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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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angenommen. »Ich wusste selbst nie, was ich gerne tue. Ich war zu jung. Aber jetzt ist keiner mehr da, der mir Vorschriften machen kann. Und ich habe von allein herausgefunden, was ich gerne mache.«
    »Ist dir eigentlich klar, in welche Probleme du uns gestürzt hast?«
    Sephaltina war gar nichts klar. »Alle müssen leiden. Ich muss leiden, alle anderen sollen auch leiden!«
    Col unterbrach sie. »Du wolltest doch eben gerade Feuer legen. Ein Feuer im Servierraum.«
    »Knister, prassel, knack, wumm! Splitter, zisch, brutzel.
WUUUMMM!« Sephaltina war wieder in ihre eigene Welt zurückgekehrt.
    »Woher wusstest du eigentlich, wie man ein Feuer legt? Und was eine Lunte ist?«
    Sephaltinas Rosenknospenmund nahm einen durchtriebenen und gleichzeitig verlegenen Zug an. »Ich kann sehr gut Sachen kaputtmachen. Ich finde immer Mittel und Wege. Ich bin sehr geschickt!«
    »Und in der Funkstation? Die drahtlose Telegraphie? Hast du das alles zerstört?«
    »Klirr, klatsch, bumm!«, erinnerte sich Sephaltina freudig. »Ganz viele kleine Splitter.«
    Col sprach zu Gillabeth. »Ich glaube nicht, dass sie wusste, dass sie die gesamte Kommunikation des Liberator damit zunichte gemacht hat.«
    »Sie wusste aber nur zu gut, wie man ein Feuer legt.«
    »Ja, aber das ist etwas anderes.«
    »Und was ist mit dem Verrat des Angriffs auf Botany Bay?«
    »Falls das wirklich der Saboteur war.« Gillabeth betrachtete Sephaltina mit einem ernsten Blick. »Hast du die Nachricht geschrieben und draußen an die Kasernentür geheftet?«
    Sephaltinas Gesicht war so ausdruckslos, als habe sie nicht einmal begriffen, dass die Frage ihr galt.
    »Sie versteht dich nicht«, sagte Col. »Sie zerbricht einfach gerne Sachen. Wie ein kleines Kind.«
    »Ein todbringendes Kind!«, gab Gillabeth zurück. »Sie hat Zeb getötet, als er sie bei einem ihrer Sabotageakte überraschte. Vergiss das nicht!«
    »Sie ist aber weggelaufen, als ich sie überrascht habe. Vielleicht ist sie bei Zeb einfach durchgedreht und hat ihn vor Schreck niedergeschlagen.«
    »Pfff!«, machte Gillabeth ihrer Skepsis Luft. »Du willst ihre Schuld nur herunterspielen!«
    »Was für einen Grund hätte ich denn dazu?«
    »Mensch, du bist doch ihr Ehemann!«
    Col wünschte sich, Gillabeth hätte das nicht gesagt. Und vor allem wünschte er sich, Sephaltina hätte es nicht gehört.
    »Ehemann?«
    Sie sah auf seine Hand, die sie noch immer an der Schulter festhielt. Sie hob ihre Hand und legte ihren Ringfinger neben den seinen. Col wollte seine Hand noch zurückziehen, aber es war zu spät. Er wusste, was als nächstes passieren würde. Sie hatte die goldenen Ringe miteinander verglichen und gab ein überraschtes Kreischen von sich.
    »Sie passen! Sie gehören zusammen! Mein Ehemann!«
    Col ließ sie los, und sie drehte sich, um ihm direkt ins Gesicht gucken zu können. Soweit er es beurteilen konnte, erkannte sie ihn nach wie vor nicht. Aber das war nun ganz unwichtig. »Ich habe meinen Ehemann gefunden«, sagte sie. »Und mein Ehemann hat seine lange vermisste Braut wiedergefunden. Wieso hast du nicht überall nach mir gesucht?«
    Col wich zurück, denn ihr Ton hatte wieder an Schärfe gewonnen. »Ich dachte, du bist mit deiner Familie an Land gegangen.«
    »Du hättest suchen müssen. Dafür ist ein Ehemann da. Diese Art von Behandlung habe ich nicht erwartet!«
    »Nun denn, Sephaltina«, mischte sich Gillabeth ein. »Wir bringen dich jetzt zum Revolutionsrat.«
    »Nein«, sagte Col. »Wir nehmen sie erst einmal mit uns zur Norfolk-Bibliothek.«
    »Ich werde dahin gehen, wo mein Mann mich haben will«, sagte Sephaltina entschlossen. »Selbst wenn er mir kein guter Ehemann gewesen ist.«
    38
    Gillabeth klaubte nun die Lutscher von Sephaltinas Kleid und wusch ihr mit Hilfe von Wasser aus einer Karaffe und einem gewendeten Kopfkissenbezug die Schmutzstreifen aus dem Gesicht und von den Armen und Beinen. Dann bürstete sie ihr, so gut es ging, das Haar und band es zusammen. Allmählich kam die alte Sephaltina wieder zum Vorschein. Sie ließ die Prozedur fügsam über sich ergehen, doch als Gillabeth ihr den perlenbesetzten Halsreif und das Diadem abnehmen wollte, protestierte sie: »Aber das ist doch mein Hochzeitsschmuck!«
    Da mischte sich Col ein. »Die Hochzeit ist mehr als drei Monate her, Sephaltina. Es sieht eigenartig aus, wenn du den Schmuck noch immer trägst.«
    Mürrisch gab Sephaltina ihren Widerstand auf. »Also gut, wenn mein Mann es so wünscht. Ich möchte nicht, dass

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