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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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gesagt hatte. Wie konnten sie dagegenhalten? Und wie viele Juggernauts waren es überhaupt?
    Er folgte Riff über die letzte Treppe und durch die Tür zur Brücke. Dort ging es zu wie in einem Ameisennest. Schiffsglocken erklangen, Trillerpfeifen ertönten, Befehle wurden gebrüllt. Alle waren viel zu beschäftigt, um ihn zu bemerken.
    Riff schien sich kaum bewusst zu sein, dass Col ihr gefolgt war. Etwa ein Dutzend Dreckiger standen an den Steuergeräten und betätigten die Kontrollhebel. Riff gesellte sich zu ihnen. Andere Dreckige standen auf dem erhöhten Teil der Brücke, sahen durch die gewölbte Fensterfront und riefen den anderen zu, was Draußen geschah.
    »Das ist die russische Fahne!« – »Wieso haben sie gehalten?« – »Sie wechseln auf Walzen.« – »Andere Walzen als unsere.« – »Ganz andere!« – »Was zieht der denn?«
    Der russische Juggernaut? Das musste die Romanow sein, erinnerte sich Col. Er wollte sich selbst einen Eindruck verschaffen, und ging hinüber zu der Treppe, die zu der erhöhten Ebene führte. Aber als er gerade die erste Stufe betreten wollte, drehte sich ein Dreckiger über ihm um und schrie den Leuten zu, die an den Hebeln zum Regeln der Maschinen standen: »Rechts, rechts halten! Wieso bewegen wir uns noch nicht? Rechts halten!«
    Es war Padder, Riffs Bruder. Er sah nach unten, und sein Blick fiel auf Col. »Verflucht noch mal …« Sein cholerisches Gesicht brannte schon wieder vor Ärger. »Was macht der denn hier? Keine Protzer auf der Brücke! Schmeißt ihn raus! Jetzt!«
    Das wartete Col nicht erst ab, sondern machte auf dem Absatz kehrt und steuerte auf die Tür zu. Als die Dreckigen das sahen, wandten sie sich sofort wieder ihren Aufgaben zu. Ihm war gar nicht bewusst, dass er direkt an Riff vorbei musste, um zum Ausgang zu kommen. Sie stubste ihn mit ihrem Ellbogen an und flüsterte: »Zur Plattform!«
    Erst vier Schritte weiter verstand er. Er ging noch immer auf die Tür zu, drehte dann aber ab und mäanderte lässig auf die Eisentreppe zu, die zur Aussichtsplattform führte. Niemand beachtete ihn, als er die Stufen hinaufstieg. Oben im Gefechtsturm angekommen, entriegelte er die Tür und trat nach Draußen ins Freie. Wie ein orangefarbener Ball hing die Sonne tief am Himmel. Es fing bereits an zu dämmern, und die Wolken hatten sich pflaumenfarben verfärbt. Alles hätte ganz normal ausgesehen, wenn da nicht die Zwillingssäulen gelbbraunen Rauchs gewesen wären, die ein Viertel des Himmels verdunkelten.
    Zwei Juggernauts also. Einer von ihnen war kaum hoch genug, um über der Brüstung der Plattform sichtbar zu sein; der andere zeigte einen Wald von Masten, die durch Drähte miteinander verbunden waren, die wie verknäuelte Vogelnester zwischen den Masten hingen. Und tatsächlich – an einem der Masten flatterte die goldene Fahne des russischen Zarenhauses.
    Col hatte gerade die Tür des Gefechtsturms hinter sich geschlossen, als ein mächtiges Beben die Plattform unter seinen Füßen erzittern ließ. Einen Moment später war auch das dazugehörige Geräusch zu vernehmen: ein tiefes knirschendes Rumpeln wie von einem Donnerschlag. Dann bewegte sich der ganze Juggernaut mit einem Satz nach vorne und drehte gleich rechts bei.
    Col flog durch die Luft, knallte auf das Deck und rutschte weiter zur Seite; er konnte gerade noch die Arme hochreißen, damit er nicht mit dem Kopf voran in die Brüstung krachte. Es gelang ihm, sich an der Brüstung hochzuziehen. Als er wieder auf den Beinen stand, befand er sich nun ziemlich weit hinten auf der Plattform, von wo er einen guten Blick auf Botany Bay hatte.
    Das Ende des Kohlenladegestells hatte sich von der Ladeöffnung auf dem Orlopdeck gelöst. Mit einem metallischen Kreischen kratzte es an der Außenwand des Liberator entlang und verfing sich in den Strickleitern und Netzen, in denen die Dreckigen sich gerne aufhielten. Aber zum Glück war jetzt niemand dort.
    Während Col zusah, fielen Kohleneimer wie kleine Fingerhüte aus dem Ende des Kohleladers. Er wartete nicht, bis sie auf der Erde lagen, sondern wandte sich gleich der anderen Seite zu, denn hier gab es die Aussicht, die zählte.
    Die schräge Plattform ohne Hilfe zu überqueren, war eine echte Herausforderung. Er taumelte hin und her, um die Schwankungen des Juggernaut auszubalancieren. Die letzten fünfzehn Schritte absolvierte er in einem einzigen Anlauf.
    Die imperialistischen Juggernauts lagen Seite an Seite hinter der Landzunge vor Botany Bay. Die Romanow

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