Liberator
apathisch, das passte so gar nicht zu ihr. Er hätte nie gedacht, dass sie so sein könnte.
Aber er unterdrückte seinen Impuls, sie zu trösten, denn was auch immer er über ihre Eltern sagte, es wäre definitiv das Falsche. Stattdessen wechselte er einfach das Thema. »Deshalb bin ich nicht hier. Ich bin wegen des Saboteurs gekommen.«
»Und? Was ist mit ihm?« – »Ihr!« – »Ihr?« – »Ja.«
Riff setzte sich etwas aufrechter hin. »Du weißt, wer’s ist?«
Col nickte. »Ich übergebe sie dir, wenn wir einen Deal machen können.«
»Glaubst du wirklich, dass du in der Position bist, zu feilschen? Du bist ja verrückt.«
»Nein. Ich bin nicht verrückt. Sie ist es.«
Ohne Sephaltinas Namen zu erwähnen, schilderte Col, was Sephaltina gestanden und nicht gestanden hatte. Sie war eindeutig schuldig, diverse Sabotageakte begangen zu haben, aber sie bestritt, Zeb ermordet zu haben und wusste ganz offensichtlich nicht das Mindeste von einer Nachricht, die an einer Kasernentür in Botany Bay angeheftet war. Riff hörte zu, gab aber nicht zu erkennen, was sie dachte.
»Und was die Sabotageakte angeht«, kam Col zum Ende, »so war ihr kaum bewusst, was sie eigentlich tat. Sie ist seit der Befreiung nicht mehr zurechnungsfähig.«
Riff warf ihm einen gerissenen Blick zu. »Du scheinst sie ja gut zu kennen!«
Col machte sofort einen Rückzieher. »Nicht unbedingt.«
»Gehörte sie zu deinen Leuten in der Norfolk-Bibliothek?«
»Nein. Sie ist eine Einzelgängerin.«
»Sie muss doch irgendwo mit anderen Protzern gelebt haben?«
Col schwieg.
»Wo ist sie jetzt?« Riff sprang auf und stand ihm direkt gegenüber. »Sag’s mir!«
»Haben wir einen Deal?«
Ihre Augen blitzten vor Ärger.
Er fragte sich, ob sie ihm gleich wieder eine runterhauen würde. Aber nein, es war nicht dieselbe unkontrollierte Gewalt wie das letzte Mal.
»Was genau willst du?«, fragte sie einlenkend.
»Keine Hinrichtung.«
»Hmm.«
»Und eine faire Verhandlung. Sie kann nur der Sabotageakte schuldig gesprochen werden, die sie auch verübt hat.«
»Lye und Shiv werden sie sowieso hinrichten lassen wollen.«
»Dann musst du Padder und Gansy auf deine Seite bekommen.«
»Ich hab nicht mehr so viel Einfluss, wie du glaubst.«
»Logisch. Wenn du an den Ratsversammlungen nicht teilnimmst, hast du auch keinen Einfluss mehr!«
Riff riss ihm fast den Kopf ab. »Woher weißt du das?«
»Versprichst du mir, deinen ganzen Einfluss geltend zu machen?« Er sprach einfach völlig ruhig weiter.
»Pah!« Sie drehte sich erst weg und dann wieder zu ihm. »Ich kann für nix garantieren.«
»Wenn du versprichst …«
»Wieso würdest du meinem Versprechen glauben?«
Es lag Col auf der Zunge zu sagen: Weil ich dir früher immer in allem vertraut habe. Aber er hielt sich zurück.
»Okay«, sagte sie. »Ich versprech’s. Also sag mir, wer es ist.«
»Sephaltina Turbot.«
»Wer?«
»Meine Frau. Du hast sie doch bei der Hochzeitsfeier getroffen. Die mit der Götterspeise.«
»Die? Wie soll die das denn angestellt haben?«
»Sie war ganz allein in einem Versteck. Es ist eine lange Geschichte.«
»Die kannst du mir auf dem Weg erzählen.«
»Auf dem Weg wohin?«
»Zu ihr. Wo versteckt sie sich?«
»Sie ist jetzt in der Norfolk-Bibliothek. Ich dachte, du berufst eine Sitzung ein, und ich bringe sie dorthin.«
»Ich will sie erst sehen. Deine Frau !« Sie zeigte zur Tür. »Los.«
Col hoffte, dass alles gut ausgehen würde. Er war vor Riff noch immer auf der Hut, sie kam ihm immer noch seltsam und unberechenbar vor. Aber wenigstens hatte sie jetzt ihre Apathie abgelegt.
Sie traten aus der Kabine und gingen los. Col wollte gerade mit der Geschichte loslegen, als er merkte, dass Riff abgelenkt war. Dann hörte auch er es: ein anschwellendes Lärmen. Auf einmal hallte der ganze Juggernaut wider von aufgeregten und erschreckten Rufen, von lauten Schreien und dem Geräusch schneller Schritte. Col und Riff blieben stehen. Einen Augenblick später kam eine Gruppe Dreckiger den Korridor entlanggerannt. »Es sind die anderen Juggernauts!«, schrien sie, als sie an ihnen vorbeiliefen. »Sie kommen direkt auf uns zu!«
»Sie sind da!«
40
Riff spurtete los, und Col folgte ihr so schnell er konnte. Es blieb keine Zeit, auf einen Dampffahrstuhl zu warten, deshalb sprang sie eine Treppe nach der anderen nach oben. Natürlich war sie auf dem Weg zur Brücke.
Ihm fiel ein, was Septimus über die überlegene Bewaffnung der anderen Juggernauts
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