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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Lichtstreifen direkt neben ihnen über den Bodenrost und das Geländer. Hätten sie nur einen Schritt weiter rechts gestanden, hätte das Licht sie erfasst.
    Das eingeschaltete Neonlicht fiel nämlich aus der offen stehenden Tür eines Zimmer, das gerade zwei Männer betreten hatten. In ihrer Aufregung hatten Duke und Colinda die Existenz der Tür überhaupt nicht bemerkt. Geistesgegenwärtig wichen sie vom Geländer zurück und pressten sich erschrocken gegen die Wand.
    Mit dem Lichtschein drangen zugleich auch zwei Männerstimmen zu ihnen hinaus auf die Galerie. Eine davon erkannten sie sofort. Es war die dunkle Stimme eines bulligen Sec Masters namens Butch. Die andere war ihnen fremd.
    » …machst du dir besser nicht zur Gewohnheit, wenn du dein Jahr Wachdienst hier im Bunker abreißen willst, ohne zu Neutronenfutter zu werden « , sagte Butch gerade. » Halte vor allem immer ein wachsames Auge auf das Dosimeter, wenn du runter zu den Electoren musst, Mitch! «
    » Klar, mach ich schon. Habe bestimmt nicht vor, zu Neutronenfutter zu werden, wie ihr das nennt, und so zu enden wie die Kids da unten « , sagte die fremde Stimme mit einem spöttischen Auflachen, während eine Metalltür blechern klapperte. » Nur eines verstehe ich nicht. «
    » So? Was denn? «
    » Na, dass Hyperion diesen Kids die Schaltzentrale und damit die Kontrolle über die gesamte Stromverteilung überlässt « , wunderte sich der Mann namens Mitch. » Ich meine, nach ein paar Monaten Arbeit unten in den Reaktorblöcken und nach mehreren Prüfgängen durch die Strahlenhölle von Block III sind die doch schon sterbenskrank! Wie kann man ihnen da… ach was, wie kann man ihnen überhaupt die Stromverteilung überlassen? «
    Butch lachte kehlig. » Man merkt, dass dies heute dein erster Tag ist, Kumpel. Denn sonst wüsstest du, dass die echte Schaltzentrale woanders liegt, nämlich ganz oben, gleich unter dem neuen Dach von Block III . «
    » Aber was machen die Kids denn dann in dieser Halle mit den tollen Mosaiken und dieser riesigen Leuchttafel an der Wand? « , fragte Mitch verblüfft.
    » Unsere ahnungslosen Morituri spielen mit einem Computerprogramm, das sie hübsch in Atem hält, indem es ihnen nach einem Zufallsprinzip ständig irgendwelche kleinen und größeren Störungen auf die Schalttafeln lädt « , erklärte Butch. » Manchmal macht sich einer der richtigen Controller oben auch einen Spaß daraus, ihnen eine scheinbar schwere Krise zu verpassen, auf dass ihr Puls auf zweihundert rast und sie hinterher glauben, wirklich was Tolles geleistet zu haben. Ist eben die totale Verarschung. Aber irgendwer muss den tödlichen Job da unten ja machen, und besser die ahnungslosen Kids, die man irgendwo in den Bergen dafür herangezogen hat, gehen drauf als wir. So, und jetzt schnapp dir da drüben ein Dosimeter und häng dir eine von den Chipkarten um. Und dann lass uns gehen. «
    » Was meinst du, ob sie schon die zehn Morituri aufgestöbert und kaltgemacht haben, die nach dem Absturz des Helikopters heute Morgen lebend aus dem Wrack spaziert sind? «
    » Keine Sorge, diese Grünschnäbel kommen in der Dunkelwelt nicht weit– auch nicht mithilfe dieses Runners Dusty Tumbleweed « , versicherte Butch. » Vermutlich haben unsere Leute sie schon längst gestellt und erledigt. Aber wir können ja mal gleich über Funk nachfragen, ob es Neuigkeiten von der Jagd auf sie gibt. Und jetzt Abmarsch, sonst gibt’s einen Anschiss, was wir so lange hier gemacht haben. «
    » Was ist mit der Tür? Soll die offen bleiben? «
    » Nee, ich mach das schon. « Schritte näherten sich dem Ausgang zur Galerie und im nächsten Moment wurde die Tür ins Schloss gezogen und von innen ein Schlüssel umgedreht.
    Colinda und Duke standen noch immer an die Wand gepresst. Sie hatten kaum zu atmen gewagt. Das kurze Gespräch der beiden Sec Master hatte all das, woran sie bis vor wenigen Augenblicken noch unerschütterlich geglaubt hatten, als heimtückische Täuschung entlarvt und ihre Welt zum Einsturz gebracht.
    Nun umfing sie wieder Stille. Es war eine fürchterliche, dröhnende Stille, sodass sie meinten, gleich müsse ihr Kopf platzen. Am liebsten hätten sie ihre Verzweiflung mit aller Lungenkraft hinaus in die Nacht geschrien.
    Doch sie rissen sich zusammen und sahen einander an: Jeder blickte in ein Gesicht, das von sprachlosem Grauen und Entsetzen gezeichnet war– und so bleich wie der Tod.

53
    Der Eingang zur alten U-Bahnstation lag gleich hinter der

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