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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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scheußlichen schmutzigen Dinger aus Metall. Ich möchte nicht einmal an sie denken.«
    »Du hast also nicht versucht, einen Dampffahrstuhl auf Deck 1 zu sabotieren?«
    »Ich hab mich noch nie soweit hinabgetraut wie zu Deck 1.« Sephaltina schüttelte sich. »Viel zu nah an Unten!«
    »Ich glaube ihr.« Col nickte. »Sie ist die Saboteurin, aber nicht der Mörder. Sieh sie dir doch an. Zu naiv, um überhaupt lügen zu können.«
    Gillabeth war nicht so überzeugt von Sephaltinas Unschuld. »Lass das den Rat entscheiden. Wir sollten sie dem Revolutionsrat übergeben.«
    »Sie hat dort kein faires Verfahren zu erwarten«, wandte Col ein, »nicht unter der Führung von Shiv und Lye.«
    »Ich denke, sie werden sie hinrichten lassen«, stellte Mr. Gibber lapidar fest.
    »Neeeiiiin!« Quinnea hatte die Hände von ihren Ohren genommen und Mr. Gibbers unheilvolle Worte vernommen. »Nicht hinrichten!«, jammerte sie laut. »Nicht meine Schwiegertochter!« Beschützend stellte sie sich vor Sephaltina. Auch wenn sie nicht so wirkte, als könne sie auch nur einem kleinen Windstoß standhalten, mochte sie doch niemand beiseiteschieben. Stattdessen versuchten alle, Quinnea mit Worten zu überzeugen – aber den Worten hielt sie stand.
    Das Gespräch entwickelte sich zu einer hitzigen Auseinandersetzung. Alle, außer Quinnea und Col, wollten Sephaltina dem Rat übergeben und damit weiteren Sabotage-Anschuldigungen ein Ende setzen. Aber Quinnea hatte die Hysterie auf ihrer Seite. Sie bebte von Kopf bis Fuß, und ihr Kopf zitterte so sehr, dass ihre Frisur sich auflöste und ihr Haar in Hunderten von Strähnen herabhing.
    »Seht, was ihr mir antut!«, kreischte sie. Col fühlte sich, als stecke sein Kopf in einem Papageienkäfig. Denn im Unterschied zu Quinnea war ihm klar, dass sie Sephaltina nicht einfach in der Norfolk-Bibliothek lassen konnten. Es musste doch eine Alternative geben … aber bei all dem Gekreische und Geschrei konnte er nicht nachdenken.
    Plötzlich durchschnitt eine fremde Stimme das Gezeter.
    »Möglicherweise ist der Hinweis von Bedeutung, dass nicht alle Mitglieder des Revolutionsrates so rachgierig sind, wie es bei Shiv und Lye der Fall ist.«
    Der Lärm verebbte. Ein Bibliotheksbewohner nach dem anderen drehte sich zu Antrobus.
    »War das …?« – »Hat er …?« – »Antrobus …?« – »Seine ersten Worte!«
    »Er spricht nur in ganzen Sätzen«, erklärte Gillabeth. »Er hat das schon mal gemacht.«
    Der ganze Streit war vergessen. Für einen Moment stand Cols kleiner Bruder im Zentrum der Aufmerksamkeit.
    »Sag das noch mal, Antrobus!« – »Oder etwas anderes!« »Oder überhaupt irgendwas!«
    Aber Antrobus war viel zu ernsthaft, um nur um des Sprechens willen zu sprechen. Er gab nichts mehr von sich.
    »Er war es, der alle Hinweise ausgewertet und uns zu Sephaltina geführt hat«, erklärte Gillabeth.
    Und jetzt hat er mir wohl wieder geholfen, dachte Col. Denn nachdem sein Kopf nicht länger in einem Papageienkäfig steckte, konnte er abwägen, was Antrobus gesagt hatte. Richtig, es gab ja noch eine Gemäßigte, die Einfluss im Rat hatte – Riff. Vielleicht würde er mit ihr ins Geschäft kommen. Er konnte ihr anbieten, den Saboteur auszuliefern, wenn sie ihm zusicherte, dass er nicht hingerichtet würde.
    »Ich werde mit Riff über Sephaltina sprechen«, verkündete Col. »Tut nichts, bis ich wieder hier bin!«
    39
    Während des ganzen Wegs zu Riffs Kabine versuchte Col, die Dinge nüchtern zu betrachten. Er musste mit Riff sprechen, weil das der einzige Weg war, Sephaltina zu retten. Er hatte seine Meinung natürlich nicht geändert, die Beziehung war beendet. Er ging nicht seinetwegen zu ihr, nein, es ging nicht um ihn! Aber … immerhin würde er sie sehen!
    »Herein«, antwortete eine flache Stimme auf sein Klopfen.
    Sie saß auf ihrem Bett, gegen ein Kissen an die Wand gelehnt. Ein halbes Dutzend Bücher lag neben ihr auf dem Bett, aber es wirkte nicht so, als habe sie eben darin gelesen.
    Sie starrte ihn an. »Colbert Porpentine«, sagte sie langsam.
    Zumindest war er nicht einfach nur irgendein Protzer für sie. Diese Hürde war genommen: Sie nahm ihn wieder wahr.
    »Ich möchte mit dir reden«, begann er.
    »Es gibt nichts zu reden«. Sie machte eine vage erschöpfte Geste. »Du kannst sie nicht zurückbringen. Das kann niemand.«
    Sie grübelte also noch immer über den Zustand ihrer Eltern nach. Cols erste Erleichterung wich einem Gefühl des Unbehagens. Riff wirkte traurig und

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