshaker . Sie sind nicht so groß, dafür aber schneller und besser gerüstet. Sie haben alle möglichen Spezialwaffen an Bord: Giftgas, Lichtbomben und Räucherigel …«
    »Und wir haben das alles nicht?«
    »Nein. Der Worldshaker wurde ja direkt nach dem Fünfzigjährigen Krieg gebaut, in einer Zeit des Friedens. Niemand wollte mehr von Waffen hören. Wir haben nur normale Gewehre und Maximgewehre an Bord.«
    »Maximgewehre?«
    »Sie feuern nonstop und werden von einem Patronengurt gespeist.«
    Col erinnerte sich. »Ja, so ein Dauerfeuergewehr haben wir bei der Befreiung erlebt. Wo werden sie denn gelagert?«
    »Keine Ahnung. Solche Information stehen nicht in den Büchern.«
    In diesem Moment tauchte Gillabeth auf, die Arme voller Bücher. Ihr prägnantes Porpentine-Kinn zeigte auf Septimus. »Du hast diese Bücher auf dem Boden liegen

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