Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
gestürzt kamen.
Jaydan war ein Servant von etwas gedrungener, aber sichtlich muskulöser Statur. Er hatte den breiten Brustkorb eines Ringers und sein kantiges Gesicht sah aus wie mit einem Messer grob aus einem harten Stück Holz geschnitzt. Seine gebräunte Haut verriet, dass er seine Arbeit als Servant überwiegend im Freien verrichtete, selbst im Winter.
Mit einem Satz war er bei Kendira, packte sie mit hartem Griff am Oberarm und zischte: » Was hast du hier zu suchen? Schnüffelst du uns nach? «
Sie verzog das Gesicht unter dem brutalen Griff des Servanten. » Lass mich los! « , stieß sie hervor. » Du tust mir weh! «
Ungläubig und sichtlich sprachlos starrte Dante sie an.
» Verdammt noch mal, du magst ein Elector sein « , fauchte Jaydan sie an. » Aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, dich heimlich anzuschleichen und uns zu belauschen! Was wir zu bereden haben, ist was Privates unter uns Servanten und geht dich überhaupt nichts an. «
Nun löste sich Dante aus seiner vorübergehenden Starre. » Jaydan! Hast du sie noch alle? « , rief er erschrocken und fiel ihm hastig in den Arm. » Lass Elector Kendira los! Oder willst du, dass wir uns vielleicht die Abschiebung nach Eden einhandeln? «
» Du kennst sie? « , fragte Jaydan grimmig und ließ Kendiras Arm los, wenn auch widerstrebend.
Dante nickte. » Ihr Tisch im Refectorium gehört zu meinem Revier. Sie… sie ist ganz in Ordnung « , versicherte er und warf ihr dabei einen besorgten Blick zu, als hoffte er inständig, sich darin nicht getäuscht zu haben.
Jaydan schien nicht überzeugt. Mit zusammengekniffenen Augen sah er sie an. » So! Und was hat jemand wie du hier unten im Heizungskeller zu suchen? «
Kendira hatte ihre Fassung wiedergefunden und bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. » Das ist privat und geht einen Servanten wie dich überhaupt nichts an « , antwortete sie schlagfertig. » Aber zum Glück für euch habe ich heute meinen nachsichtigen Tag. « Ihr Blick ging kurz zu Dante hinüber, um dann wieder an Jaydan gewandt fortzufahren: » Deshalb will ich nicht nur über die Unverschämtheit deiner Frage hinwegsehen, sondern dir sogar auch noch sagen, warum ich die Treppe heruntergekommen bin, Servant Wie-auch-immer-du-heißen-magst. « Damit gab sie ihm unausgesprochen zu verstehen, dass sie noch nicht seinen Namen aufgeschnappt hatte.
Jaydan schluckte und presste die Lippen zusammen. Offenbar ging ihm erst jetzt auf, zu welchem respektlosen Verhalten gegenüber einem Elector er sich hatte hinreißen lassen.
» Ich habe oben auf dem Gang zwei Stimmen gehört und dachte, es wären zwei Jungen aus meinem Level, die sich in die Haare geraten waren. Aber das war offenbar ein Irrtum, wie ich sehe. « Sie bedachte beide mit einem betont abschätzigen Blick. » In einem hast du jedoch völlig recht, Servant. Das Geschwätz von zwei Typen, die sich hier unten vermutlich vor der Arbeit drücken und sich über irgendeinen Blödsinn streiten, hat mich wirklich nichts anzugehen. Dafür ist die Zeit für uns Electoren einfach zu kostbar! «
Damit kehrte sie ihnen kühl den Rücken zu und stieg die Treppe wieder hoch.
Nach vier Stufen blieb sie jedoch plötzlich stehen und wandte sich um. » Noch etwas! Wage es nie wieder, mich anzufassen, Servant! Das nächste Mal kommst du nicht so billig davon, das schwöre ich dir! «
Mit blassen Mienen starrten Jaydan und Dante zu ihr herauf. Keiner wagte ein Wort zu sagen.
9
Mit geraffter Kutte rannte Kendira über den großen Vorplatz und passierte die Tube zu ihrer Rechten. Das etwas zurückgesetzte Rundgebäude mit seiner welligen und fensterlosen Stahlfassade bestand nach außen hin aus vier jeweils mehr als mannshohen Metallröhren. Sie wirkten wie vier gigantische aufeinanderliegende Reifen eines Monster-Quads mit einem Durchmesser von gut und gern dreißig Metern. In ihrem Innern verbargen sich noch acht weitere Röhren, die jedoch einen weitaus geringeren Durchmesser besaßen. Offiziell hieß das Gebäude Adventastik Ring Arcade, aber niemand nahm diesen Wörter-Bandwurm in den Mund. Selbst die Oberen nannten es nur die tube.
Ein strahlend blauer Himmel spannte sich über dem Liberty Valley. Die dichten Wälder, die sich die Hänge hinaufzogen, leuchteten im saftig grünen Blätterkleid des Frühsommers, und die wild gezackten weißen Kronen der fernen Berggipfel aus Schnee und Eis glitzerten wie auf Hochglanz poliert. Ein Weißkopfadler mit weit gespannten Schwingen
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