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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Nekia und Colinda überwachten.
    » Hier kommt dein erstes Pärchen! « , rief er Nekia zu. Sie hatte das Ausscheren und das Abfangmanöver aufmerksam verfolgt und war bereit, die beiden Roten zu übernehmen. Mittlerweile hatten sich die Punkte in leuchtende Stäbe verwandelt.
    Nekia blockte den Flug der beiden roten Stäbe ab und schickte sie mit einem kurzen Bouncen zu Kendira hoch in den zentralen Sektor.
    Kendira übernahm sie. Mit dem Zeigefinger drückte sie die Grip-Taste, worauf sich ihre Cursor in rechteckige Zangensymbole verwandelten. Sie griffen nach den Stäben. Es folgte ein Druck auf die Pusher-Taste, begleitet von einer genau dosierten seitlichen Bewegung mit dem Joystick, und die beiden roten Stäbe glitten in ein schwach schraffiertes Feld an der rechten unteren Außenkante des quadratischen Gitters. Schnell drückte sie die Lock-Taste, und die ersten beiden Stäbe saßen an ihrem vorherbestimmten Platz fest verankert.
    Indessen trieben die gelben und blauen Stäbe aus der Tiefe des virtuellen Raums heran. Sie einzufangen und an der richtigen Stelle in das Gitternetz des Kubus einzufügen, erforderte von Kendira nach all den Jahren der Übung anfangs keine besondere Anstrengung. Aber sie wusste, wie trügerisch die ersten Minuten waren und dass die wirkliche Herausforderung noch auf sie wartete.
    Denn das Programm änderte das Tempo und die jeweilige Zahl der aus der virtuellen kosmischen Tiefe aufsteigenden Farbstäbe in unvorhersehbaren Intervallen. Mal schossen die farbigen Stäbe in rasanter Folge wie Leuchtspurgeschosse oder wie in bunten Schwärmen aus dem schwarzen Rachen, sodass jedes ihrer Teammitgleider alle Hände voll zu tun hatte und mit höchster Konzentration seine Joysticks bedienen musste, um unter dem Ansturm nicht die Übersicht und Kontrolle zu verlieren. Dann wiederum schien der Strom der Spektralstäbe urplötzlich zu versiegen, und es trudelte gerade mal eine Handvoll von ihnen heran, ganz gemächlich durch die tiefe Schwärze floatend. Und je länger der Run dauerte, desto mehr wusste jeder von ihnen diese kurzen Atempausen zu schätzen. Nur dauerten diese immer viel zu kurz, während dagegen die eruptiven Schübe immer mehr an Stärke gewannen.
    Anspannung und Belastungen wuchsen, und es wurde in der Sim-Kabine auch kaum noch gesprochen. Gelegentlich gab es einen knappen Zuruf, und dann und wann entfuhr einem von ihnen auch mal ein verärgertes » Mist! « oder » Verdammt! « , aber das war auch alles. Jedes Quäntchen Energie und Aufmerksamkeit wurde für die Arbeit an der Bildschirmwand benötigt.
    Die heranfliegenden Stäbe unter Kontrolle zu halten und Kendira zuzuführen, kostete von den Catchern Fling und Flake sowie ihren Receivern und Bouncern Nekia und Colinda eine Menge Kraft und Konzentration. Aber wer wie Kendira im Sitz des Drivers saß, der hatte eine noch viel komplexere und nervenaufreibendere Aufgabe zu erfüllen.
    Die Stäbe waren nämlich zusätzlich magnetisch aufgeladen, und das Programm schickte sie, nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, mal mit positivem Magnetfeld und mal mit negativem Magnetfeld auf den Bildschirm. Das führte dazu, dass sich die Stäbe einer Farbe gewissermaßen » weigerten « , sich im Gitternetz an ihresgleichen oder an die Stäbe jener Farbe anzufügen, die auf der Skala der Spektralfarben folgte und somit im Kubus ihre natürliche Nachbarin war. Andererseits zogen sich immer wieder Stäbe fast unwiderstehlich an, die nicht zusammengehörten.
    Sowie ein Driver diese verkehrten Anziehungskräfte oder Widerstände spürte, die sich erst bei der Annäherung offenbarten, musste er blitzschnell zu den Schiebereglern greifen, die Stärke der Veränderung des magnetische Kraftfelds einstellen und die Umpolung per Daumendruck auf den Shooter aktivieren. All das jagte den Herzschlag hoch und trieb den Schweiß aus den Poren, und nicht wenige, die sich als Driver versucht hatten, waren unter dem enormen Druck mitten im Run zusammengebrochen und hatten aufgegeben.
    Kendira besaß die Nervenstärke und die physische Ausdauer, um stundenlang mit höchster Konzentration den Ansturm der heranjagenden Stäbe zu bestehen. Was jedoch nicht hieß, dass ihr dabei nicht immer wieder einige von ihnen entkamen. Kein Driver konnte das vermeiden. Noch nie hatte jemand bei einem Run 100 Prozent erreicht, weder im Team noch bei einem Solo. Die Frage war nur, wie viele man als Driver entkommen ließ.
    Das Ende des Runs kam wie immer unerwartet. Der Strom

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