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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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fürwahr! Der Grund sind die Unterweltler, die da unten hausen, die Tunnelratten. Aber damit meine ich nicht die übliche Sorte mit vier Beinen. Nein, die Tunnelratten, von denen ich spreche, sind die Verrückten, die Vergessenen, die Unsichtbaren und die Abartigen unserer Spezies, die jedoch kaum noch etwas an sich haben, das man noch menschlich nennen könnte. Sie kommen nur nachts aus der Tiefe, um oben in der Trümmerlandschaft auf Beutezug zu gehen. «
    » Was genau haben wir denn von den Tunnelratten zu fürchten? « , wollte Nekia mit zittriger Stimme wissen.
    Dustys Gesicht verschloss sich. » Ich glaube nicht, dass irgendeiner von euch das wirklich wissen will. Und ich denke nicht daran, euch mehr zu verschrecken, als notwendig ist « , beschied der Runner sie.
    » Und wir müssen wirklich durch den Abyss? « , fragte Nekia beschwörend.
    » Ja, wir müssen, und ich bin wahrlich nicht lebensmüde « , erwiderte der Runner unerbittlich. » Wenn es nicht unsere einzige Chance zu überleben wäre, würde ich da nicht für alles Geld der Welt hinuntersteigen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Sehen wir zu, dass wir weiterkommen! «
    Damit wandte sich Dusty um und sprang von der Bahnsteigkante auf das Schotterbett. Er richtete das Licht seiner Taschenlampe kurz auf den Tunneleingang und rief ihnen über die Schulter noch einmal mahnend zu, dicht hinter ihm zu bleiben, so wenig Lärm wie möglich zu machen und nicht zu reden, ja nicht einmal zu flüstern.
    Was den Libertianern nicht sonderlich schwerfiel. Keinem war nach Reden zumute, schon gar nicht nach dem grässlichen Anblick der beiden von Ratten zerfressenen Leichen und dem, was Dusty ihnen soeben über die Schreckenswelt des Abyss mitgeteilt hatte.
    Sie folgten dem Tunnel mehrere Minuten auf dem schmalen Laufsteg, der kniehoch über dem Schotterbett an der Wand entlangführte. Die Schienen der Gleise fehlten. Man hatte sie herausgerissen. Es roch nach Verwesung, Exkrementen, Schimmel und muffiger, abgestandener Luft. Nach etwa einem halben Kilometer ging die bislang gerade Tunnelführung in eine lange Biegung über.
    Dusty wechselte mitten in der Biegung die Tunnelseite und hielt auf etwas zu, das wie eine Nische in der Wand aussah. Aus der Nähe stellte sich die Nische als Durchgang zu einem langen Versorgungstunnel und Notausgang heraus. An seinem Ende führte eine Eisentreppe steil nach oben.
    Am Fuß der Treppe blieb Dusty stehen, kniete sich nahe der Wand und direkt unter der Treppe hin und richtete das Licht seiner Lampe auf eine verrostete viereckige Eisenplatte, die an dieser Stelle in den Boden eingelassen war. Er klappte die beiden Griffe, mit denen die Abdeckung versehen war, aus ihren Vertiefungen, hob die Eisenplatte vorsichtig an und setzte sie ebenso behutsam neben der Öffnung wieder ab. Dann winkte er Dante zu sich heran.
    » Wenn du gleich als Letzter hinuntersteigst, musst du den Deckel wieder einsetzen! « , raunte er ihm zu. » Achte höllisch darauf, dass er dabei bloß nicht laut über den Rand schabt oder gar mit einem Krachen in seine Einfassung fällt. Am besten, du balancierst ihn auf den Fingerspitzen, okay? «
    » Nichts leichter als das, Dusty. Solche Balanceakte über Kopf und auf einer Leiter sind doch mein tägliches Brot « , flüsterte Dante sarkastisch zurück.
    Dusty ging nicht darauf ein. » Was ich fast vergessen hätte und was für euch alle gilt: Hängt euch das Gewehr oder die MP über die Schulter, schiebt den Lauf unter den Gurt eures Tornisters und presst die Waffe mit dem Ellbogen eng an den Körper! Es darf nichts gegen das Gestänge scheppern, verstanden? Und du pass bloß auf dein Rohr auf, Hitzkopf! « Er deutete auf Carson. » Ich warte unten auf euch! « Dann nahm er seine Taschenlampe und lüftete kurz die metallene Melone, um sie sich um den Hals zu hängen, schwang sich über den Rand der Schachtöffnung und kletterte abwärts, behände und lautlos wie ein Schatten.
    Die Erste, die nach ihm mit schweißnassen Händen und einem kalten Schaudern nach den rostigen Sprossen der Leiter griff und ihm hinunter in den Abyss folgte, war Kendira.

54
    Mit der Maschinenpistole zwischen den Beinen kauerte Kendira an der mit altem Ruß und Schimmel bedeckten Backsteinwand des Tunnels. Er lag zwei Ebenen unter dem Einstiegsloch im Versorgungsgang, in dem ein unangenehmer, jedoch schwer zu definierender Geruch vorherrschte.
    Sie fuhr sich mit dem Ärmel ihres Overalls über das verschwitzte Gesicht und wischte mehrere

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