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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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zuvor hatte sich Gillabeth als seine heimliche Gegnerin herausgestellt. Sie hatte die Aktion der Schulhofschläger gegen ihn organisiert. Den Grund hatte er nie verstanden. Warum sie nun anscheinend gegen die Dreckigen arbeitete, war für ihn genauso mysteriös wie die Tatsache, dass sie zuvor gegen ihre eigene Familie gearbeitet hatte. Aber er war sich sicher, dass sie zu allem fähig war.
    Eine Millionen Gedanken schossen ihm durch den Kopf, als er auf sie zu rannte. Gillabeth hielt Antrobus an der Hand, und er war es, der stehenblieb und sich umdrehte. Seine großen ernsten Augen spiegelten seine unausgesprochenen Gedanken wider.
    »Was ist das?« Col hielt das kerosingetränkte Taschentuch hoch. »Gehört das dir?«
    Gillabeth drehte sich fragend zu ihm um. »Pfff! Kerosin!« Sie schob seine Hand weg. Das Taschentuch glitt durch Cols Finger und fiel auf die Erde.
    »Es ist eine Lunte, um ein Feuer zu legen. Was weißt du davon?«
    Gillabeths Augen verengten sich. »Beschuldigst du mich gerade irgendeiner Sache?«
    »Ich habe es dahinten in einem Raum gefunden.«
    »Na und?«
    »Ich glaube, du bist gerade aus dem Raum gekommen.«
    »Glaubst du.«
    »Was machst du denn hier?«
    »Was wirfst du mir vor?«
    Col zeigte auf das Taschentuch. »Das gehört dem Saboteur.«
    »Und du glaubst, es gehört mir? Du spinnst ja!«
    »Beweis es.«
    »Beweis du es doch! Ich muss mich dir gegenüber doch nicht rechtfertigen!«
    »Ich möchte dir ja glauben.«
    »Glaub was du willst. Mehr als mein Wort kann ich dir nicht geben. Komm, Antrobus.«
    Antrobus hatte sich auf alle Viere niedergelassen und unterzog eine Ecke des Taschentuches einer gründlichen Prüfung.Gillabeth hielt ihm ihre Hand hin, aber er ergriff sie nicht.
    Während Col seinen kleinen Bruder beobachtete, hatte er eine Idee. »Antrobus könnte für dich bürgen«, sagte er.
    »Wenn er denn sprechen könnte«, schnaubte Gillabeth zurück.
    Wie alle anderen glaubte auch sie Col nicht, dass Antrobus drei Monate zuvor gesprochen hatte. Bin bislang auf kein Thema gestoßen, das ich erörternswert fand, hatte er damals gesagt – und offenbar hatte er nach wie vor kein erörternswertes Thema gefunden.
    Aber jetzt war es wirklich wichtig!
    Col kniete sich neben seinen Bruder.
    »Antrobus, du warst doch eben die ganze Zeit mit Gillabeth zusammen, stimmt’s?«
    Antrobus sah Col mit seinen eulenartigen Augen an; er schien genau zu verstehen, worum es ging, aber er sagte nichts.
    »Ich weiß, dass du sie begleitet hast. Bist du mit ihr in einem Raum gewesen, wo ganz viele Flaschen auf dem Boden standen? Hast du dieses Taschentuch schon einmal gesehen?«
    Antrobus öffnete seinen Mund und formte Silben mit seinen Lippen, so wie damals bei Murgatrudd. »Guter Anfang, Antrobus. Und jetzt – richtige Worte. Hast du dieses Taschentuch schon einmal gesehen?« Antrobus’ Wangen blähten sich auf. »Uns … fall … verm … vorl … far … ros … elt.«
    Col hörte, wie Gillabeth scharf die Luft einzog und wieder herausließ. Gleich würde sie sich noch mehr wundern!
    »Ein einfaches Ja oder Nein genügt.«
    Aber Antrobus war nicht in der Lage, eine so simple Antwort zu geben. Er schien anzuschwellen, wie von etwas Großem und Unverdaulichem. Dann strömte alles auf einmal in einem einzigen Atemstoß aus ihm heraus: »Unsere Schwester, falls du dich zu erinnern vermagst, hat nie eine besondere Vorliebe für die Farbe Rosa entwickelt.«
    Gillabeth blieb der Mund offen stehen. »Habe ich eben wirklich gehört, was ich glaube gehört zu haben?«
    Col grinste. »Ich habe dir doch gesagt, dass er es kann.«
    Er war so froh, Antrobus’ zum Sprechen gebracht zu haben, dass der Sinn der Worte noch gar nicht bei ihm angekommen war. Doch dann, ganz langsam, drangen die Worte in sein Bewusstsein. »Die Farbe Rosa. Stimmt.« Er drehte sich Gillabeth. »Du hast Rosa ja schon immer gehasst. Also ist es auch nicht dein Taschentuch!«
    Gillabeth gab ein unsicheres Lachen von sich. »In meinem ganzen Leben würde ich mir kein rosa Taschentuch zulegen!« Sie hatte ihre selbstgefällige Tugendhaftigkeit von vorhin aufgegeben. »Wir waren nie in dem Raum, von dem du sprichst. Ich wollte in Victorias alten Gemächern nachsehen, ob sie sich dahin verkrochen haben. Und du?«
    »Victoria und Albert sind nicht in der Staatskapelle, deshalb habe ich mich auch zu den königlichen Gemächern auf den Weg gemacht. Dann habe ich etwas Seltsames hinter einer der Türen gehört, habe nachgesehen und bin auf

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