Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
Pfeilspitze. Es ging durch einige weitere Höhlen von erstaunlicher Größe, von denen in alle Richtungen weitere Gänge und Schächte abzweigten. Die Markierungen führten sie stetig aufwärts.
Plötzlich blieb Dante vor einem viele Meter hohen, aber nur knapp einem halben Meter breiten Spalt stehen. » Hier ist es! Durch diesen Spalt geht es ins Freie! « , rief er und deutete auf die Markierung. Jaydan hatte hier einen um die Ecke weisenden Pfeil mit Doppelspitze gleich drei Mal auf die Felswand gemalt und daneben noch ein Hurra! gesetzt.
Im Licht der Taschenlampen war zudem deutlich zu erkennen, dass er aufbeiden Seiten an mehreren Stellen Gestein aus den Wänden gebrochen hatte, um den Spalt so weit zu öffnen, dass man sich hindurchzwängen konnte.
Von freudiger Erwartung gepackt, folgten sie Dante in den Spalt. Man musste sich seitlich hindurchzwängen und sich dabei so dünn wie möglich machen, um sich nicht rechts und links die Haut aufzuschürfen. Nach einigen Schritten vollführte der breite Riss im Fels einen scharfen Knick nach rechts und stieg steil an. Loses Gestein bedeckte den Boden, und man musste sehr aufpassen, um nicht auszurutschen und seinen Hintermann beim Sturz mit sich zu reißen.
Zwanzig, dreißig Meter weiter mündete der Durchlass in eine kleine Höhle. Sie lief wie ein umgestürzter Kegel an ihrem hinteren Ende spitz zu und ging dort in eine ovale Röhre über. Diese war zwar mehrere Meter breit, bot aber kaum einen Meter Deckenhöhe. Die Röhre, die aufgrund ihres steilen Anstiegs fast als Schacht zu bezeichnen war, vollführte einige Windungen.
Abrupt gelangten Dante und Kendira, die hinter ihm ging, ans Ende der Röhre. Als Dante sich vorbeugte und die Taschenlampe nach unten richtete, sahen sie vor sich eine steil abfallende Felswand von gut zweieinhalb Metern und an ihrem Ende sandigen Boden. Die Röhre hinter ihnen und die Felswand vor ihnen bildeten zusammen ein auf dem Kopf stehendes V.
Dante schaltete die Taschenlampe aus und Kendira blickte sich verblüfft um. Wo vor ihren Augen eben noch pechschwarze Dunkelheit geherrscht hatte, sah sie nun im schwachen Mondlicht die vagen Umrisse von Bäumen.
Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass die ovale Röhre in einer zum Wald hin offenen Felshöhle endete, die unten vom Boden völlig unscheinbar aussehen musste.
» Hey, ihr zwei! Warum geht es nicht weiter? « , riefNekia mit einer Mischung aus Ungeduld und Bangen. Sie fürchtete wohl, Dante und Kendira könnten unverhofft doch noch auf ein unüberwindliches Hindernis gestoßen sein.
» Weil ich mich erst einmal einen Augenblick orientieren und überlegen muss, wie wir am besten auf den Waldboden hinunterkommen, den wir da unter uns entdeckt haben « , antwortete Dante vergnügt.
» Was? « , kam es aufgeregt von Carson. » Haben wir es geschafft? Ist das da oben wirklich der Ausgang in den Totenwald? «
» Und ob er das ist! Kommt und überzeugt euch selbst! « , rief nun Kendira mit leisem Jubel in der Stimme über die Schulter zurück und schon kletterte sie auf der anderen Seite hinunter.
Sie befand sich in Freiheit, zum ersten Mal in ihrem Leben!
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Vor Freude und unendlicher Erleichterung fielen sie sich gegenseitig um den Hals. Vergessen waren die Strapazen, die Ängste und Beklemmungen und der vergossene Schweiß. Jeder drückte jeden und sogar Zeno war davon nicht ausgenommen. Dass Dante Kendira länger in seinen Armen hielt und sie fester an sich drückte als jeden anderen, fiel in dem Jubel nur Carson auf. Vermutlich ließ er sich deshalb nicht nehmen, ihr schnell einen Kuss auf jede Wange zu drücken. Nekia führte sogar einen regelrechten Freudentanz auf und drehte sich lachend um ihre eigene Achse.
» Wir sind frei! Wir sind frei! « , rief sie verzückt. » Wir haben das Unmögliche geschafft: Wir sind Liberty 9 entkommen! «
» Jetzt erst sind wir wirklich Libertianer! « , riefKendira überglücklich.
» Nicht so laut! « , ermahnte Dante sie schnell. » Oder wollt ihr, dass uns eine Patrouille hört? Wir können nämlich nicht allzu weit vom Waldsaum entfernt sein. Sonst würden wir wohl kaum da drüben das Licht eines Suchscheinwerfers sehen können. «
Das freudige Durcheinander erstarb augenblicklich, und alle blickten in die Richtung, in die Dante deutete. Sie sahen gerade noch den schwachen Schein eines Suchscheinwerfers, dessen Lichtfinger über den Wald glitt, hier und da zwischen den Bäumen aufblitzte und sich rasch wieder entfernte,
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