Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
Augen in Todesahnung unnatürlich weit auf und stürzte röchelnd vornüber.
Ein zweiter Pfeil sirrte heran und traf den Guardian Gregg seitlich in die Brust. Er musste das Herz getroffen haben. Denn der Mann fiel mit einem kurzen, gellenden Aufschrei wie ein gefällter Baum.
Sergeant Bruce überlebte den fast lautlosen Angriff am längsten, wenn auch nur um wenige Sekunden. Er wirbelte beim Einschlag des ersten Pfeils herum und zog den Abzug an seinem Schnellfeuergewehr schon in der Drehung durch.
Kendira stand mitten in der Feuerlinie, doch sie bemerkte es nicht. Sie blickte gerade entsetzt hinunter auf den Guardian mit dem Pfeil quer durch den Hals, der ihr direkt vor die Füße gefallen war.
Zeno, der näher beim Sergeanten stand, erkannte die Gefahr sofort. Er sah, wie der Guardian das Gewehr in die Richtung herumriss, aus der die Pfeile gekommen waren, sah Kendiras abgewandtes Gesicht und handelte geistesgegenwärtig.
» Kendira! Runter! « , schrie Zeno, wartete jedoch nicht darauf, dass sie reagierte, sondern warf sich auf sie und riss sie mit sich zu Boden.
Die Salve aus dem Schnellfeuergewehr jagte haarscharf über ihn hinweg.
Der Feuerstoß wurde jedoch nicht mit einem weiteren Pfeil beantwortet, sondern von zwei ohrenbetäubend krachenden Schüssen, die aus nächster Nähe kamen. Sie hoben den Sergeanten förmlich von den Beinen, schleuderten ihn mehrere Meter rückwärts und beendeten sein Leben, noch bevor sein Körper auf dem Waldboden aufschlug.
Die Sekunden der Stille, die dem kurzen Gefecht folgten, hatten etwas Unheimliches.
Kendira lag einen Moment wie gelähmt unter Zenos Körper, der schwer wie ein Mehlsack auf ihr lastete. Ihr Herz jagte, als wollte es ihr die Brust sprengen, und sie hörte seinen schnellen, flachen Atem an ihrem Ohr. Sie konnte nichts sehen und glaubte, keine Luft mehr zu bekommen.
» Himmel, um ein Haar hätte dich der Guardian umgemäht! « , stieß Zeno hervor.
» Danke, dass du das verhindert hast, Zeno. Aber jetzt erdrückst du mich! « , keuchte sie und schob ihn von sich. Als sie sich aufsetzte, bemerkte sie die Schatten, die von allen Seiten lautlos aus der Dunkelheit ins helle Mondlicht traten und sich ihnen näherten.
Und dann blickte sie in die Gesichter von Wölfen.
50
Es dauerte einige Sekunden, bis Kendira und ihre Gefährten ihren ersten Schrecken überwunden hatten. Dann sahen sie, dass sie es nicht mit sieben geisterhaften Wolfsgestalten zu tun hatten, sondern mit Menschen aus Fleisch und Blut.
Die Männer, von denen keiner älter als Mitte zwanzig war, trugen Mokassins, mit Fransen besetzte Hosen und Hemden aus demselben dunkelbraunen speckigen Wildleder und auf dem Kopf einen präparierten Wolfsschädel samt Fell und Augen, jedoch ohne den Unterkiefer. Der Wolfskopf saß auf einer Lederkappe, die von einem ledernen Kinnband gehalten wurde.
Die harten, knochigen Gesichter unter den vorspringenden Wolfsschnauzen waren mit graublauen geometrischen Tätowierungen bedeckt. Aus diesem Muster stachen zwei nebeneinanderliegende gezackte Linien hervor, die einem zweifachen Blitzsymbol ähnelten und von roter Farbe waren. Diese martialischen Markierungen begannen knapp unterhalb der Augen und endeten am Kinn.
Vier der Männer hielten aus Metall und nach dem Prinzip von Blattfedern gefertigte Bögen in den Händen und hatten geflochtene Pfeilköcher auf dem Rücken. Die drei anderen waren mit mächtigen, doppelläufigen Schrotgewehren bewaffnet. An ihren Gürteln hingen mit Stoffstreifen umwickelte Metallbehälter. Manche waren rund und so dick wie eine Faust, andere ähnelten Aluflaschen, nur dass sie schmaler und gerade mal so lang wie eine Hand waren. Gemeinsam war ihnen jedoch der kurze Stift, der aus dem bauchigen Teil hervorragte und an seinem Ende mit einem Ring versehen war. Zudem trug jeder an seiner Hüfte ein Messer mit langer und breiter Klinge, dessen Griffstück aus Horn geschnitzt war.
Die drei Männer mit den Schusswaffen sowie einer mit Pfeil und Bogen blieben am Rand der kleinen Schneise stehen, glitten hinter Bäumen und Sträuchern in Deckung und wandten ihnen allen scheinbar unbekümmert den Rücken zu.
Kendira wusste sofort, dass dem nicht so war, sondern dass sie den Wald wachsam beobachteten und ihre Kameraden vor unliebsamen Überraschungen schützten. Die Feuerstöße, die die Guardians abgegeben hatten, und die donnernden Schüsse aus den großkalibrigen Schrotgewehren hatte man vermutlich im ganzen Tal gehört. Es galt
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