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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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mein Mann findet, dass ich eigenartig aussehe.«
    Als sie sich endlich auf den Weg zur Bibliothek machten, ging sie zwar neben Col her, nicht aber nah bei ihm. Gillabeth und Antrobus folgten Seite an Seite. Je mehr Col über die Situation nachdachte, desto weniger gefiel sie ihm. Sephaltina war die Saboteurin, und sie war seine Ehefrau. Er konnte nichts daran ändern: Er war für sie verantwortlich. Selbst ihre Verwirrtheit war irgendwie seine Schuld, denn er war ja der Ehemann, von dem sie sich verlassen geglaubt hatte. Er konnte sich einfach nicht mit der Idee anfreunden, sie in diesem Zustand dem Revolutionsrat zu übergeben.
    Als sie die Norfolk-Bibliothek erreichten, sahen sie, dass die Aufräumarbeiten schon weit gediehen waren. Die Bücherregale waren wieder an ihre Plätze gerückt worden, ebenso die meisten Matratzen. Als Col, Gillabeth, Antrobus und Sephaltina die Bibliothek betraten, sahen die meisten Bewohner von ihrer jeweiligen Arbeit auf.
    »Ihr habt sie also nicht gefunden«, stellte Orris in Bezug auf Victoria und Albert fest.
    »Nein«, sagte Col. »Aber wir haben jemand anderes gefunden.« Alle starrten Sephaltina an, die dank Gillabeths Bemühungen gut zu erkennen war.
    »Das ist doch das Turbot-Mädchen!«
    »Also hat sie den Juggernaut nicht mit ihrer Familie verlassen.«
    Quinnea war überglücklich. »Sephaltina Turbot! Meine Schwiegertochter!« Mit weit geöffneten Armen lief sie auf Sephaltina zu. Doch drei Schritte, bevor sie Sephaltina erreicht hatte, wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt und sackte in sich zusammen. Orris, der ihr gefolgt war, konnte sie gerade noch auffangen. Col war sich sicher, dass Sephaltina weder seine Mutter noch irgendjemand anderes erkannte.
    »Wo ist sie denn die ganze Zeit gewesen?«, fragte Mr. Gibber.
    »Sie hat sich seit der Befreiung in ihrem rosafarbenen Brautgemach verkrochen«, antwortete Gillabeth.
    »Ach, der Hochzeitstag.« Quinnea richtete sich wieder auf. »Und deine Hochzeitsfeier. Damals waren wir alle so glücklich.«
    Die Erwähnung der Hochzeitsfeier drang sogar durch Sephaltinas wirre Gedanken, denn nichts beschäftigte sie mehr. »Blumen und Banner und Tanzen«, schwelgte sie in ihrer Erinnerung. »Kleine Gläschen und kleine Löffelchen. Reispudding und Trifle, Gebäck und Cupcakes. So viele Gäste und so viele Bedienstete.«
    Schwärmerisch ergänzte Quinnea: »Zehn verschiedene Sor-
ten Kuchen, fünfzehn verschiedene Gebäcksorten. Éclairs und Macarons, süße Crèmes, bunte Götterspeisen und – Obstsalat!«
    »An die Götterspeise kann ich mich gar nicht erinnern«, grübelte Sephaltina.
    Gillabeth räusperte sich. »Da gibt es noch etwas, das alle wissen sollten: Sephaltina ist auch der Saboteur.«
    Ein Raunen war zu hören, nachdem diese Worte gesprochen waren.
    »Sie?« – »Eine Saboteurin?« – »Dazu ist sie gar nicht fähig!«
    »Sie hat es schon zugegeben«, fiel Gillabeth ein, um der Diskussion ein Ende zu machen.
    »Sie weiß nicht, was sie tut«, ergänzte Col schnell. »Sie ist nicht recht bei Verstand, nicht zurechnungsfähig.« Er appellierte an Professor Twillip. »Das macht doch einen Unterschied, oder?«
    »Nicht zurechnungsfähig?« Der Professor nickte. »Natürlich macht das einen Unterschied, das ist ein altes ethisches Prinzip. Sie ist moralisch nicht verantwortlich, wenn sie non compos mentis ist.«
    »Ich mag es, wenn Dinge kaputt gehen«, sagte Sephaltina mit sanfter Stimme. »Es ist so schön, Sachen zu zerbrechen.«
    »Seht ihr?« Col drehte sich zu den anderen. »Es war sogar noch schlimmer, als wir sie fanden.«
    Sephaltina nickte zustimmend. »Ja, ich war nicht recht bei Verstand. Bin ich immer noch nicht, heißt es.«
    »Nein! Nein! Sag das nicht.« Quinnea stöhnte und hielt sich die Ohren zu. »Ich kann diese emotionalen Höhen und Tiefen nicht ertragen. Das tut mir nicht gut.«
    Sephaltina lächelte. »Natürlich werde ich jetzt nichts mehr zerbrechen, jetzt, da mein Ehemann mich wiedergefunden hat. Auch wenn er sich sehr viel Zeit damit gelassen hat. Jetzt möchte ich entzückend sein und liebenswert und fraulich. Früher war ich immer so liebenswert. So will ich wieder werden.«
    »Du hättest dir vornehmen sollen, liebenswert zu sein, bevor du Zeb den Schädel mit einem Schraubenschlüssel zertrümmert hast«, sagte Gillabeth sarkastisch.
    »Schraubenschlüssel?« Sephaltina schmollte. »Im Leben würde ich keinen Schraubenschlüssel anfassen.«
    »Was? Du streitest es ab?«
    »Diese

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