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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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war der größere der beiden – fast ebenso gewaltig wie der Liberator . Jetzt verstand Col die Frage der Dreckigen: Was zieht der denn ?
    Der russische Juggernaut war in drei Teile gegliedert, ein Hauptsegment mit zwei kleineren Segmenten im Schlepptau. Die Segmente waren khakifarben gestrichen, und jedes von ihnen besaß einen eigenen Rumpf, der auf allen Seiten steil abfiel. Es gab keinerlei Aufbauten, nur oben auf dem Hauptsegment waren die borstigen Masten und die verknäulten Vogelnester zu sehen. Die zwei Segmente im Schlepptau waren nichts als solide oben flache Blöcke ohne irgendwelchen Firlefanz.
    Der zweite Juggernaut war niedriger und kleiner, aber wirkte noch bedrohlicher. Er bestand aus einer einzigen mattschwarz gestrichenen Kuppel, die wie der Panzer eines Krebses aussah. Da es weder ein erkennbares Heck noch einen Bug gab, wirkte es so, als könne er sich jederzeit in jede Richtung bewegen. Tarnnetze hüllten seine Außenwände ein, weiter oben war die eiserne Oberfläche von Blasen gesprenkelt, noch weiter oben erhoben sich vier zwiebelturmartige Schornsteine. Col konnte die weiße Schrift auf dem schwarzen Untergrund entziffern: Prinz Eugen . Das war also der österreichische Juggernaut.
    Jetzt verstand Col auch, was die Dreckigen mit Nicht wie unsere Walzen meinten. Die Romanow hatte Raupen unter ihren Rumpfsegmenten, jeweils eine große Anzahl davon. Die Prinz Eugen wiederum besaß eine geringere Anzahl gigantischer Gummireifen, die unter dem Rand der Kuppel hervorlugten. Noch während Col zusah, setzten sich die Räder in Bewegung, und die Raupen begannen voranzurollen. Auf der Romanow knisterten und leuchteten elektrische Funken wie Blitzschläge zwischen den Drähten auf. Unter der Kuppel der Prinz Eugen kamen Dampfwolken hervor und erhoben sich in den Himmel. Die beiden Juggernauts hatten die Umstellung von See- auf Landbetrieb abgeschlossen. Jetzt kamen sie direkt auf den Liberator zu.
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    Der Liberator steuerte noch immer nach rechts, weg von seinen Feinden. Schwerfällig brachte er die halbe Drehung hinter sich, bevor er wieder Fahrt aufnahm.
    Die imperialistischen Juggernauts verfolgten ihn. Sie hatten sich aufgeteilt, offensichtlich um dem Liberator von zwei Seiten den Weg abzuschneiden. Die Prinz Eugen ließ ihr Nebelhorn ertönen – ein schauerlich bebender Ton, der unmelodisch die Tonleiter hinauf- und hinabstieg. Cols Nackenhaare sträubten sich.
    Ihm fiel plötzlich ein, wie sein Großvater ihm erklärt hatte, dass ihr eigener Juggernaut schneller als ein galoppierendes Pferd war. Aber die imperialistischen Juggernauts schienen mindestens so schnell zu sein, besonders die Prinz Eugen . Die Räder und Raupen der beiden Juggernauts wühlten den Boden der Bucht so auf, dass ein Sprühregen flüssigen Matsches auf sie niederfiel.
    Die Prinz Eugen war auf der rechten Seite schon in Führung gegangen. Links halten, dachte Col, und wünschte sich, er könne mit den Dreckigen auf der Brücke kommunizieren. Doch jemand auf der Brücke war zu demselben Entschluss gekommen, denn der Liberator drehte nun nach links.
    Plötzlich gab es einen lauten Knall und einen hellen Schein. Als Col hinunterschaute, sah er, dass ihr Bug über die Tanks, hinter denen sie neun Tage zuvor auf den Beginn des Angriffs gewartet hatten, hinweggepflügt war. Der Inhalt dieser Tanks war explodiert und setzte nun die ganze Küstenlinie entlang einen Tank nach dem anderen in Brand. Unbeirrt setzte der Liberator seinen Weg durch die Flammen fort.
    Die Drehung nach links hatte sie der Romanow näher gebracht – und nun setzte der russische Juggernaut an, sie zu überholen. Ein neues Geräusch war zu hören, lauter sogar als das Donnern der Maschinen und das zermalmende Knirschen der Walzen: eine russische Stimme, die durch ein Megaphon sprach.
    »Sdawaitjes! Sdawaitjes! Sdawaitjes!« Die Worte verstand Col zwar nicht, aber der drohende Ton war in jeder Sprache verständlich.
    Stück für Stück schob sich die Romanow heran. Schon war ihr Bug auf einer Höhe mit dem Heck des Liberator , und sie kam immer näher, bald war sie auf einer Höhe mit dem letzten seiner sechs Schornsteine. Keiner der Juggernauts wich den Kohleladern, die in ihrem Weg standen, aus. Die Eisenträger knickten ein und barsten auseinander, als sie in die mächtigen spinnenartigen Gerüste krachten. Verglichen mit den Juggernauts waren die Kohlelader schwach wie Zündhölzer. Ein letztes durchdringendes Kreischen von Metall war zu hören, ein

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