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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Haarsträhnen zur Seite, die ihr über den Augen auf der Stirn klebten. Langsam beruhigte sich ihr Atem und auch ihr Herzschlag stellte allmählich dieses wilde, bis in den Hals hinaufsteigende Jagen ein. Er sank zu einem Rhythmus herab, der zwar noch immer beschleunigt war, jedoch nichts mehr mit einer Panikattacke gemeinsam hatte.
    Dusty stand drei Schritte links vor ihr neben der Schachtöffnung. Er schickte Licht hinauf und nahm ihre Gefährten in Empfang. Einer nach dem anderen kam die Leiter herunter, fast ohne Geräusch. Nur dann und wann war ein leises Schaben zu hören, wenn Stiefelsohlen von einer Sprosse glitten, nach der nächsten Stange tasteten und aufsetzten.
    Und natürlich schneller, hektischer Atem.
    Der Abstieg war ihr endlos erschienen und hatte an ihren Nerven gezehrt. Mit jeder Sprosse war die Angst vor den unbekannten Schrecken des Abyss gewachsen. Nach der fünfzigsten Querstrebe hatte sie aufgehört zu zählen, und sie bezweifelte, dass sie da schon die Hälfte der Strecke abwärts hinter sich gebracht hatte.
    Kendira war jetzt froh, dass sie dem Runner als Erste in den Schacht gefolgt war, verschaffte es ihr doch eine längere Verschnaufpause, um zu Atem zu kommen, ihre Nerven zu beruhigen und sich in Gedanken selbst zu versichern, dass sie auch diese Etappe heil überstehen würden.
    Und warum auch nicht? Sie waren bis an die Zähne bewaffnet und zu allem entschlossen. Sie hatten doch auch andere Gefahren gemeistert! Gefahren, die sie anfangs für unüberwindlich gehalten hatten. Sie hatten Liberty9 befreit, den heimtückischen Verrat der Bones in einen Sieg auf ganzer Linie umgemünzt, den Absturz des Helikopters überlebt und waren dem Hinterhalt der Islander entkommen– bis auf Marco.
    Hailey sank neben ihr zu Boden. Ohne ein Wort natürlich, aber auch ohne sie anzublicken oder durch irgendeine Geste oder Bewegung eine Gefühlsregung erkennen zu geben. Sie starrte wie abwesend auf die Schwärze der gegenüberliegenden Tunnelwand. Ihr Atem ging ruhig und regelmäßig, als hätte sie der Abstieg nicht im Geringsten angestrengt, geschweige denn Ängste in ihr geweckt.
    Kendira berührte sie an der Schulter, rüttelte sie sanft, damit sie zu ihr sah. Doch Hailey reagierte nicht. Unverwandt starrte sie stur geradeaus auf die Wand, als gäbe es dort etwas, das sie auf keinen Fall aus den Augen lassen durfte.
    Fling und Flake trafen ein. Sie setzten sich ebenfalls und Flake grinste sie gequält an. Fling beugte sich vor und presste seine Stirn gegen das kalte Metall seines Gewehrlaufs. Dann kamen Nekia, Zeno und Carson. Wie Schatten, die sich schon wenige Schritte von der einzigen Lichtquelle entfernt in der pechschwarzen Finsternis aufzulösen schienen, zogen sie an ihnen vorbei und suchten sich ein Stück weiter einen Rastplatz. Das Schweigen aller war unheimlich, beklemmend.
    Irgendwo tropfte Wasser von der Decke. Alle ein, zwei Sekunden fiel ein Tropfen in eine Pfütze. Ein monotones Geräusch, das in der Dunkelheit laut und bedrohlich klang– wie das laute Ticken einer ablaufenden Uhr.
    Schließlich näherte sich das zweite Licht dem Schachtausstieg und tauchte dann neben Dusty im Tunnel auf. Dante. Mit ihm waren sie nun vollzählig.
    Der Runner gewährte den zuletzt Eingetroffenen noch eine kurze Atempause. Dann machte seine Hand mit der Taschenlampe ein unmissverständliches Zeichen. Eine zweite eindeutige Geste galt Dante, der die stumme Anweisung, auch hier unten im Tunnel die Rolle des Schlussmanns zu übernehmen, mit einem knappen Nicken bestätigte. Dann setzte sich die Gruppe in Bewegung, so dicht hintereinander, wie Dusty es ihnen eingetrichtert hatte, und angespannt bis in die letzte Faser ihres Körpers.
    Dicht hintereinander und fast im Gleichschritt hasteten sie durch die feuchte Finsternis, immer tiefer hinein in das pechschwarze Labyrinth der Tunnel.
    Und die Angst lief mit ihnen, sie war ihr unerbittlicher Antreiber.
    Nicht ein Wort fiel. Das dumpfe, gleichmäßige Stampfen ihrer Stiefel und der schnelle Atem des Hintermanns, der ihnen in den Nacken fuhr, waren die beiden Geräusche, die sie begleiteten. Den wilden Herzschlag in der Brust hörte nur jeder für sich, wie auch jeder für sich das Salz des eigenen Schweißes auf den Lippen schmeckte.
    Manchmal löste sich der Lichtkegel von Dantes oder Dustys Taschenlampe kurz vom Boden. Dann riss der helle, nervös hin und her zuckende Schein für ein, zwei Sekunden die alten Kabelstränge und rostigen Rohre aus der

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